Pharmakonzerne Neue Wirkstoffe für Covid-Medikamente auf Zulassungskurs

Das Medikament ist einfacher und kostengünstiger herzustellen als Antikörper.
Frankfurt Das Arsenal der Medikamente gegen Covid-19 dürfte in den nächsten Wochen weiter wachsen. Sowohl die britische Astra-Zeneca als auch der US-Konzern Merck & Co streben Notfallzulassungen für ihre Neuentwicklungen an.
Astra-Zeneca präsentierte am Montag positive Daten für ihre Therapie AZD-7442, die aus der Kombination von zwei Antikörpern mit verlängerter Wirkdauer besteht. Das Mittel reduziert danach das Risiko schwerer Krankheitsverläufe und von Todesfällen um rund 50 Prozent. Der Pharmakonzern will die Daten nun mit den Zulassungsbehörden in den USA und Europa erörtern.
Bereits am 5. Oktober hat Astra-Zeneca in den USA eine Notfallzulassung für den prophylaktischen Einsatz der Wirkstoffkombination beantragt, also für Menschen, die noch nicht erkrankt sind. Im Falle einer Zulassung wäre das Mittel das vierte Antikörperpräparat gegen Covid, nachdem zuvor bereits ähnliche Wirkstoffe von Eli Lilly, Regeneron und Glaxo-Smithkline Notfallzulassungen erhalten haben.
Astra-Zeneca hat die Therapie in einer Studie mit rund 860 Teilnehmern erprobt, die an einer Covid-Erkrankung in der Frühphase litten. Schwere Verläufe oder Todesfälle traten dabei bei 18 Teilnehmern in der AZD-7442-Gruppe auf und bei 35 Personen in der etwas größeren Placebogruppe. Noch günstiger fiel das Ergebnis beim Einsatz innerhalb von fünf Tagen nach Erkrankungsbeginn aus.
Unterdessen hat der US-Konzern Merck & Co nun ebenfalls eine Notfallzulassung für seinen antiviralen Wirkstoff Molnupiravir beantragt. Auch er hatte in einer größeren Studie eine Risikoreduktion von rund 50 Prozent für schwere Krankheitsverläufe und zudem auch starke Indizien für eine starke Verminderung der Sterblichkeit gezeigt.
Tablette bietet Vorteile gegenüber Infusion oder Spritze
Im Gegensatz zu den Antikörperpräparaten und dem bereits zugelassenen Covid-Medikament Remdesivir, die durchweg als Infusion oder Injektion verabreicht werden müssen, kann Molnupiravir als Tablette eingenommen werden. Das wiederum gilt als maßgeblicher Vorteil für den Wirkstoff, da er dadurch tendenziell leichter in der Frühphase von Covid-Erkrankungen eingesetzt werden kann als die Antikörper. Das Behandlungsschema von Merck & Co sieht die Einnahme von jeweils zwei Tabletten an fünf Tagen vor.
Ein weiterer Vorteil für das Mittel besteht darin, dass es mithilfe klassischer Chemie-Synthese produziert wird und damit insgesamt einfacher und kostengünstiger herzustellen ist als die Antikörper. Bei Antikörpern handelt es sich um komplexe Proteine, die nur biotechnisch mithilfe von speziellen Zellkulturen hergestellt werden können.
Die Massenproduktion ist daher vergleichsweise aufwendig und erfordert lange Vorlaufzeiten. Mit einem Preis von etwa 700 Dollar je Behandlung gilt Molnupiravir als deutlich preiswerter als die Antikörperpräparate, die zum Teil mehr als 2000 Dollar kosten.
Merck & Co strebt auch in anderen Regionen eine schnelle Zulassung an. Man werde alles tun, um das Mittel Patienten rund um den Globus so schnell wie möglich zur Verfügung zu stellen, kündigte Konzernchef Robert Davis an.
Neben der US-Regierung, die bereits Tabletten für 1,7 Millionen Patienten orderte, hat auch eine Reihe asiatischer Länder, darunter Korea und Singapur, bereits größere Mengen des Mittels vorab bestellt. Insgesamt will Merck & Co noch im laufenden Jahr genügend Dosen für die Behandlung von zehn Millionen Menschen produzieren.
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