Opioid-Krise US-Pharmaindustrie steuert auf einen Milliarden-Vergleich zu

In dem Fall zeichnet eine Einigung ab, um die mehr als 2600 Klagen landesweit beizulegen.
New York In der sogenannten Opioid-Krise könnten sich die US-Pharmakonzerne und Großhändler schon bald auf einen Vergleich in zweistelliger Milliardenhöhe einigen. Grund dafür ist ein am Montag im Bundesstaat Ohio geschlossener Vergleich, der den Weg für Verhandlungen auf Bundesebene geebnet hat.
Ähnlich wie bei den Tabakklagen um die Jahrtausendwende zeichnet sich damit auch im Fall stark süchtig machender Schmerzmittel eine Einigung ab, um die mehr als 2600 Klagen landesweit beizulegen.
Familien, Bundesstaaten und Gemeinden werfen den Pharmafirmen vor, das Suchtpotenzial der Opioide verschwiegen zu haben und die Menschen von den Schmerzmitteln abhängig gemacht zu haben. Ohio ist einer der am stärksten betroffenen Bundesstaaten und galt auch als wichtiger Umschlagplatz für die Medikamente.
Am Montag hatten die drei Pharmavertriebe McKesson, Amerisource Bergen und Cardinal Health und der israelische Medikamentenhersteller Teva dort zugestimmt, 260 Millionen Dollar zu zahlen, umgerechnet etwa 234 Millionen Euro.
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Damit wurde der erste Opioid-Prozess, der eigentlich am Montag in Cleveland beginnen sollte, in letzter Minute abgewendet. Dabei wären verschiedene Dokumente über die Geschäftspraxis der beteiligten Unternehmen offengelegt worden.
Die Tatsache, dass sich beide Seiten in Ohio auf einen Vergleich geeinigt haben, statt weiter zu prozessieren, werten viele als gutes Omen, dass auch auf Bundesebene eine Einigung möglich ist. „Das hier ist eine nationale Krise, die eine nationale Lösung braucht“, sagte der Generalstaatsanwalt von North Carolina, Josh Stein.
Epidemie mit verheerenden Folgen
Die Bundesstaatsanwälte wollen nun auch die Städte und Gemeinden überzeugen, sich einer großen Einigung anzuschließen. „Hoffentlich ist das ein erster Schritt“, sagte Joseph Rice, einer der führenden Anwälte für die klagenden Städte und Gemeinden in Ohio.
Vergangene Woche schien es bereits, als würden sich die Unternehmen auf einen Vergleich über 48 Milliarden Dollar einigen. Allerdings war er im letzten Moment gescheitert, weil einigen Beteiligten die Summe nicht hoch genug war oder weil sie fürchteten, nicht schnell genug an das Geld zu kommen.
Die Opioid-Epidemie hat verheerende Folgen in den USA. Sie zerstört ganze Familien und schwächt die Wirtschaft: Farmer haben keinen Nachwuchs mehr, Fabriken finden keine Arbeiter ohne Suchtprobleme. Nach Angaben der Behörden sind zwischen 1999 und 2017 fast 400.000 Menschen an den Folgen von Opioid-Missbrauch gestorben. Die Gemeinden wollen das Geld aus den Prozessen für Prävention und Drogen-Entzug nutzen.
Die Pharmaunternehmen – allen voran der Oxycontin-Hersteller Purdue – haben die gefährlichen Schmerzmittel bei den Ärzten so vermarktet, dass diese sie auch bei geringen Schmerzen oder nach einem Zahnarztbesuch verschrieben wurden. Dadurch wurden viele Menschen abhängig und stiegen später auf Mittel vom Schwarzmarkt oder gleich auf Heroin um.
Ärzte haben mit ihren Verschreibungen teilweise genauso mitgespielt wie Pharmavertriebe, die keinen Alarm schlugen, wenn die Lieferungen der Medikamente an einigen Orten die Zahl der Einwohner weit überstieg.
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