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Neues Stahlwerk Voestalpines teures Bekenntnis zum Standort Österreich

Der Stahlriese startet den Bau des weltgrößten Edelstahlwerkes in der Steiermark. Konzernchef Eder steht offenbar vor Vertragsverlängerung.
24.04.2018 Update: 24.04.2018 - 15:31 Uhr 1 Kommentar
Voestalpine baut erstes neues Stahlwerk seit Jahrzehnten in Europa Quelle: Reuters
Voestalpine-Zentrale in Linz

Der Konzern hat etwa 50.000 Mitarbeiter in 50 Ländern.

(Foto: Reuters)

Graz Gute Nachrichten für den Industriestandort Österreich: Der Stahlriese hat am Dienstag mit dem Bau des weltgrößten Edelstahlwerkes in Kapfenberg (Steiermark) begonnen. In drei Jahren soll die volldigitalisierte Fabrik jährlich 205.500 Tonnen an Spezialstählen produzieren. Mit der Investition von bis zu 350 Millionen Euro werden nach Unternehmensangaben 3000 Arbeitsplätze gesichert.

„Der heutige Spatenstich für das neue Werk ist nicht nur ein Meilenstein für unseren Konzern und den Standort Kapfenberg, sondern auch ein positives Signal für die europäische Industrie, da erstmals seit Jahrzehnten wieder in ein völlig neues Stahlwerk investiert wird“, sagt Vorstandschef Wolfgang Eder am Mittwoch in Kapfenberg. „ Europa hat nur eine Chance, wenn nicht Energie, sondern Fachwissen im Vordergrund steht. Das war für uns der Grund, in Kapfenberg zu investieren.“ Dort wird seit 124 Jahren Stahl produziert. Das neue Edelstahlwerk ist eines der größten Bauprojekte in dem Alpenland.

Vor kurzem hatte auch der Schweizer Industrieriese ABB angekündigt, rund 100 Millionen Euro bei der neuen österreichischen Konzerntochter B&R zu investieren und damit tausend neue Jobs im Bereich Robotik und Internet der Dinge schaffen zu wollen. Für die konservativ-rechtspopulistische Regierung sind die beiden Investitionen wichtig. „In Europa ist seit 40 Jahren kein solches Werk entstanden“, sagte Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) am Dienstag. „Wir haben mit der Digitalisierung die Chance, Europa wieder zu industrialisieren.“

Die Regierung in Wien hat sich zum Ziel gesetzt, den Industrie- und Forschungsstandort zu stärken. „Als Bundesregierung sind wir motiviert, Rahmenbedingungen zu schaffen, dass die Investment nicht nur stattfinden, sondern dass die Unternehmen damit auch langfristig zufrieden sind“, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) dem Handelsblatt in Linz. „Wir reduzieren die Steuer- und Abgabenlast auf 40 Prozent bis zum Ende der Legislaturperiode und kommen damit auf deutsches Niveau. Damit schaffen wir es, steuerlich attraktiver zu werden“, verspricht der 31-jährige Regierungschef.

Voestalpine-Chef Wolfgang Eder hatte in der Vergangenheit eine moderne Wirtschaftspolitik gefordert, die auf einen schlanken, effizienten Staat und geringeren Steuer und Abgaben setzt. Ein Teil seiner wirtschaftspolitischen Forderungen werden von der Rechtskoalition in Wien umgesetzt. Am Dienstag kündigte die österreichische Regierung an, mit dem Wegfall von Berichts- und Meldepflichten den Unternehmen in der Alpenrepublik das Leben leichter machen zu wollen. Die Bereinigung überflüssiger Regelung soll bis Sommer beschlossen werden.

Österreich hatte in den vergangenen Jahren im Industriesektor Federn gelassen. Im vergangenen Jahr lag der Anteil bei nur 21,8 Prozent an der Gesamtwirtschaft. Zum Vergleich: In Deutschland beträgt 25,7 Prozent.
Mit der Entscheidung zu Gunsten des Industriestandorts Österreichs hat sich der Stahlmanager neue Freunde gemacht.

Die kann der 66-Jährige brauchen. Denn im Februar 2019 läuft sein Vertrag als Vorstandschef aus. Anfang Juni trifft sich der Aufsichtsrat zur Sitzung, um über eine Vertragsverlängerung zu entscheiden. Der gebürtige Oberösterreicher wollte sich auf Anfrage des Handelsblatts nicht äußern. „Ich werde meinen Planungen mit dem Aufsichtsrat diskutieren“, sagte er am Dienstag. In Konzernkreisen wird aber über eine Vertragsverlängerung für Eder spekuliert. Schließlich wird er Anfang Juni eine gute Bilanz vorlegen. Umsatz und Gewinn sollen laut Eder über dem Vorjahr liegen.

Im Geschäftsjahr 2016/17 erzielte das Unternehmen Erlöse von 11,3 Milliarden Euro und ein operatives Ergebnis von Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 1,54 Milliarden Euro. Der promovierte Jurist Eder verbrachte sein ganzes Berufsleben bei der Voestalpine. Bereits seit 14 Jahren steht er an der Spitze des Linzer Konzerns.

„Unsere Stähle haben nichts mit Massenprodukt für Massenmärkte zu tun“, sagte Eder am Dienstag in Kapfenberg. Er erwarte sich einen Effizienzvorsprung gegenüber den Konkurrenten. Das neue Werk wird vor allem Hochleistungsstähle für die Flugzeug- und Autobranche und Öldienstleister liefern. Außerdem werden komplexe Metallteile für den 3D-Druck produziert.

Beim Spatenstich in Kapfenberg war sich Eder sicher, dass der Plan, Ende 2021 das neue Werk anzufahren, eingehalten wird. Das Herzstück der neuen Fabrik auf einer Fläche von 50.000 Quadratmetern ist ein Elektrolichtbogenofen. Dort wird hochreiner Schrott in Verbindungen mit unterschiedlichen Legierungsmetallen zu Edelstählen verschmolzen.

In der Stahlbranche läuft derzeit eine Konsolidierung. Thyssen-Krupp und Tata haben im vergangenen September eine Grundsatzvereinbarung über die Gründung des Joint-Ventures getroffen. Sie wollen den zweitgrößten europäischen Stahlkonzern nach Arcelor-Mittal schmieden. Parallel dazu strebt Tata die Übernahme des indischen Konkurrenten Bhushan Steel an.

Im Gegensatz zu manchen Konkurrenten geht es der börsennotierten Voestalpine mit 50.000 Mitarbeitern wirtschaftlich gut. Die Österreicher setzen auf Forschung und Entwicklung neuer Produkte. Dafür gaben sie im vergangenen Jahr 160 Millionen Euro weltweit aus.

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1 Kommentar zu "Neues Stahlwerk: Voestalpines teures Bekenntnis zum Standort Österreich"

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  • Zum Glück hat Hermann Göring diese Werke gegründet, so haben die Leute heute noch arbeit. Derzeit wird die Industrie sogar mit Steuergelder außer Landes geschafft. Herr Trump hat recht.

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