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Produktionsstopps Gestoppte Produktion, gestörte Versorgung: Hurrikan „Ida“ dürfte die Chemiepreise weiter antreiben

Die Chemieindustrie im Süden der USA hat ihre Werke heruntergefahren. Der Neustart wird dauern – es drohen weitere Engpässe bei Chemikalien und Kunststoffen.
31.08.2021 - 14:40 Uhr Kommentieren
Massive Schäden nach dem Hurrikan: „Ida“ dürfte die Engpässe in der Chemie weiter verstärken. Quelle: Reuters
Raffinerie von Shell nahe New Orleans

Massive Schäden nach dem Hurrikan: „Ida“ dürfte die Engpässe in der Chemie weiter verstärken.

(Foto: Reuters)

Düsseldorf Die immensen Schäden des Hurrikans „Ida“ zeigten sich am Dienstag im Bundesstaat Louisiana im Süden der USA. Von verheerenden Überschwemmungen wie im Jahr 2005 blieb die amerikanische Küste am Golf von Mexiko zwar verschont. Doch in der Stromversorgung der industriereichen Region sind die Schäden nach Angaben der US-Regierung „katastrophal“.

Die wirtschaftlichen Folgen des Sturms dürften bis nach Europa zu spüren sein – etwa durch einen weiteren Preisschub für Chemikalien und Kunststoffe auf dem Weltmarkt. Am Golf von Mexiko nahe New Orleans liegt ein Zentrum der amerikanischen Basischemie. Sie hat ihre Werke im Vorfeld des Hurrikans vorsorglich heruntergefahren und untersucht sie nun auf mögliche Schäden.

„Der Hurrikan trifft die Industrie in einer Phase, in der die Chemiepreise ohnehin schon auf Rekordniveau sind und es viele Engpässe in der Versorgung gibt“, sagt PJ Juvekar, der bei der US-Bank Citi die globale Chemieanalyse leitet.

Produktionsstopps, die Schließung von Häfen und Güterverkehr und potenzielle Stromausfälle könnten die Chemieversorgung weiter behindern und Engpässe verstärken, fürchtet Juvekar. Er rechnet damit, dass sich Petrochemieprodukte deswegen in den kommenden Wochen weiter verteuern werden.

Auch die Experten von S&P Global rechnen mit Auswirkungen auf die Chemieversorgung, vor allem beim Kunststoff-Grundprodukt PVC, das für Kabel und in der Bauindustrie in großen Volumen gebraucht wird. Louisiana ist ein starker Standort für die Produktion des dafür benötigten Chlors.

Stürme in Texas haben den Weltmarkt massiv beeinflusst

Die Engpässe treffen zwar in erster Linie die USA. Doch die Produktionskette in der Chemie ist global vernetzt und deswegen anfällig für Störungen. Das zeigte sich schon im Frühjahr 2021, als Winterstürme in Texas die dortige Stromversorgung über Wochen lahmlegten. Getroffen wurde damals das ebenfalls am Golf liegende Chemiezentrum nahe Houston.

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Neben der boomenden globalen Nachfrage gelten die Folgen der Texas-Stürme bis heute als Grund für die weltweit rasant gestiegenen Chemiepreise. Wegen der dortigen Produktionsstopps fehlten wochenlang wichtige Vorprodukte für die gesamte Weiterverarbeitung in der Chemiekette.

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Zusammengenommen führte dies etwa beim Kunststoffschaum Polyurethan, der in Polstern, Möbeln und zur Dämmung eingesetzt wird, im ersten Halbjahr zu einem Preissprung von mehr als 50 Prozent. Bei anderen Basischemieprodukten wie Polyethylen sind die Preise noch kräftiger gestiegen. Eine Tonne Chlor ist aktuell doppelt so teuer wie im März.

