Pharmaindustrie Lonza trennt sich von Konzernchef Borgas

Lonza hat sich von seinem Konzernchef Stefan Borgas getrennt.
Basel Der Aufsichtsrat des weltgrößten Pharma-Auftragsherstellers Lonza setzt zum Befreiungsschlag an und trennt sich mit sofortiger Wirkung von Konzernchef Stefan Borgas. Der Basler Konzern werde bis auf weiteres von Verwaltungsratspräsident Rolf Soiron geleitet, teilte Lonza am Mittwoch mit. „Ein Konzernchef hat die Verantwortung, die an ihn gestellten Erwartungen zu erfüllen. Dies ist in den letzten Jahren nicht geschehen,“ sagte Soiron.
Der Verwaltungsrat sei daher in den vergangenen 48 Stunden zur Überzeugung gelangt, sich von Borgas zu trennen. Das Unternehmen wolle sich nun verstärkt auf die Ausschöpfung von Synergien aus der Übernahme des US-Biozidherstellers Arch Chemicals sowie auf eine Verbesserung der Eigenkapitalrendite konzentrieren. Nach einem Nachfolger werde sowohl intern als auch extern gesucht, sagte Soiron weiter.
Das Kerngeschäft der Basler Firma, die Herstellung klassisch chemischer Wirkstoffe im Auftrag von Großkonzernen wie Novartis oder dem israelischen Generikaproduzenten TEVA, hatte in den vergangenen Jahren unter dem zögerlichen Bestellverhalten der Kunden sowie Verzögerungen bei neuen Medikamenten zu kämpfen. Daher hatte sich Lonza mit dem Zukauf des weniger profitablen aber deutlich berechenbareren Geschäft mit Schädlingsbekämpfungsmitteln des US-Konzerns Arch im vergangenen Jahr ein zweites Standbein geschaffen.
Allerdings tat dies wenig zur Verbesserung der Gewinnmarge. Diese sank im abgelaufenen Jahr um vier Prozentpunkte auf unter zwanzig Prozent. Gleichzeitig erhöhte sich aber die Nettoverschuldung des Konzerns um 139 Prozent auf 2,65 Milliarden Franken.
Dennoch kommt der Rauswurf von Borgas für zahlreiche Beobachter überraschend. „Höchstwahrscheinlich sind ihm die wiederholten Gewinnwarnungen der vergangenen Jahre zum Verhängnis geworden,“ sagte ein Analyst in Zürich. Das habe Vertrauen gekostet. Analysten beim Broker Jeffries äußerten Bedauern zum Abgang von Borgas. „Wir verstehen die Gründe, waren aber persönlich von Borgas' Vision überzeugt.“ Laut dem Zürcher Analysten dürfte die Lonza-Aktie unter Druck geraten, da viele Anleger die Anteilsscheine mit Hoffnung auf eine positive Überraschung gekauft hätten. Im frühen Handel brach das Papier um mehr als zehn Prozent ein.
Für das abgelaufene Geschäftsjahr vermeldete Lonza aufgrund des starken Währungseffekts einen deutlichen Gewinnrückgang. Der Reingewinn halbierte sich nahezu auf 154 Millionen Franken (128 Millionen Euro). Dagegen verbesserte sich der Umsatz aufgrund der Zukäufe leicht auf 2,70 Milliarden Franken.
Analysten hatten mit einem Reingewinn von 201 Millionen Franken und einem Umsatz von 2,70 Milliarden Franken gerechnet. Das laufende Geschäftsjahr werde herausfordernd, hieß es weiter. Dennoch rechne der Konzern mit einer deutlichen Steigerung des Gewinns je Aktie. Für das laufende Jahr will Lonza eine Dividende von 2,15 Franken je Aktie auszahlen.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.