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Pharmakonzern EU-Kommission erteilt Zulassung für Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson

Das Vakzin des US-Konzerns muss nur einmal verimpft werden. Ab April soll Johnson & Johnson an die EU liefern. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
11.03.2021 Update: 11.03.2021 - 17:07 Uhr Kommentieren
Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson Quelle: AFP
Coronavirus-Impfstoff von Johnson & Johnson

Entwickelt wurde das Präparat in Belgien vom Tochterunternehmen Janssen.

(Foto: AFP)

Frankfurt Die EU-Kommission hat am Donnerstag dem Covid-19-Impfstoff von Johnson & Johnson die bedingte Zulassung für Personen ab 18 Jahren erteilt. Zuvor hatte die europäische Arzneimittelbehörde (Ema) den Schritt empfohlen. Damit steht in der EU das vierte Coronavirus-Vakzin zur Verfügung. Bisher sind bereits die Mittel von Biontech, Moderna und Astra-Zeneca auf dem Markt.

„Der Impfstoff wird uns helfen, die Impfkampagne im zweiten Quartal 2021 zu beschleunigen“, erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Donnerstag. „Er erfordert nur eine einzige Dosis und bringt uns unserem gemeinsamen Ziel, bis Ende des Sommers 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung zu impfen, einen weiteren Schritt näher.“

Eine Genehmigung für das Produkt galt schon seit einigen Wochen als so gut wie sicher. Bereits Ende Februar hatte die US-Arzneimittelbehörde FDA eine Notfallzulassung für das Vakzin erteilt.

Der Covid-Impfstoff von J&J ist das erste Produkt dieser Art, bei dem regulär nur eine Impfdosis vorgesehen ist. Das könnte einen gewissen Vorteil für die Beschleunigung der Impfkampagnen darstellen.

Ein großer Vorzug ist zudem, dass der Impfstoff bei Kühlschranktemperaturen von zwei bis acht Grad Celsius über Monate gelagert werden kann.

Lesen Sie hier die wichtigsten Fragen und Antworten:

Johnson & Johnson-Impfstoff: Welche Menge ist wann verfügbar?

Die EU-Kommission hat bereits 200 Millionen Impfdosen bestellt. Davon würde Deutschland 36,7 Millionen erhalten. Der Hersteller sicherte zu, ab April zu liefern. Allerdings wurden zuletzt in Brüssel Befürchtungen laut, dass das Unternehmen seine Verpflichtungen nicht rechtzeitig erfüllen könnte.

Auch in den USA liegt J&J bisher offenbar gegenüber den ursprünglich zugesagten Liefermengen zurück. Der „New York Times“ zufolge kann der Konzern bis Ende März nur 16 Millionen Einheiten liefern statt der ursprünglich vorgesehenen 37 Millionen Dosen. Bis Juni will J&J danach aber seine Lieferverpflichtung von 100 Millionen Dosen erfüllen. Weitere 100 Millionen für das zweite Halbjahr hat die US-Regierung vor wenigen Tagen geordert.

Für die Produktion des Impfstoffs vereinbarte Johnson & Johnson Anfang März eine Allianz mit dem US-Konkurrenten Merck & Co., der J&J bei der Produktion des Impfstoffs unterstützen will. Merck & Co. hatte Ende Januar seine eigenen Entwicklungsprojekte für Covid-Impfstoffe mangels Erfolgsaussicht aufgegeben. In Europa will außerdem der französische Pharmakonzern Sanofi mit dem Rivalen zusammenarbeiten. Sanofi kündigte an, bis zu zwölf Millionen Dosen pro Monat herstellen zu können.

Wie funktioniert der Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson?

Ebenso wie bei Astra-Zeneca handelt es sich auch bei dem J&J-Produkt um einen sogenannten Vektor-Impfstoff. Er besteht aus einem genmanipulierten Adenovirus, das den Bauplan für das Spikeprotein des Coronavirus in die Muskelzellen der Geimpften transportiert. Indirekt wird dadurch das Immunsystem gegen das Oberflächenprotein des Sars-CoV-2-Virus aktiviert.