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Kunden wie etwa die Folienproduzenten klagen über einen „reinen Verkäufermarkt“, weil der globale Bedarf an Kunststoffen riesig, aber das Angebot beschränkt ist und über Preise kaum verhandelt werden kann. Die Chemiefirmen können wegen der starken Position die hohen Preise überwiegend problemlos an die Kunden weitergeben – was zum aktuellen Boom in der Branche beiträgt, aber die verarbeitende Industrie belastet.

Entspannung ist kaum in Sicht: Chemikalien und Kunststoffe dürften auch im zweiten Halbjahr teuer bleiben. Die Katastrophe in Louisiana könnte diese Lage noch verschärfen. So produziert BASF das Hauptprodukt für Hartschäume, MDI, im großen Stil auch in dem vom Hurrikan „Ida“ getroffenen Gebiet.

Vorsorglich hatten viele Konzerne ihre Werke bereits herunterfahren Quelle: dpa
Überflutete Raffinerie in Louisiana

Vorsorglich hatten viele Konzerne ihre Werke bereits herunterfahren

(Foto: dpa)

In Geismar nahe New Orleans betreibt der weltgrößte Chemiekonzern einen großen Verbundstandort für eine Vielzahl von Produkten. BASF hat vor Eintreffen des Sturms die Werke heruntergefahren. Ob es dort Schäden gibt, werden laut BASF Sicherheitskräfte in den nächsten Tagen überprüfen.

Hurrikan Ida legte die Stromversorgung im US-Bundesstaat Louisiana lahm. Das hat Folgen für die dortige Industrie. Quelle: Bloomberg
Umgeknickte Strommasten nahe New Orleans

Hurrikan Ida legte die Stromversorgung im US-Bundesstaat Louisiana lahm. Das hat Folgen für die dortige Industrie.

(Foto: Bloomberg)

Vorher wird der Betrieb nicht wieder aufgenommen. Wann genau die Sicherheitsprüfungen stattfinden und welche Einschränkungen es danach noch geben wird, ist derzeit offen. Gleiches gilt für die Werke anderer Chemiekonzerne entlang des südlichen Mississippi.

So hat auch der führende US-Basischemiehersteller Dow Chemical am Wochenende zwei Werke aus Sicherheitsgründen vorsorglich geschlossen, in denen unter anderem der Massenkunststoff Polyethylen hergestellt wird. Wann die Belegschaft zurückkehren kann und die Produktion wieder aufgenommen wird, ist nach Angaben des Konzerns noch nicht absehbar. Klar ist aber: Es dauert Tage und bisweilen Wochen, bis eine abrupt gestoppte Produktionskette wieder vollständig läuft.

Stromversorgung bleibt beeinträchtigt

Doch auch wenn die Anlagen glimpflich davonkommen: Der gesamten Industrie in Louisiana droht ein veritables Problem, wenn die Stromversorgung anhaltend beeinträchtigt bleibt. Die Stromproduzenten gehen davon aus, dass es mindestens drei Wochen dauern wird, bis die Versorgung wiederhergestellt werden kann.

So ist der große Produktionsstandort Norco des Ölkonzerns Shell nach aktuellen Angaben des Konzerns ebenfalls weiter ohne Strom. Shell betreibt nahe New Orleans eine Raffinerie und eine daran angebundene Basischemieproduktion.

Auch die Werke von Konkurrenten wie Exxon Mobil sind dort außer Betrieb. Chemiefirmen beziehen von den Ölkonzernen die auf Öl und Gas basierenden Rohstoffe, die sie zu Basischemieprodukten verarbeiten.

Die Furcht vor einer schwächelnden Nachfrage der dortigen Raffinerien war ein Grund dafür, dass der Ölpreis am Dienstag unter Druck geriet. US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligte sich um ein Prozent auf 68,50 Dollar. Der Preis für die Nordseesorte Brent gab ebenfalls ein Prozent auf 71,50 Dollar je Fass nach.

Mehr: „Kraftvolles Comeback“: Deutsche Chemieindustrie steuert auf Rekordkurs – auch bei den Preisen

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