Osram-Übernahme AMS-Kapitalerhöhung: „Bis kurz vor Ende war nicht klar, ob es klappt“

Wie das Unternehmen nach der Osram-Übernahme in Zukunft heißen soll, steht laut AMS-Chef Everke noch nicht fest.
München, Wien Nur mit großer Mühe hat der österreichische Sensorik-Spezialist AMS seine milliardenschwere Kapitalerhöhung über die Bühne gebracht. Das Vorhaben sei in einer „komplett anderen Welt vor Covid-19“ angekündigt worden, sagte ein beteiligter Investmentbanker dem Handelsblatt. „Daher ist es keine Überraschung, dass diese Kapitalerhöhung den Markt sehr gespalten hat.“ Die Ausübungsquote sei mit 62 Prozent so niedrig gewesen, wie er es noch nie erlebt habe. „Noch bis kurz vor dem Ende war es nicht klar, ob es klappt.“
AMS will mit dem Erlös von 1,65 Milliarden Euro die Übernahme des Lichtkonzerns Osram zumindest teilweise finanzieren. Die Kapitalerhöhung wurde unter anderem von den Banken HSBC und UBS sowie Deutscher Bank, Erste Group, Bank of America und anderen begleitet.
Die Institute hatten den Erfolg garantiert. So landeten die 38 Prozent, die nicht durch Ausübung der Bezugsrechte gezeichnet wurden, bei ihnen und werden am Markt angeboten. Noch am Dienstagabend wurden die Banken weitere acht Prozent der Anteile los.
Dass die Kapitalerhöhung eine schwere Geburt war, lag vor allem an der Coronakrise. Osram musste wie viele andere Autozulieferer auch die Prognose für das laufende Jahr kassieren. Zudem wuchsen die Zweifel an der Finanzierung des Deals durch AMS. Die Österreicher hatten mehr als vier Milliarden Euro für den deutschen Lichtkonzern geboten und die Offerte zunächst komplett fremdfinanziert. HSBC, UBS und Bank of America hatten eine Brückenfinanzierung für die komplette Übernahme gewährt.
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Doch gab es laut Finanzkreisen auch Unstimmigkeiten unter den beteiligten Banken. Die Konsortialbanken HSBC und UBS seien aus Mangel an erfahrenen Mitarbeitern überfordert gewesen, meinte ein Banker.
Im Umfeld von AMS zeigte man sich erleichtert, dass die Kapitalerhöhung am Ende doch erfolgreich war. Dass fast zwei Drittel der neuen Aktien in diesem schlechten Umfeld platziert werden konnten, sei ein gutes Zeichen, dass die Investoren Vertrauen in das Unternehmen und den Deal hätten. Nun könne man entspannt nach vorne blicken, das Finanzierungsthema habe man im Griff.
AMS- und Osram-Aktien geben nach
Auch im Umfeld der Investmentbanken ist man insgesamt weiter zuversichtlich für den Deal. „Ich habe einen positiven Eindruck vom AMS-Managementteam“, sagte ein Banker über CEO Alexander Everke. „Die AMS-Führung ist extrem ehrgeizig.“ Auch in deutschen Industriekreisen wird betont, dass der Zusammenschluss grundsätzlich sinnvoll sei.
AMS sei bei Handys stark, Osram in der Automobilbranche. Gemeinsam habe man ein besser ausbalanciertes Portfolio. Die größten Herausforderungen kommen aber erst noch: „Das Negative ist, dass es noch eine Menge Arbeit gibt, AMS und Osram zu verschmelzen. Denn nicht alle Osram-Teile passen“, sagte ein Banker.
Der AMS-Aktienkurs fiel an diesem Mittwoch zeitweise um fast zehn Prozent auf 8,60 Franken und damit unter den Bezugspreis von 9,20 Franken. Der Osram-Aktienkurs rutschte zwischenzeitlich um fünf Prozent auf 31 Euro ab. Nach Einschätzung von Beobachtern könnte das daran liegen, dass es Signale aus Österreich gibt, dass AMS zunächst womöglich doch keinen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag anstrebt. Mit einem solchen Vertrag hätte AMS vollen Zugriff auf die Kasse von Osram.
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