Siemens und Mitsubishi fordern GE heraus
Paris Im Übernahmepoker um den französischen Industriekonzern Alstom werben Siemens und Mitsubishi Heavy Industries (MHI) jetzt offensiv um die Unterstützung der Politik. Der Chef des Münchner Elektrokonzerns, Joe Kaeser, Aufsichtsratschef Gerhard Cromme sowie MHI-Chef Shunichi Miyanaga trafen sich am Dienstagvormittag zu Gesprächen mit Frankreichs Staatspräsident François Hollande in Paris. Am späten Dienstagnachmittag wollte Kaeser noch dem Wirtschaftsausschuss der Nationalversammlung Rede und Antwort stehen.
Doch: Die Kaufangebote von Siemens und dem Rivalen GE für Teile von Alstom reichen der französischen Regierung nach Angaben eines Insiders nicht aus. Die Offerten müssten verbessert werden, sagte eine Person aus dem Präsidentenbüro in Paris am Dienstag. Die Regierung werde die Gespräche mit den Interessenten in dieser Woche fortsetzen.
Einer Aufstockung steht Siemens-Chef Kaeser reserviert gegenüber. „Es gibt derzeit keinen Grund, über ein besseres Angebot zu diskutieren“, sagte Kaeser am Dienstag in Paris. „Warum sollte man ein überlegenes Angebot aufbessern, wenn es ohnehin überlegen ist?“, sagt der Siemens-Chef. Nach Angaben aus französischen Regierungskreisen verlangt der Elysee-Palast sowohl von GE als auch von der deutsch-japanischen Allianz bessere Offerten.
Was GE und Siemens/MHI für die Alstom-Sparten planen
Immerhin bewerten Siemens und Mitsubishi das Energietechnikgeschäft nach eigenen Angaben deutlich höher als GE. Wie die Unternehmen am Dienstag in Paris mitteilten, gehen sie von einem Wert von 14,2 Milliarden Euro aus. Das Ende April abgegebene GE-Angebot belaufe sich hingegen nur auf 12,35 Milliarden Euro. Es gebe ein Vorteil von rund 1,9 Milliarden Euro, sagte Siemens-Chef Jo Kaeser auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Shunichi Miyanaga von MHI.
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Siemens und MHI hatten am Vortag dem Verwaltungsrat von Alstom ein verbindliches Angebot vorgelegt, mit dem sie eine 12,35 Milliarden schwere Offerte des US-Konkurrenten General Electric (GE) ausstechen wollen. Der deutsch-japanische Plan sieht vor, die Unabhängigkeit des französischen Unternehmens beizubehalten und es über Joint Ventures mit MHI zu stärken. Demnach würde Siemens lediglich das Alstom-Gasturbinen-Geschäft komplett übernehmen und dafür 3,9 Milliarden Euro in bar zahlen. Mitsubishi will sich im Zuge der Transaktion mit bis zu zehn Prozent an Alstom beteiligen.
Siemens will bei dem Deal weiterhin sein komplettes Bahntechnikgeschäft an Alstom abgeben. „Im Transportbereich sind wir absolut entschlossen, einen europäischen Champion zu schaffen (...)“, teilte Aufsichtsratschef Gerhard Cromme nach dem Treffen mit Hollande mit. Es gehe dabei darum, die kompletten Siemens-Aktivitäten in dem Geschäftsfeld an Alstom zu geben.
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