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Pharma und Biotech Merck bleibt auf Wachstumskurs in der Pandemie

Für Auftrieb sorgen eine starke Nachfrage nach Biotechprodukten für die Medikamenten- und Impfstoffproduktion, neue Medikamente und der Boom im Halbleiter-Bereich.
04.03.2021 Update: 04.03.2021 - 12:44 Uhr Kommentieren
„Unser Fokus auf innovationsgetriebene Spezialgeschäfte zahlt sich aus“, erklärt Oschmann. Quelle: dpa
Merck-Chef Stefan Oschmann

„Unser Fokus auf innovationsgetriebene Spezialgeschäfte zahlt sich aus“, erklärt Oschmann.

(Foto: dpa)

Frankfurt Der Darmstädter Merck-Konzern hat das Jahr 2020 mit kräftigem Ertragswachstum und einem neuen operativen Rekordergebnis abgeschlossen. Vor allem ein pandemiebedingter Nachfrageschub im Lifescience-Geschäft gab Merck Rückenwind. Auch für das laufende Jahr stellt der Pharma-, Biotech- und Spezialchemiekonzern einen deutlichen Aufwärtstrend in Aussicht. Das operative Ergebnis, gemessen am bereinigten Betriebsgewinn vor Abschreibungen, wird nach Erwartung des Unternehmens um einen hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Prozentsatz zulegen.

Alle drei Teilsegmente des Konzerns sollen dazu beitragen, wie Firmenchef Stefan Oschmann ankündigte. Man gehe dabei davon aus, dass es weltweit zu einer graduellen Lockerung der Lockdown-Maßnahmen komme. Die Prognose stehe aber weiterhin unter größerer Unsicherheit als in normalen Geschäftsjahren.

Merck steigerte 2020 den Umsatz um 8,6 Prozent auf 17,5 Milliarden Euro. Das organische Wachstum gibt der Konzern mit sechs Prozent an. Darüber hinaus trug die Integration des Spezialchemie-Konzerns Versum Materials 5,3 Prozentpunkte zum Wachstum bei, während Währungseffekte 2,6 Prozentpunkte Wachstum kosteten.

Der Betriebsgewinn legte um 41 Prozent auf drei Milliarden Euro zu, der Reingewinn um rund die Hälfte auf knapp zwei Milliarden Euro. Dazu trug unter anderem auch die Auflösung einer Rückstellung für Patentstreitigkeiten mit 365 Millionen Euro bei.

Dieser positive Effekt schlug sich auch im bereinigten Betriebsergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) nieder, das Merck als wichtigste Kennzahl zur Steuerung des operativen Geschäfts betrachtet. Insgesamt stieg das bereinigte Ebitda um 18,6 Prozent auf 5,2 Milliarden Euro. Der bereinigte Gewinn je Aktie legte um ein Fünftel auf 6,70 Euro zu. Daran orientiert will Merck die Dividende um zehn Cent auf 1,40 Euro je Aktie anheben.

Die Analystenprognosen hat der Konzern damit noch geringfügig übertroffen. Die Merck-Aktie legte nach anfänglichen Verlusten im Laufe des Donnerstagvormittags leicht zu.

Neuausrichtung zahlt sich aus

Alles in allem hat sich für Merck die Neuausrichtung der letzten Jahre mit dem deutlichen Ausbau von Lifescience- und Elektronik-Chemikalien bewährt. Der Konzern blieb zwar nicht völlig von negativen Pandemie-Effekten verschont. Der Pharmabereich etwa wurde durch rückläufige Erlöse bei Fruchtbarkeitsmedikamenten gebremst. Kräftige Zuwächse bei Lifescience und neuen Medikamenten gegen Krebs und Multiple Sklerose haben das jedoch überkompensiert.

Der Darmstädter Konzern hat sich damit in der Krise deutlich besser entwickelt als zum Beispiel die Konkurrenten Bayer und BASF, die unterm Strich beide rote Zahlen ausweisen mussten. Der scheidende Merck-Chef Stefan Oschmann, der Anfang Mai das Ruder an seine designierte Nachfolgerin Belén Garijo übergibt, sieht denn auch das differenzierte Geschäftsmodell des Konzerns nachhaltig bestätigt. Man verfüge in allen drei Teilsegmenten über starke Positionen in attraktiven Märkten. „Unser Fokus auf innovationsgetriebene Spezialgeschäfte zahlt sich aus. Merck ist sehr gut aufgestellt für eine erfolgreiche Zukunft. Dieses Unternehmen kann und wird Großartiges erreichen in den nächsten Jahren“, erklärt Oschmann.

