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Quartalszahlen Astra-Zeneca nimmt für Impfstoff weniger Gewinn hin und verteidigt Verzögerungen

Der Konzernchef weist Kritik an seinem Unternehmen zurück und stellt wachsende Liefermengen in Aussicht. Auch abseits vom Impfstoff-Geschäft wächst Astra-Zeneca kräftig.
30.04.2021 Update: 30.04.2021 - 14:48 Uhr Kommentieren
Der Impfstoff galt insbesondere für Entwicklungs- und Schwellenländer als Hoffnungsträger im Kampf gegen die Pandemie. Quelle: Reuters
Astra-Zeneca

Der Impfstoff galt insbesondere für Entwicklungs- und Schwellenländer als Hoffnungsträger im Kampf gegen die Pandemie.

(Foto: Reuters)

Cambridge Der Chef des britisch-schwedischen Pharmakonzerns Astra-Zeneca verteidigt trotz des holprigen Starts das Impfstoffgeschäft des Unternehmens. „Wir haben nie zu viel versprochen, wir haben das kommuniziert, was wir zu dem Zeitpunkt für möglich gehalten haben“, sagte Pascal Soirot am Freitag bei der Vorlage der Quartalszahlen. Auch wenn er unzufrieden sei, weil nicht noch mehr Impfstoff geliefert wurde, sei er stolz auf die Leistungen seines Unternehmens bei der Entwicklung und Produktion des Vakzins. „Wir bedauern nichts, weil wir einen großen Unterschied gemacht haben.“

Zugleich stellte er wachsende Impfstofflieferungen in Aussicht. Das Unternehmen sei auf Kurs zu dem Ziel, monatlich 200 Millionen des Impfstoffs auszuliefern. Die Produktion ziehe an.

Astra-Zeneca war in den vergangenen Monaten wegen immer wieder gekürzter Impfstoffzusagen in der EU in die Kritik geraten. Statt der ursprünglich für das erste Halbjahr angepeilten 300 Millionen Dosen hat das Unternehmen im März angekündigt, nur etwa ein Drittel zu liefern. Für die Impf-Kampagne der EU bedeutet das einen Rückschlag. Inzwischen hat die EU rechtliche Schritte gegen Astra-Zeneca eingeleitet, eine Entscheidung wird für Juni angepeilt.

Im ersten Quartal habe Astra-Zeneca weltweit etwa 68 Millionen Impfstoffdosen des mit der Universität Oxford entwickelten Medikaments ausgeliefert und damit Erlöse von 275 Millionen Dollar erwirtschaftet. Pro Impfdosis entspricht das einem Preis von vier Dollar. Das Mittel von Astra-Zeneca kostet damit deutlich weniger als das der Rivalen Pfizer/Biontech und Moderna.

Allein Pfizer hat in Aussicht gestellt, 15 Milliarden Dollar mit seinem Anteil an dem Mittel erwirtschaften zu wollen, Biontech rechnet mit knapp zehn Milliarden Euro, Moderna mit 18,4 Milliarden Dollar. Astra-Zeneca hat angekündigt, während der Pandemie kein Geld mit seinem Impfstoff verdienen zu wollen. Allein im ersten Quartal sei wegen des Vakzins der Gewinn je Aktie um drei Cent geringer ausgefallen.

Geschäft mit Krebsmedikamenten beschert steigende Umsätze

Während viele Pharmakonzerne zuletzt über schleppende Geschäfte berichteten, da Menschen weniger zum Arzt gehen, bescherte Astra-Zeneca das Geschäft mit Krebsmedikamenten und neuen Arzneien steigende Umsätze. Zwischen Januar und März kletterten die Erlöse im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent auf gut 7,3 Milliarden Dollar. Die Corona-Impfung herausgerechnet, betrug der Zuwachs noch elf Prozent. Der operative Gewinn legte um 54 Prozent auf knapp 1,9 Milliarden Dollar zu.

