Opel-Strategie Zafira-Verlegung war schon länger geplant

Fahrzeuge vom Typ Zafira werden im Opel-Werk in Bochum verladen.
Berlin Nach der Entscheidung des Opel-Managements für eine Verlagerung der Astra-Produktion nach England droht der Betriebsrat laut einem Bericht damit, den Sanierungsbeitrag der Belegschaft zu kappen. Wenn britische Opel-Arbeiter durch Lohnverzicht stärker zur Sanierung beitrügen, bedeute das, „dass wir hier in Deutschland weniger zahlen müssen. Und das werden wir“, sagte Gesamtbetriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug der „Welt am Sonntag“.
Der Unternehmensleitung müsse klar sein, dass ein Konzern nicht gegen die Belegschaft saniert werden könne, warnte Schäfer-Klug. Dem Betriebsrat müsse umgehend ein Gesamtkonzept für Opel vorgelegt werden, die Gespräche darüber müssten ab kommender Woche beginnen. „Solange es die nicht gibt, bewegt sich an den deutschen Standorten nichts mehr“, sagte er der „Welt am Sonntag“.
Im Mai 2010 hatten sich Konzernleitung und Belegschaft auf einen Sanierungsplan und Personaleinsparungen von 265 Millionen Euro pro Jahr bis 2014 verständigt. Davon sollte die deutsche Belegschaft 176,8 Millionen Euro beitragen. Im Gegenzug hatte Opel Investitionen in neue Produkte und damit in die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zugesagt.
Laut einem Bericht des „Focus“ könnte bei Opel neben dem Astra auch die Produktion eines weiteren Modells ins Ausland verlagert werden. Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke lasse prüfen, ob die Fertigung des Kleinwagens Corsa nach 2014 aus dem thüringischen Eisenach abgezogen werden soll. Sollte dies geschehen, könne das Werk im spanischen Saragossa davon profitieren. Dort liefen 2011 neben dem Minivan Meriva und dem Kleintransporter Combo auch etwa 216.000 Corsa vom Band.
Ein Opel-Sprecher sagte dem Magazin, „die Frage nach dem künftigen Corsa-Werk“ stehe „nicht an, weil sich das Auto mitten in seinem Lebenszyklus befindet“. Ohne den Corsa hinge das Überleben des Werkes in Eisenach laut „Focus“ vom Erfolg des Kleinstwagens Adam ab, dessen Serienfertigung Anfang 2013 anlaufe und der sich pro Jahr mindestens 100.000 Mal verkaufen solle.
Erst am Donnerstag hatte Opel bestätigt, dass die nächste Generation des Kompaktmodells Astra ab 2015 nur noch im britischen Ellesmere Port und in Polen gebaut wird und nicht mehr im Opel-Stammwerk im hessischen Rüsselsheim. Dies könnte wiederum das Aus für das Werk in Bochum bedeuten, da die Produktion des Familienwagens Zafira von dort nach Rüsselsheim verlagert werden könnte.
Bei einer Betriebsversammlung im Bochumer Opel-Werk am Montagmorgen will der dortige Betriebsratschef Rainer Einenkel laut der „Wirtschaftswoche“ Beweise dafür vorlegen, dass Opel schon länger Vorbereitungen für eine Verlagerung der Zafira-Produktion nach Rüsselsheim treffe. „Seit Monaten gibt es immer wieder Berichte von Mitarbeitern, dass die Konzernspitze hinter dem Rücken der Bochumer Belegschaft die Verlagerung der Zafira-Produktion vorbereitet“, sagte Einenkel der „Wirtschaftswoche“. Er werde Stracke am Montag damit konfrontieren.
Ein Opel-Sprecher sagte der Zeitschrift, es gebe „noch keine Entscheidung über die Zukunft des Werks Bochum für die Zeit nach Ablauf des Standortsicherungsvertrags Ende 2014“. Zu der Betriebsversammlung wird auch die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) erwartet.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.