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Nissan und Elektroauto Die japanische Antwort auf Tesla

Nissan träumt von einer elektrischen Zukunft. In der britischen Hauptstadt London zeigt der japanische Autobauer seine Vision von der Stadt der Zukunft – und seine Alternative zur Powerwall von Tesla.
15.05.2016 - 09:34 Uhr
So grün stellt sich Nissan die Stadt der Zukunft vor. Dafür soll das Elektroauto zum Energiespeicher werden. Quelle: PR
Hochglanz-Idylle mit Elektroauto

So grün stellt sich Nissan die Stadt der Zukunft vor. Dafür soll das Elektroauto zum Energiespeicher werden.

(Foto: PR)

London Der Weltmarktführer bei Elektroautos ist nicht Tesla, auch wenn der kalifornische Elektroautobauer mit seinem Gründer Elon Musk weltweit die größte Aufmerksamkeit bekommt. Der Weltmarktführer bei Elektroautos ist auch nicht VW, auch wenn Konzernchef Matthias Müller das E-Auto zum neuen Aushängeschild der Wolfsburger machen will. Derzeit hat beim batterieelektrischen Antrieb noch ein Hersteller die Nase vorn, den in Deutschland nur wenige auf dem Zettel haben. Der Nissan Leaf ist mit 220.000 Exemplaren immer noch das meistverkaufte Elektroauto der Welt. Doch auch der Weltmarktführer teilt die Probleme der elektrischen Konkurrenz.

Reichweite, Infrastruktur, Preis – RIP, so kürzen Experten die Gründe ab, die viele Kunden vom Kauf eines Elektroautos abhalten. Gerade die Integration der Elektroautos in die Städte ist ein Problem, das die Hersteller kaum alleine lösen können. In London zeigt Nissan nun, wie sich der Hersteller die perfekte elektrische Stadt vorstellt – und welche Rolle Elektroautos darin spielen.

Rund 150 Journalisten haben die Japaner in die britische Hauptstadt geladen, um ihre Vision der zukünftigen Mobilität zu präsentieren. Leere Straßen, grüne Städte – die Hochglanz-Version der elektrischen Mobilität, die Nissan in seinen Werbevideos zeigt, könnte kaum gegensätzlicher sein zum Verkehr, den die Teilnehmer kurz zuvor auf den Straßen der britischen Metropole erleben konnten. „Eine neue Autowelt ist keine Option, sondern eine Notwendigkeit”, erklärt Nissan-Europachef Paul Willcox. In der Stadt der Zukunft sei das Auto nicht nur Fortbewegungsmittel, sondern auch eine Art Batterie auf Rädern. Nachts suchen sich die Fahrzeuge selbstständig ihren Parkplatz, speichern Strom aus Erneuerbaren Energien, der bisher verloren geht, und geben ihn bei Bedarf wieder ab. Vehicle2Grid (V2G) nennen Experten diese Technologie.

Wenn Tesla-Chef Elon Musk über solche Speichersysteme spricht, redet er vom „Missing Link“ – dem fehlenden Teil der Energiewende. Nissan will den kalifornischen Visionär nun links überholen.

So will Tesla den Massenmarkt elektrisieren
Tesla-CEO Elon Musk stellt das Model 3 vor
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Das Warten hat ein Ende, am Abend des 31.März 2016 stellt Tesla sein lange angekündigtes und von vielen mit Spannung erwartetes erstes reines Elektroauto für den Massenmarkt vor. Im Vergleich zum (mittlerweile ausgelaufenen) Tesla Roadster, sowie den aktuellen dem Model S und Model X ist das Model 3 aber nur etwa halb so teuer. Zum Basispreis von rund 35.000 US-Dollar können die Kunden es heute bereits bestellen, auf die Straße kommen wird es aber nicht vor 2017.

(Foto: AP)
Das Model 3 feierte seine Premiere im Tesla Motors Design Studio im kalifornischen Hawthorne.
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Mit dem Model 3 will Tesla den für das börsennotierte Unternehmen wichtigen Übergang von der Manufaktur zum Großserienhersteller schaffen. Auch von Aktienanalysten und der Autoindustrie wird dieser Schritt mit Argusaugen beobachtet. In der Vergangenheit konnten weder brennende Batterien, hakelige Flügeltüren, noch monatelange Lieferzeit die Kunden schrecken. Auch die Börse hat dem Unternehmen bislang die roten Bilanzen stets verziehen. Doch das kann sich schnell ändern ...

(Foto: AP)
Tesla Model 3
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Tesla verspricht ein cooles, ein sauberes Auto, - und liefert. Der rein batteriebetriebene Viertürer mit nach hinten abfallendem Glas-Coupédach wird unter anderem gegen den i3 von BMW und den kommenden Chevrolet Bolt EV positioniert. Auf den ersten Foto-Handouts ist schon zu erkennen, dass auch das Model 3 wieder einen besonders großen Touchscreen-Display neben dem Lenkrad haben wird, über das bei den bisherigen Modellen fast alle Funktionen des Fahrzeugs zu steuern sind. Noch wichtiger für viele Kunden dürfte aber die versprochene Mindestreichweite von 346 Kilometern (215 Meilen) sein.

