2014 kaufte Bayer das Unternehmen Merck & Co. Consumer Care – für 14,2 Milliarden US-Dollar (etwa 10,2 Milliarden Euro). Merck stellt rezeptfreie Medikamente her. Vor der Übernahme war eine Kartellfreigabe erforderlich, weil Bayer dadurch in Europa an die Spitze im OTC-Bereich rückte. Für den Konzern war es der zweitgrößte M&A-Deal der Geschichte. Bereits zwei Jahre später gab Bayer zu, in der Due Diligence Schwächen übersehen zu haben – und investierte nach.
Ebenfalls 2014 gab es den zweiten Megadeal in der Branche: Für 14,5 Milliarden US-Dollar kaufte Novartis den Krebsmedikamente-Hersteller GSK Krebsmittel. Das Joint Venture enthielt von Anfang an die Option eines vorzeitigen Ausstiegs – von dem der Schweizer Konzern Novartis Anfang des Jahres Gebrauch machte. Der Zusammenschluss erzielte 2017 rund zehn Milliarden Dollar (8,7 Milliarden Euro) Umsatz und wurde so zur weltweiten Nummer zwei im Consumer-Health-Bereich.
Für 16,5 Milliarden US-Dollar (etwa 14,8 Milliarden Euro) konnte Pfizer 2015 den Konkurrenten Hospira übernehmen. Der Narkosemittel-Hersteller vertrieb bis 2011 einen Wirkstoff, der in den USA vorrangig für Hinrichtungen benutzt wurde. Da Hospira ein Konkurrenzprodukt in Europa vermarktete, musste die EU-Kommission zustimmen.
Das kalifornische Biopharma-Unternehmen Pharmacyclics konzentriert sich auf die Entwicklung von Krebstherapien. 2015 wurde bekannt, dass AbbVie den Konzern sowie seinen führenden Krebswirkstoff Ibrutinib übernehmen wolle. Auch Johnson & Johnson und Novartis hatten einst ihr Interesse angemeldet, unterlagen AbbVie aber in einer Bieterschlacht. Die Übernahme wurde noch im gleichen Jahr abgewickelt. 19,8 Milliarden US-Dollar wurden gezahlt.
Das US-Amerikanische Unternehmen Forest Laboratories ist dafür bekannt, vor allem europäische Produkte auf dem amerikanischen Markt zu verkaufen. Eines der meistverkauften Produkte ist das Antidepressivum Citalopram. 2014 übernahm Generika-Hersteller Actavis den Konkurrenten – für 20,8 Milliarden US-Dollar (etwa 18,2 Milliarden Euro).
In eine neue Größenordnung bei den Pharmaübernahmen stieß Johnson & Johnson im Jahr 2017 vor: Für 29,8 Milliarden US-Dollar übernahm der Healthcare-Konzern die Schweizer Arzneimittelfirma Actelion. Im Sommer genehmigte die EU-Kommission die Übernahme, verband die Zustimmung aber mit einigen Auflagen. Weil beide Konzerne ähnliche Schlafmittel-Produkte herstellen, muss J&J nach dem Willen der Kommission Maßnahmen gewährleisten, die den Wettbewerb in Europa sicherstellen.
Bereits 2015 begannen die Versuche der britischen Shire, den US-Rivalen Baxalta zu übernehmen. Nach monatelangem Werben und mehreren Angeboten war der Deal Anfang 2016 dann in trockenen Tüchern: 35,6 Milliarden US-Dollar (29,5 Milliarden Euro) zahlten die Briten auf dem Höhepunkt ihrer Einkaufstour für den Hersteller von Medikamenten zur Behandlung seltener Krankheiten. Zuvor hatten sie bereits NPS für rund fünf Milliarden und Dyax für sechs Milliarden gekauft.
2015 kaufte die Ratiopharm-Mutter Teva die Generikasparte des US-Konzerns Allergan. 39,6 Milliarden US-Dollar kostete die Übernahme den weltgrößten Generika-Anbieter; verschaffte ihm gleichermaßen eine signifikante Marktmacht. Das war ein Trostpflaster für die Israelis: Zuvor war eine andere geplante Übernahme gescheitert und Teva musste sein 40-Milliarden-Dollar-Angebot für den US-Konkurrenten Mylan zurückziehen.
Mit einer auf 62 Milliarden Dollar aufgestockten Offerte erzielte der japanische Konzern Takeda im Mai 2018 im fünften Anlauf einen Durchbruch beim Rivalen Shire. Mit ihren ersten vier Angeboten waren die Japaner bei Shire abgeblitzt.
Den absoluten Höhepunkt erreichte die Übernahmewelle in der Pharmabranche 2014: Für 66 Milliarden US-Dollar (53 Milliarden Euro) kaufte Actavis den Botox-Hersteller Allergan und benannte sich in Allergan plc um. Eine Übernahme durch den Rivalen Pfizer war kurz zuvor an Widerstand aus der Politik gescheitert.
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