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Opel schließt das Werk Bye-bye, Bochum

Heute Nacht lief mit dem Zafira der letzte Opel in Bochum vom Band. Es ist das Ende einer Ära mit vielen Verlierern und die Geschichte eines Niedergangs. Ein Opel-Mitarbeiter blickt zurück.
05.12.2014 - 09:28 Uhr 5 Kommentare

Wie die Opelaner die Werksschließung erleben

Bochum Es waren die Jahre des Wirtschaftswunders, als in Bochum das erste Auto vom Band lief. Der Bundeskanzler hieß Konrad Adenauer, Arbeitslosigkeit gab es kaum, da entstand mitten im Ruhrgebiet eine neue Autofabrik. Eine Ära, die heute nach 52 Jahren zu Ende geht. Doch der Niedergang begann schon viel früher.

Opel-Werk Bochum, mittags, kurz nach 13 Uhr, einen Tag vor dem Produktionsende: Auf dem Parkplatz an Tor eins stehen BMWs, Audis, Peugeots. Selbst die eigenen Mitarbeiter fahren nicht mehr Opel - einige aus Protest. Die Opel-Belegschaft geht fremd. Werkseigene Modelle haben hier schon lange keine Vorfahrt mehr. Es ist ein Sinnbild für den Traditionsverfall, der in Bochum im Gange ist. 

Früher, da sind Opelaner Opel gefahren. Für die Beschäftigten des Autokonzerns war die Identifikation auf der Straße ein Selbstverständnis. Opel war ihr Brötchengeber, sie die Markenbotschafter. So haben sich viele gesehen. Auch Dirk Grützner. 

Vor 31 Jahren hat er als Lehrling bei Opel begonnen - und blieb der Marke seitdem treu. An Tagen wie diesem sitzt er am Schreibtisch seines Büros auf der Betriebsratsetage. Von dort aus betrachtet der 47-Jährige das Trauerspiel in den Parklücken. Er weiß: Mit der Hingabe für Opel ist es bald vorbei.

Der Standort Bochum, das zweitgrößte Opel-Werk Deutschlands, wird dicht gemacht. In der Nacht lief der letzte Zafira vom Band - jetzt werden die letzten Aufräumarbeiten vorgenommen. Eine Woche noch, dann stehen viele der 3200 Beschäftigten auf der Straße. „Es tut weh zu sehen, wie sich das Werk langsam leert“, sagt Grützner. „Es ist zum Heulen.“ Der Mann hat alles miterlebt in diesem Unternehmen. Die Hochzeiten. Den schleichenden Niedergang. Den Kampf um den Erhalt. Hoffnungen. Enttäuschungen. Das bittere Ende. Alles.

Vom Lehrling hat er sich hochgearbeitet in den Betriebs- und Aufsichtsrat. Nach mehr als drei Jahrzehnten kennt er die Seele des Konzerns so gut, dass er Schmerz empfindet, wenn es ihm schlecht geht. Und Opel ging es in den letzten Jahren viel zu oft hundsmiserabel.

In Grützners Büro hängen Poster von Borussia Dortmund. Die Krise seines Lieblingsvereins kann nicht annährend mithalten mit der Lage, in der sich die Bochumer Opelaner befinden. „Wenn wir weg sind“, sagt Grützner, „gibt es hier Industriebrache. Das absolute Elend.“

Es ist noch nicht allzu lange her, da war Bochum eine Blüte der deutschen Autoindustrie. Zu Spitzenzeiten Anfang der 2000er gingen hier täglich 1100 Fahrzeuge vom Band. Der Zafira. Der Astra Caravan. Die fünftürige Limousine. Alle 80 Sekunden eines. Dafür waren allein 1800 Fließbandarbeiter beschäftigt.

Flucht durch die Tiefgarage
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5 Kommentare zu "Opel schließt das Werk: Bye-bye, Bochum"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Es gab eine Aktion des Schauspielhauses Bochum: Bochum ist nicht Detroit. Aber kaum einer hatte verstanden, wo der Unterschied wirklich liegt. Detroit hat die Automobilindustrie verloren, Bochum hat sie verjagt. In Bochum tobt sich, angeführt von der SPD, eine unvorstellbare Industriefeindlichkeit aus. Das geht nicht nur gegen Opel, aber da war man besonders erfolgreich. Als Hintertreppenwitz, der beleuchtet, welche Unterstützung Opel in NRW erfuhr: nach 52 Jahren wird endlich der Autobahnanschluss fertiggestellt, der Opel immer versprochen wurde - noch ein wenig verzögert durch die übliche Klagen der sich Umweltschützer nennenden Krass-Egoisten.

  • Eine Schande für NRW!

  • Arbeitsplätze erhalten, Herr Tom. Ihr Mitleid für die Mitarbeiter in Ehren, aber ich kann mir vorstellen, dass Sie auch anders reden würden, stünde Ihr Name auf der Entlassungsliste. Und rational gedacht? Die amerikanische Mutter hat, um ihre eigene Marke zu schützen, Opel den Zugang zu vielen Märkten einfach verweigert. Was glauben Sie, wie lange kann ein Unternehmen rentabel produzieren, wenn es einen eingeschränkten Marktzugang hat? GM wollte Opel begraben, weil Opel nicht die Rendite abgeworfen hatte, die von GM erwartet wurde. Die Finanzkrise hat dann den Rest erledigt.

  • Führt man ihren Gedanken zu Ende, so kommt man zu dem Ergebnis, dass man alle Produktion in China oder konzentrieren kann. Wenn dann nur noch die Eigner ihre Gewinne abholen, wird man irgendwann erkennen, dass niemand mehr da ist, der sich die Produkte leisten kann/will.
    Bedingt durch die technische Entwicklung sinkt die Zahl der Arbeitsplätze permanent. Bis zum Crash.
    Das hat vor fast zweihundert Jahren schon ein bekannter Trierer erkannt.

  • So leid es mir um die Mitarbeiter tut - aber was genau kann man nur in Bochum machen was man nicht auch woanders besser, weniger komplex, und billiger machen kann? - für die selben Kunden?

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