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Pharma- und Chemiekonzern Der stille Aufstieg: Merck überholt BASF an der Börse

Der Konzern richtet sich auf Pharma, Biotech und Hightech-Materialien aus. Damit sieht sich Merck für die Konjunkturkrise besser gerüstet als die Konkurrenz.
05.03.2020 - 14:46 Uhr Kommentieren
Börsen News: Merck überholt BASF  Quelle: dpa
Merck-Zentrale in Darmstadt

Neben guten Geschäften im Pharma- und Laborgeschäft kamen dem Unternehmen auch positive Währungseffekte zugute.

(Foto: dpa)

Frankfurt In einem konjunkturell schwierigen Umfeld entwickelt sich der Pharma- und Spezialchemie-Konzern Merck zusehends zum großen Aufsteiger in der deutschen Industrie. Dank guter Geschäfte in den Bereichen Pharma und Life Science (Laborreagenzien und Biotech-Materialien) konnte Merck im abgelaufenen Jahr seinen operativen Gewinn um gut ein Fünftel und das bereinigte Ebitda um 15 Prozent verbessern, wie der Konzern am Donnerstag bekanntgab.

Für 2020 stellt Vorstandschef Stefan Oschmann trotz Gegenwind durch die Coronavirus-Krise weitere Ertragssteigerungen in Aussicht. Dieser positive Trend bei Merck schlägt sich inzwischen immer stärker auch am Kapitalmarkt durch. Die Merck-Aktie legte am Donnerstag zeitweise mehr als sechs Prozent zu.

Mit rund 51 Milliarden Euro Börsenwert wird der Darmstädter Konzern jetzt erstmals höher bewertet als der weitaus größere Konkurrent BASF, der von der Rezession in wichtigen Abnehmerindustrien viel stärker getroffen wird.

Die Bewertung des Ludwigshafener Chemieriesen unterschritt am Donnerstag erstmals seit 2011 wieder die Marke von 50 Milliarden Euro, während sich Merck weiterhin in der Nähe des bisherigen Rekordhochs von Mitte Februar bewegt. Gegenüber Daimler hat Merck inzwischen sogar mehr als zehn Milliarden Euro Vorsprung.

Hinter dem stillen Aufstieg des Darmstädter Konzerns steht die überwiegend erfolgreiche Ausrichtung auf innovative und relativ hochmargige Geschäftsfelder, die von der aktuellen Konjunkturkrise weniger betroffen sind.

Merck hat diesen Umbau einer Reihe großer Zukäufe und Desinvestments vorangetrieben. Firmenchef Stefan Oschmann sieht den Konzern damit auf dem Weg zu einem „führenden Wissenschafts- und Technologie-Unternehmen“ mit weiterhin guten Wachstumsperspektiven.

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Von der Coronavirus-Krise werde Merck zwar nicht profitieren, sagte Oschmann. „Gleichzeitig glauben wir, dass Industrien wie Biopharma und Lifescience auch weniger darunter leiden werden als andere.“

Die beiden größten Sparten des Konzerns, die Bereiche Pharma und Life-Science, können dies mit relativ starken Zahlen für 2019 und soliden Aussichten für das laufende Jahr unterlegen. Im Pharmabereich verbuchte der Konzern erstmals seit Jahren auch dank eigener Neuentwicklungen wieder solides organisches Wachstum von sechs Prozent.

Life Science als Wachstumstreiber

Der Betriebsgewinn der Sparte verbesserte sich um mehr als die Hälfte, das bereinigte Betriebsergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) stieg um gut ein Viertel. Das neue Multiple-Sklerose-Medikament Mavenclad konnte dabei seinen Umsatz dank der erfolgreichen Einführung auf dem US-Markt auf 320 Millionen Euro mehr als verdreifachen.

Das Krebsimmunmedikament Bavencio, das in klinischen Studien bisher eher enttäuschte, legte immerhin noch um 44 Prozent auf 103 Millionen Euro zu. Oschmann bekräftigte das Ziel, bis 2022 rund zwei Milliarden Euro zusätzlichen Umsatz mit Pharmaneuentwicklungen zu generieren.

Unter anderem arbeitet der Konzern an neuartigen Medikamenten gegen Krebs und Multiple Sklerose, die in klinischen Studien bisher gute Daten lieferten. Für das potenzielle Krebsmittel Bintrafusp alfa konnte Merck im vergangenen Jahr den britischen Pharmakonzern Glaxo Smithkline (GSK) im Rahmen einer potenziell milliardenschweren Allianz als Partner gewinnen. Erste Abschlagszahlungen von GSK für Bintrafusp halfen mit, das Ergebnis und vor allem den Cashflow zu verbessern.