Die Zahlen fielen besser aus als Analysten erwartet hatten. Für die zweite Jahreshälfte sagte Soirot eine Geschäftsbelebung voraus, wenn die Auswirkungen der Corona-Pandemie zurückgingen. An der Börse kamen die Zahlen gut an. Die Aktien legten in der Spitze um 4,4 Prozent zu und steuerten damit auf ihren größten Tagesgewinn seit einem halben Jahr zu.

Konzernchef Pascal Soriot sprach von „soliden Fortschritten“ in den vergangenen drei Monaten. „Neue Medikamente haben zu mehr als der Hälfte unseres Umsatzes beigetragen, und alle Regionen sind ermutigend gewachsen.“ Für das Gesamtjahr 2021 erwartet Astra-Zeneca ein Umsatzwachstum im niedrigen Zehnerprozentbereich. In diesem Ausblick ist der Corona-Impfstoff, der wohl zumindest die öffentliche Wahrnehmung des Unternehmens in den kommenden Monaten weiterhin prägen dürfte, gar nicht inbegriffen.

Der Astra-Zeneca-Impfstoff galt als Hoffnungsträger insbesondere für Entwicklungs- und Schwellenländer im Kampf gegen die Pandemie. Neben dem niedrigeren Preis liegt das auch daran, dass er im Kühlschrank gelagert und leicht transportiert werden kann. Zumindest in den ersten drei Monaten des Jahres gingen jedoch die meisten der Impfstoffdosen an europäische Kunden: Ihr Anteil am gesamten Umsatz mit dem Medikament lag bei mehr als 80 Prozent.

In den ersten drei Monaten entfiel auf Schwellenländer ein Umsatzanteil von 15 Prozent. Soirot verwies dennoch auf Indien, wo die Pandemie derzeit besonders stark wütet und wo Astra-Zeneca 90 Prozent des verfügbaren Impfstoffs liefert. „Stellen Sie sich vor, wie Indien ohne unsere Impfstoff aussehen würde“, sagte er. Auf dem Subkontinent meldeten die Gesundheitsbehörden allein am Freitag 386.452 Neuinfektionen, so viele wie in keinem anderen Land der Welt. Die Impfkampagne wird unterdessen von einem Impfstoffmangel ausgebremst, mehrere Bundesstaaten verschoben den Start der Impfungen aller Erwachsenen.

Impfstoff sorgt immer wieder für Negativschlagzeilen

Doch trotz seines logistischen und preislichen Vorteils und der nachweislich hohen Wirksamkeit verlief die noch recht junge Historie des Astra-Zeneca-Impfstoffs relativ holprig: Selten auftretende Blutgerinnsel im Zusammenhang mit der Impfung führten dazu, dass mehrere Staaten das Mittel nur noch für höhere Altersgruppen offiziell empfehlen oder den Impfstoff sogar gar nicht mehr einsetzen.

Das wiederum sorgte auch in Altersgruppen, für die das Vakzin uneingeschränkt empfohlen wird, für Misstrauen. Zeitweise blieben zigtausende Impfdosen liegen, weil Bürger ihre Termine nicht wahrnahmen. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) Astra-Zeneca für Menschen ab 60 – nach ärztlicher Aufklärung können sich jedoch auch Jüngere damit impfen lassen.

Doch auch Astra-Zeneca selbst sorgte immer wieder für Ärger: So kürzte der Konzern mehrfach seine Liefermengen in die EU-Staaten, während Großbritannien weiterhin relativ geräuschlos beliefert wurde. Die EU sieht darin einen Vertragsbruch und zieht gegen Astra-Zeneca vor Gericht. Das Unternehmen hält die Klage für unbegründet.

Der Vertrag enthält die umstrittene Klausel, die Firma müsse „best reasonable efforts“ zur Erfüllung der Zusagen unternehmen – zu deutsch in etwa „alle vernünftigen Anstrengungen“. Astra-Zeneca argumentiert, das habe man eingehalten; die EU-Kommission sieht das anders. Ende Mai wird vor Gericht verhandelt.

Mehr: EU verklagt Astra-Zeneca – Unternehmen sieht Vertrag dagegen „voll erfüllt“

  • dpa
  • rtr
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