Olaf Berlien Der Osram-Vorstandschef muss sich als Krisenmanager beweisen

Gegenüber Investoren räumte der Osram-Vorstandschef am Mittwoch Fehler ein.
München Als sich Osram-Vorstandschef Olaf Berlien am Mittwoch in einem Webcast Führungskräften aus Europa und Asien stellte, kamen gleich von mehreren Teilnehmern kritische Nachfragen. Seit Jahresbeginn hat sich der Aktienkurs von Osram halbiert. Gewinnwarnungen erschütterten das Vertrauen der Investoren, das Leuchtengeschäft soll verkauft werden. „Alle wollten wissen, wie es weitergeht“, berichtet ein Teilnehmer.
Berlien räumte Fehler ein. Die Gewinnwarnungen hätten gezeigt, dass der Informationsfluss besser werden müsse. Er versicherte aber auch: „Die langfristige Wachstumsgeschichte ist intakt.“ Bei Osram waren sie nach der Abspaltung von Siemens und dem Börsengang operativ jahrelang verwöhnt.
Die Geschäfte mit Lichtlösungen für die Autoindustrie und mit LED-Chips liefen fast von selbst. Vielleicht sah das Unternehmen so eine Zeit lang besser aus, als es war, denn der Lichtkonzern steckt noch immer in einer tiefgreifenden Veränderung. „Zu einer Transformation gehört auch mal Stolpern oder falsch Abbiegen“, meint ein Insider.
Der Vorstandschef mit einem Hang zu kleinen Albernheiten („Ich komme aus Berlin und heiße auch Berlien“) moderierte den Wandel bislang geschickt. Der Ex-Thyssen-Krupp-Manager bezog die Arbeitnehmer mit ein und ging klug Risiken ein: Die umstrittene Milliardeninvestition in ein LED-Chipwerk in Malaysia habe sich bislang als richtig erwiesen, räumt einer ein, der Berlien lange kritisch gegenüberstand.
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Doch so, wie das Unternehmen lange einen Lauf hat, trifft nun viel im Negativen zusammen. Die Autokonjunktur leidet unter dem Dieselskandal, es gibt den Handelsstreit zwischen Europa und den USA, Projektverschiebungen. Viele Einzelfaktoren, die sich zu einer unangenehmen Mischung zusammenbrauen. Im vergangenen Quartal sanken die Erlöse um vier Prozent auf eine Milliarde Euro, bereinigt stagnierte der Umsatz. Das operative Ergebnis sank um 22 Prozent auf 114 Millionen Euro.
„Stil nicht verändert“
„Berlien muss sich jetzt als Stratege und Krisenmanager beweisen“, heißt es in Industriekreisen. Bislang gelingt das dem 55-jährigen Betriebswirt. Er stellte sich auf einer Mitarbeiterversammlung, in der es um Stellenabbau ging, und kam gut an. „Sein Stil hat sich nicht verändert“, sagt ein Insider. Berlien sei weiter freundlich und nahbar.
Doch die große Bewährung steht noch aus. Für November ist die Bekanntgabe der weiterentwickelten Strategie angekündigt. Berlien gilt nicht überall als der große Stratege. Er steht bei manchen im Ruf, sich von Beratern Konzepte erstellen zu lassen und dann zu entscheiden. Doch die Strategie muss aus dem Unternehmen erarbeitet werden. Berlien wisse, dass das Projekt mit ihm persönlich verbunden werde, heißt es im Umfeld.
Und dann ist da noch das verlorene Vertrauen an den Kapitalmärkten. Investoren sind wegen der schlechten Guidance verärgert. Doch hier gibt es offenbar Fortschritte. Am Mittwoch machte die Aktie trotz der durchwachsenen Quartalszahlen einen kräftigen Sprung nach oben.
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