Aktuell wird die Performance von Merck besonders stark vom Unternehmensbereich Lifescience angetrieben, in dem Merck das Geschäft mit Biotech-Materialien und Labor-Reagenzien zusammengefasst hat. Er legte 2020 währungsbereinigt um knapp zwölf Prozent auf 7,5 Milliarden Euro zu und dürfte auch im laufenden Jahr ein Wachstumstreiber für den Konzern bleiben. Hier profitiert Merck von einem pandemiebedingten Nachfrageschub, insbesondere bei Produkten für die biotechnische Produktion von Medikamenten, Impfstoffen und Diagnostika.

Der Unternehmensbereich wirkt nach Angaben von Merck an mehr als 35 Testlösungen, 50 Impfstoffen und 20 Programmen zu Covid-19-Therapeutika mit. Auf die starke Nachfrage aus diesem Bereich reagiert Merck inzwischen mit einem Kapazitätsausbau an mehreren Standorten. Unter anderem erweitert der Konzern die Produktion von Lipiden für die Herstellung von mRNA-Impfstoffen und von Membranen für die Biotech-Produktion.

Insgesamt hat der Darmstädter Konzern von dem Biotechboom infolge der Corona-Pandemie allerdings nicht so stark profitiert wie einige Konkurrenten. US-Konzerne wie Thermo Fisher Scientific und Danaher etwa und auch der Sartorius-Konzern legten 2020 noch stärker zu.

Oschmann führt das unter anderem darauf zurück, dass einige Wettbewerber stärker auf den Diagnostika-Bereich ausgerichtet sind, der aktuell besonders stark boomt. In den für Merck relevanten Teilsegmenten habe man die eigene Position in einem wachsenden Markt sehr gut verteidigt.

Neuentwicklungen versprechen Wachstum im Pharmageschäft

Im Pharmabereich schrumpften die Erlöse von Merck unterdessen 2020 um ein Prozent auf 6,6 Milliarden Euro. Klammert man die negativen Währungseffekte aus, sind sie nach Unternehmensangaben um gut drei Prozent gewachsen. Zuwächse verbuchte Merck dabei vor allem mit dem Krebsimmunmedikament Bavencio und dem vor drei Jahren neu eingeführten Multiple-Sklerose-Medikament Mavenclad, dessen Erlöse nach der erfolgreichen Einführung auf dem US-Markt um rund 70 Prozent zulegten.

Das Geschäft mit Fruchtbarkeitsmedikamenten schrumpfte dagegen im Gesamtjahr um ein Zehntel, wobei sich im zweiten Halbjahr allerdings wieder ein Erholungstrend zeigte. Für das laufende Jahr prognostiziert Merck ein deutliches organisches Wachstum im Pharmageschäft, vor allem dank Mavenclad und Bavencio.

Im Spezialchemie-Geschäft, das heißt der bisherigen Sparte Performance-Materialien, sorgte vor allem die Integration der beiden Zukäufe Versum Materials und Intermolecular für einen Umsatzsprung um 31 Prozent auf 3,4 Milliarden Euro. Organisch sanken die Erlöse laut Merck um drei Prozent. Dafür wiederum waren vor allem deutlich rückläufige Erlöse im Bereich Display-Materialien und Pigmente verantwortlich. Das durch Versum stark erweiterte Geschäft mit Halbleiter-Materialien dagegen legte organisch um 14 Prozent zu. Merck geht davon aus, dass die hohe Nachfrage im Halbleiterbereich, und damit auch der Bedarf an Vormaterialien, anhalten wird.

Dem deutlich wachsenden Gewicht von Elektronik- und Halbleiter-Chemikalien in dieser Sparte trägt der Konzern nun mit einer Umbenennung des Unternehmensbereichs in „Electronics“ Rechnung. Das Pigmentgeschäft, das 2020 von einem Nachfrageeinbruch in der Automobil- und der Kosmetikbranche stark gebremst wurde, soll aber weiter Teil der Sparte bleiben.

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