Hinter dem stillen Aufstieg des Darmstädter Konzerns steht die überwiegend erfolgreiche Ausrichtung auf innovative und relativ hochmargige Geschäftsfelder, die von der aktuellen Konjunkturkrise weniger betroffen sind. Quelle: Bernd Roselieb für Handelsblatt
Merck-Chef Stefan Oschmann

Hinter dem stillen Aufstieg des Darmstädter Konzerns steht die überwiegend erfolgreiche Ausrichtung auf innovative und relativ hochmargige Geschäftsfelder, die von der aktuellen Konjunkturkrise weniger betroffen sind.

(Foto: Bernd Roselieb für Handelsblatt)

Noch wichtiger als Wachstumstreiber für Merck ist inzwischen der Unternehmensbereich Life Science, in dem Produkte und Dienstleistungen für die Herstellung von Arzneimitteln sowie die pharmazeutische Forschung hergestellt werden. Der Unternehmensbereich legte um elf Prozent auf 6,9 Milliarden Euro Umsatz zu, wobei das organische Wachstum bei neun Prozent lag. Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) stieg um knapp 16 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro.

Der Unternehmensbereich Performance Materials dagegen konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr nur dank des Kaufs der Firmen Versum und Intermolecular sowie positiver Währungseffekte zulegen. Ohne diese Effekte ist der Unternehmensbereich um 6,5 Prozent geschrumpft.

Das liegt vor allem am Rückgang im Geschäft mit Flüssigkristallen. Diesen hatte Merck erwartet, nachdem das Unternehmen 2018 in diesem Bereich von einem Aufbau der Kapazitäten bei Panelherstellern in China profitiert hatte. Die Geschäftseinheit Semiconductor Solutions wiederum wurde von der anhaltenden Schwäche des Halbleitermarkts belastet, im Bereich Oberflächen und Lacke war die Nachfrage aus der Automobilindustrie schwächer.

Immerhin entwickelte sich das OLED-Geschäft stark, vor allem getrieben von einer hohen Nachfrage in China. Alles in allem legte die Sparte Performance Materials um sieben Prozent auf 2,6 Milliarden Euro Umsatz zu. Der bereinigte Betriebsgewinn stieg um 2,3 Prozent auf 803 Millionen Euro.

Im laufenden Jahr will Merck bei Umsatz und Gewinn weiter zulegen, dazu sollen vor allem die Life-Science-Sparte und das Arzneimittelgeschäft beitragen. Beim Ebitda erwartet Merck einen starken Zuwachs, was einem hohen einstelligen Plus entsprechen dürfte.

Finanziell positive Tendenz

Die möglichen Auswirkungen der Coronavirus-Krise seien derzeit schwer abzuschätzen, sagte Vorstandschef Oschmann. Ein Szenario sei, dass die Epidemie im Laufe des zweiten Quartals abklinge und sich die Lage im zweiten Halbjahr normalisiere. In diesem Fall rechnet Merck mit einem negativen Effekt von einem Prozent auf den Umsatz, der bereits in den Prognosen berücksichtigt ist. Sollte sich die Krise dagegen ausweiten, müsse der Konzern seine Prognose für 2020 anpassen.

Alles in allem sprechen die Resultate und Prognosen dafür, dass der Merck-Konzern mit seinem stark auf Pharma- und Biotech ausgerichteten Produktportfolio besser für einer länger anhaltende Corona-Epidemie gerüstet ist als viele andere Unternehmen.

Auch finanziell zeigte sich bei dem Darmstädter Konzern 2019 eine klar positive Tendenz. Der Reingewinn ist zwar um mehr als die Hälfte auf 1,3 Milliarden Euro gesunken. Dies ist jedoch ausschließlich dadurch bedingt, dass Merck im Vorjahr noch einen hohen Veräußerungsgewinn von rund 2,3 Milliarden Euro aus dem Verkauf der Sparte Consumer Health an Procter & Gamble verbucht hatte.

Deutlich verbessert hat sich die operative Finanzkraft. Der operative Cashflow legte um 29 Prozent auf 2,8 Milliarden Euro zu, der Free-Cashflow (nach Sachinvestitionen) verbesserte sich um ein Drittel auf gut 1,8 Milliarden Euro. Neben der Einmalzahlung von GSK von 300 Millionen Euro trugen dazu vor allem die höheren Erträge im Pharma- und Life-Science-Bereich bei.

Kann Merck auch hier den positiven Trend halten, dürften im laufenden Jahr auch nach der Dividendenzahlung noch deutlich mehr als eine Milliarde Euro zur Verfügung stehen, um die relativ hohe Nettoverschuldung von 12,4 Milliarden Euro zurückzuführen. Zusätzliche Mittel dürften kleinere Desinvestitionen bringen wie der der kürzlich vereinbarte Verkauf der Allergiefirma Allergopharma.

Mehr: So will Merck die Entwicklung innovativer Therapien vorantreiben

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