(Foto: PR)
Tesla Model 3
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Nicht nur bei den Tesla-Fans, auch bei einigen Analysten ist die Aufregung groß. Der Wagen habe, frohlockte die Investmentbank Goldman Sachs schon vor der Premiere, „das Potenzial, den Gesamtmarkt für Elektroautos dramatisch auszuweiten.“ Die Schweizer Credit Suisse kalkuliert schon mal mit 100.000 Vorbestellungen für das „Model 3“, das frühestens kommendes Jahr in Produktion geht. Damit könnte sich die Zahl der Tesla-Besitzer schlagartig fast verdoppeln.

Wie ist die Euphorie zu erklären? Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut der Uni Duisburg Essen sagt: „Mit dem Tesla 3 hat das Elektroauto die Chance, in die Mittelklasse vorzudringen.“ Der Fahnenträger des Elektro-Antriebs liefere bislang im Grunde nur Spielzeug und Status-Symbole für Reiche, spotten Kritiker. Das soll sich jetzt ändern ...

(Foto: PR)
Einige Kunden warteten schon einen Tag vor der Präsentation vor den firmeneigenen Shops:
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Wie hier in der Westfield Mall im kalifornischen San Diego. Sie wollen zu den ersten Bestellern gehören. Statt Preisen von mehr als 100.000 Dollar soll das „Model 3“ für 35.000 Dollar (rund 31.000 Euro) zu haben sein – und zwar vor Abzug staatlicher Vergünstigungen. Damit würde Tesla sogar den bislang schärfsten Wettbewerber Chevrolet Bolt EV aus dem Hause der Opel-Mutter General Motors unterbieten, der nominal gut 37.000 Dollar kosten soll. Der Standard-Förderrabatt in den USA liegt bei etwa 7500 Dollar. In Deutschland ist noch unsicher, ob es eine Förderprämie von 5.000 Euro beim E-Neuwagenkauf geben wird.

(Foto: dpa)
Tesla Model 3
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Serienmäßig ist unter anderem die Hardware für den Autopiloten, der das Model 3 teilautonom fahren lässt. Per kostenpflichtigem Software-Update kann man ihn freischalten lassen. Auch der Anschluss für das Supercharger-Netzwerk ist immer an Bord.

Der Vorstoß in den Massenmarkt ist für Tesla und seine Aktionäre auch ein großes Wagnis. Das Unternehmen, das seit der Gründung im Jahr 2003 noch keinen Jahresgewinn geliefert hat, nimmt hohe Kosten in Kauf. Der riskante Plan muss aufgehen. Denn das „Model 3“ ist ein wichtiger Mosaikstein, um in Zukunft einmal richtig Geld zu verdienen ...

(Foto: PR)
Elon Musk im Jahr 2010 anlässlich des Tesla-Börsengangs an die Nasdaq
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Auf Tesla setzt die Fachwelt vor allem wegen der Strahlkraft der Marke. Selfmade-Milliardär Musk, der ein Vermögen als Mitgründer des Online-Bezahldienstes Paypal gemacht hat, ist ein Superstar des Silicon Valley, bei Fans genießt er Kultstatus, auch Investoren feiern ihn. Das Unternehmen gebe dem Elektroauto eine wirkliche Bühne, sagt Auto-ExperteDudenhöffer: „Dabei hat Tesla gezeigt, dass man als Start-up der Branche wirklich einen innovativen Impuls geben kann.“

Bislang fristen Stromer ein Nischendasein im Automarkt. Insgesamt hatten 2015 nur 0,3 Prozent der knapp 17,5 Millionen verkauften Neuwagen in den USA einen E-Antrieb. Durch regulatorische Vorschriften ist allerdings programmiert, dass die Bedeutung zunimmt ...

(Foto: AP)

Die Technologie sei heute schon marktreif, sagt Willcox. 100 Exemplare des Nissan Leaf und des elektrische Lieferwagens e-NV200 hat Nissan für einen Modellversuch damit ausgerüstet. Ein Versuch, der zum Modell für Europa werden soll. „Alleine mit unseren Elektroautos in England könnten wir damit zwei Kraftwerke ersetzen”, erklärt der Nissan-Europachef. Um die Schwankungen bei der Produktion von Erneuerbaren Energien, aber auch beim Verbrauch in den Griff zu bekommen, brauche man diese neue Lösungen. Das Auto muss zu seiner eigenen Tankstelle werden.

In London zeigen die Japaner auch ihre Antwort auf die Powerwall von Tesla. Einen Energiespeicher, der im Haus installiert wird – und wie ein Elektroauto die Energie dann speichern kann, wenn sie günstig ist. „XStorage“ heißt das System bei Nissan. Bei Stromausfällen könne es einen normalen Haushalt für zwei bis drei Tage vorsorgen, verspricht der Hersteller. „Damit sind wir dem Wettbewerb vier bis fünf Jahre voraus“, sagt Willcox. Doch das ist mehr Wunschdenken als Wirklichkeit.

Neben Tesla hat auch Daimler längst ein ähnliches Konzept vorgestellt. Und auch etliche andere Riesen mischen im Markt für Batteriespeicher mit: LG Chem aus Südkorea, der bereits Batterien für Elektroautos wie den Chevy Volt von General Motors will sein Geschäft mit Speicherbatterien „aggressiv“ ausbauen. Zahlreiche Startups wie das Schweizerische Alevo oder kalifornische Stem, bei dem der Energieriese Total investiert ist, haben den Markt im Visier.

Ambitionierte Absatzziele
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