2012 ist für Adidas ein großes Sportjahr: Die Fußball-Europameisterschaft, die Olympischen Spiele in London und das Finale der Champions League in München beim Heim-und-Hof-Verein FC Bayern. Kein Wunder, dass die Zahlen da stimmen. Gäbe es da nicht diese Schattenseiten ... Ein Blick auf die Stärken und Schwächen.
Die US-Tochter Reebok mag Adidas-Chef Herbert Hainer noch immer große Sorgen machen, denn das Geschäft läuft alles andere als rund. Zumindest finanziell haben die Franken die Übernahme aber inzwischen abgehakt. Nach dem Zukauf des drittgrößten Sportkonzerns Ende 2005 für gut drei Milliarden Euro waren die Nettofinanzschulden von Adidas auf mehr als 2,2 Milliarden Euro gestiegen. Ende 2011 hatte der Konzern nun erstmals wieder mehr Geld in der Kasse als er Verbindlichkeiten aufweist.
Diese positive Entwicklung wird sich fortsetzen, schließlich produziert das Unternehmen einen hohen Cash-Flow von zuletzt fast 800 Millionen Euro. Das schafft Spielräume für neue Investitionen, aber auch für weitere Akquisitionen. Große Übernahmen stehen nach der schlechten Erfahrung mit Reebok wohl nicht auf der Agenda. Zuletzt hat Hainer den Outdoor-Bereich sowie die Golfsparte mit kleineren Zukäufen verstärkt.
Wichtige Grundstoffe sind vergangenes Jahr sehr viel teurer geworden. Das hat die gesamte Sportbranche schwer belastet. In den vergangenen Monaten sind die Preise allerdings wieder abgebröckelt, vor allem Baumwolle und Gummi sind jetzt deutlich günstiger zu haben als noch vor Jahresfrist. Bei anderen Rohstoffen wie Öl sind zumindest die scharfen Preissteigerungen vorüber.
Diese Entwicklung entlastet Adidas und führt tendenziell zu höheren Margen bei dem Sportartikelkonzern. Meist wirken sich Preisschwankungen bei Adidas aber erst mit einer Zeitverzögerung von mehreren Monaten aus, weil die Einkäufer die Konditionen lange vor der tatsächlichen Abnahme aushandeln.
Im vergangenen Jahr hat der Konzern bewiesen, dass er mit steigenden Preisen in der Beschaffung gut umgehen kann. In einigen Sparten wie den eigenen Geschäften sowie bei Reebok ist die Rendite 2011 sogar leicht gestiegen.
Erklärtes Ziel von Adidas-Vorstandschef Herbert Hainer ist es, die Nummer eins im Geschäft mit Turnschuhen und Trikots zu werden. Doch noch ist der US-Konzern Nike mit weitem Abstand Weltmarktführer.
Das zeigt der direkte Vergleich: Adidas erzielte vergangenes Jahr 13,3 Milliarden Euro Umsatz. Das aktuelle Geschäftsjahr von Nike endet erst Ende Mai. In den vergangenen vier Quartalen kam der Konzern aber auf umgerechnet 16,9 Milliarden Euro. Der Vorsprung ist ein wichtiges Pfund für die Firma von der amerikanischen Westküste, da in der Sportbranche Größe zählt.
Beispiel Marketing: Die Konzerne geben jedes Jahr einen festen Prozentsatz vom Umsatz für Werbung aus. Bei Adidas sind das gut 13 Prozent - und somit knapp 1,8 Milliarden Euro. Nike kann sich da schon ein üppigeres Budget leisten.
Gleichwohl erreichen die Amerikaner bessere Margen: Die operative Rendite von Adidas lag 2011 bei knapp acht Prozent, Nike kam zuletzt auf 13 Prozent.
In riesigen Fabriken lässt Adidas seine Turnschuhe und T-Shirts in China billig produzieren. Weltweit wird die Ware dann teuer verkauft. Ein geniales Geschäftsmodell. Doch kräftig steigende Löhne in der Volksrepublik machen dem Konzern immer mehr zu schaffen.
Zuletzt sind die Löhne der Arbeiter in den Fabriken im Jahresvergleich um knapp ein Fünftel gestiegen. Die Steigerungsraten bewegten sich in den vergangenen Monaten am oberen Rand dessen, was in den vergangenen vier Jahren üblich war.
Den Analysten von Barclay's Capital zufolge wird sich an der für die Hersteller ungünstigen Entwicklung bis ins kommende Jahr hinein vermutlich nichts ändern. Möglicherweise werden die Produzenten den Experten zufolge irgendwann sogar über andere Fertigungsstandorte nachdenken müssen.
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