Entwickelt wurde der Impfstoff von der J&J-Pharmatochter Janssen in Belgien. Die Technologiebasis hatte der US-Konzern vor Jahren durch die Übernahme der niederländischen Biotechfirma Crucell erworben.

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Wie hoch ist die Wirksamkeit beim Johnson & Johnson-Impfstoff?

Was die Wirksamkeit angeht, kann der Impfstoff nicht voll an die mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna heranreichen, die mit Wirkungsgraden von um die 95 Prozent überzeugten. Die Schutzwirkung gegenüber schweren Covid-Erkrankungen ist bei dem J&J-Impfstoff jedoch ebenfalls sehr hoch.

Der Impfstoff wurde an mehr als 40.000 Personen in großen Studien in den USA, Südamerika und Südafrika getestet und senkte dabei das Risiko für moderate und schwere Covid-19-Erkrankungen um insgesamt 66 Prozent.

In den USA war dabei der Wirkungsgrad mit 72 Prozent höher als in Südafrika, wo eine gefährlichere Mutante verbreitet ist, mit 57 Prozent. Das Risiko für schwere Erkrankungen senkt der Impfstoff laut der klinischen Studie um 85 Prozent. Weder in den USA noch in den anderen Ländern gab es im Rahmen der Studien Covid-bedingte Todesfälle in der Gruppe der Geimpften.

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Welche Nebenwirkungen hat der Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson?

Das J&J-Vakzin erwies sich dabei den publizierten Studienergebnissen zufolge als sicher und gut verträglich. Bei rund 6700 Studienteilnehmern wurde genauer untersucht, wie sie auf den Impfstoff reagieren.

Nebenwirkungen konzentrierten sich im Wesentlichen auf impftypische Reaktionen wie Schmerzen an der Injektionsstelle (49 Prozent), Kopfschmerzen (39 Prozent), Müdigkeit (38 Prozent) und Muskelschmerzen (33 Prozent) und hielten meist nur ein bis zwei Tage an.

Die Ständige Impfkommission beim RKI (Stiko) empfiehlt die Impfung auch für Menschen mit Immunschwäche – also zum Beispiel bei HIV-Infektionen, Krebserkrankungen oder nach Organtransplantationen. „Wenngleich Personen mit geschwächtem Immunsystem möglicherweise nicht so gut auf den Impfstoff ansprechen, bestehen keine besonderen Sicherheitsbedenken“, heißt es auch bei der Ema.

Wie läuft die Produktion des Impfstoffs von Johnson & Johnson?

J&J hat bisher geplant, im laufenden Jahr bis zu eine Milliarde Dosen des Impfstoffs zu produzieren. Ebenso wie Astra-Zeneca kämpft der US-Konzern aber mit Problemen, die Produktion schnell hochzufahren. Das dürfte nicht zuletzt mit den relativ komplexen Herstellverfahren bei dieser Art von Produkten zusammenhängen.

Die Produktion von viralen Vektoren ist zwar im Prinzip bereits seit Jahren etabliert, aber nicht in den Dimensionen, wie sie nun für die Covid-Impfstoffe benötigt werden. Die bisherigen Kapazitäten sind überwiegend für den Laboreinsatz oder für die Produktion kleinerer Mengen für Impfstoffe und Gentherapien ausgelegt.

Eine Herausforderung besteht darin, dass die genmodifizierten Viren, aus denen die Vektor-Impfstoffe bestehen, zunächst in lebenden humanen Zellen in speziellen Bioreaktoren vermehrt werden müssen. Die Ausbeuten bei diesem Produktionsschritt können unter Umständen stark schwanken.

Zudem befinden sich die Viren nach der Vermehrung im Bioreaktor zunächst in einem Gemisch mit sehr vielen zellulären Bestandteilen und Nährstofflösungen. Sie müssen daher auf der zweiten Stufe mit einem komplizierten, mehrstufigen Filtrationsverfahren aus diesem Gemisch isoliert werden. Diese Prozesse in sehr großem Maßstab zu etablieren entpuppt sich offenbar als schwieriger als zunächst erwartet.
Mit Agenturmaterial

Mehr: Für die Nachzügler im Covid-Impfstoff-Rennen wird es eng,

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