Opel-Finanzchef Lohscheller „Wir schalten ganz klar auf Angriff“

„Wir wollen nicht kontrollieren, sondern mitgestalten“, sagt Opel-Finanzchef Michael Lohscheller.
Düsseldorf Dieses Jahr soll Opel wieder schwarze Zahlen schreiben. Wie bewerten Sie den Start ins Jahr?
Lohscheller: Wir haben im ersten Quartal die Gewinnschwelle erreicht und die Erwartungen der Analysten übertroffen. Das ist ein guter Start ins Jahr. Ein sehr gutes Quartal, auf das wir stolz sein können. Das ist aber kein Grund, sich zurückzulehnen. Es bleiben einige Herausforderungen, vor allem bei der Wechselkursentwicklung, beispielsweise beim britischen Pfund.
In welchem Modus befindet sich Opel im Moment? Noch im Sparmodus, im Investitionsmodus oder gar im sportlichen Angriffsmodus?
Wir schalten jetzt ganz klar auf Angriff. Natürlich investieren wir immer noch klug. Aber wir befinden uns mitten in unserer großen Modelloffensive mit 29 neuen Modellen bis zum Jahr 2022. Wir investieren nicht nur in Produkte, sondern auch in unsere Standorte. In Rüsselsheim bauen wir ab Ende dieses Jahrzehnts ein neues SUV und investieren dafür 245 Millionen Euro. Beispielsweise rüsten wird unsere Werke für Antriebssysteme in Rüsselsheim, Kaiserslautern und im polnischen Tychy mit 500 Millionen Euro auf. Unserer Kostenstruktur verlieren wir aber nicht aus dem Blick.
Kann man sagen, dass Opel eine erfolgreiche Diät hinter sich hat?
Ich würde das nicht als Diät bezeichnen. Wir haben enorm an den Produktkosten gearbeitet, beispielsweise durch gemeinsame Architekturen im Konzern. Wir haben auch große Anstrengungen im Strukturkostenbereich unternommen, sind da heute in einem besseren Zustand. Aber wir wollen wachsen, deswegen investieren wir. Das ist eine Wachstumsstrategie, keine Diät. Wir wollen Opel nicht zum dauerhaften Erfolg sparen, sondern dafür weiter wachsen.
Abseits von Modellpalette und Image – was waren die wichtigsten Stellschrauben, um auch finanziell den Turnaround zu schaffen?
Ganz entscheidend war, dass wir mit dem neuen Management-Team eine ganz klare Strategie festgelegt haben. Opel hatte damals wenig Kontinuität, bedingt auch durch einige Chefwechsel. Mit „DRIVE! 2022“ haben wir klare Aktionen und Meilensteine festgelegt, die wir erreichen möchten. Dafür haben wir die Steuerung deutlich verfeinert. Früher ging es oft um die Einsparungen in einzelnen Bereichen. Heute versuchen wir, unsere Kosten bereichsübergreifend zu optimieren. Wir wollen, dass alle unsere Mitarbeiter unternehmerisch denken und nicht das Bereichsoptimum in den Vordergrund stellen, sondern das, was insgesamt für das Unternehmen am besten ist.
Welche Rendite streben Sie an?
Wir haben diese Ziele sehr präzise definiert: wir wollen 2022 in Europa einen Marktanteil von acht Prozent und eine Rendite von fünf Prozent.
Ihr größtes Problem war in den vergangenen Jahren die Auslastung der Werke. Hat sich das durch die Schließung des Bochumer Werks verbessert?
Erst einmal ist es unser Wachstum, das für eine bessere Auslastung sorgt. Da kommen wir gut voran.
Inwieweit helfen Ihnen Ihre Kooperationen auf der finanziellen Seite?
Aus finanzieller Sicht liegen die Vorteile auf der Hand: Wir haben ein größeres Volumen im Einkauf. Die Entwicklung ist günstiger. Und auch aus der gemeinsamen Produktion haben wir viele Vorteile. Wir haben im leichten Nutzfahrzeugbereich eine Kooperation mit Renault. Damit sind wir sehr zufrieden. In den nächsten Jahren werden dann auch die ersten gemeinsamen Produkte aus der Kooperation mit PSA auf den Markt kommen.
Welche Rolle spielt die Opel Bank in Ihrer Wachstumsstrategie?
Wir hatten lange Zeit keine Finanzdienstleistungen und damit einen Wettbewerbsnachteil, den wir jetzt ausgleichen. Wir machen dabei große Fortschritte und haben viele neue Produkte auf den Markt gebracht. Damit unterstützen wir den Absatz. Die Opel Bank ist für uns ein wichtiges Instrument zur Steigerung der Kundenloyalität und Zufriedenheit.