Quartalszahlen BASF erhöht nach Gewinnsprung die Ziele deutlich – verweist aber auf Unsicherheiten

Ähnlich wie andere Chemiekonzerne profitiert der Konzern stark von der generellen Erholung der Industriekonjunktur und vom deutlichen Aufschwung der Autoindustrie.
Frankfurt Nach dem schwachen Vorjahr verbucht die Chemiebranche einen sehr starken Start ins Jahr 2021. Das bestätigen die Zahlen des Branchenführers BASF, der im ersten Quartal einen kräftigen Umsatz- und Gewinnanstieg verbuchte und zudem seine Ertragsprognose für das Gesamtjahr um fast eine Milliarde Euro angehoben hat.
Bereits in den vergangenen Tagen hatten unter anderem Covestro und Dow Chemical sehr starke Zahlen für das erste Quartal vorgelegt.
BASF stellt nun ein bereinigtes operatives Ergebnis von fünf bis 5,8 Milliarden Euro in Aussicht, statt bisher 4,1 bis fünf Milliarden Euro. Das entspricht einem Anstieg von 40 bis 62 Prozent gegenüber dem schwachen Vorjahreswert. Auch der Umsatz dürfte stärker wachsen als bisher prognostiziert, auf 68 bis 71 Milliarden Euro, gegenüber 59 Milliarden im letzten Jahr.
Der weltgrößte Chemiekonzern dürfte damit nicht nur die Resultate des vergangenen Jahres, sondern auch das Ergebnis von 2019 übertreffen und sich wieder dem früheren Ertragsniveau von sechs bis sieben Milliarden Euro operativem Gewinn annähern.
Das BASF-Management stützt seinen positiven Ausblick unter anderem auf höhere Wachstumsraten für die globale Industrie- und Chemieproduktion. Sie werden jetzt für 2021 bei fünf Prozent erwartet, gegenüber der bisherigen Prognose von 4,4 Prozent.
Zugleich verweist der Konzern im Zwischenbericht darauf, dass die konjunkturelle Lage nach wie vor äußerst fragil bleibe und Unterbrechungen in den globalen Lieferketten das Wachstum in der Industrie vorübergehend beeinträchtigen könnten. „Die Unsicherheiten bleiben hoch. Die Pandemie ist noch nicht zu Ende“, sagte BASF-Chef Martin Brudermüller auf der Hauptversammlung des Konzerns am Donnerstag.
Ungeachtet der Unsicherheiten stellte der BASF-Chef auch für die kommenden Jahre ein profitables Wachstum in Aussicht. Dazu beitragen sollen zum einen das 2018 gestartete Effizienzprogramm mit einem Ebitda-Beitrag von zwei Milliarden Euro und eine Neuausrichtung des Bereichs Business Services mit rund 200 Millionen Euro Ebitda-Effekt.
Zum anderen setzt Brudermüller auf die stärkere Ausrichtung auf Wachstumsfelder. Als maßgebliche Elemente hob er auf der Hauptversammlung den Ausbau des Chinageschäfts und des Bereichs Batteriematerialien hervor. Er verteidigte dabei den Bau eines neuen großen Chemiewerks in Zhanjiang in der südchinesischen Provinz Guangdong, wo BASF insgesamt mehr als acht Milliarden Euro investieren will.
Die Bauarbeiten liefen im vergangenen Jahr an. Man gehe weiterhin davon aus, dass das Chemiewachstum der kommenden Jahre vor allem aus China kommen werde und der Marktanteil der Volksrepublik in der Chemie auf mehr als 50 Prozent anwachsen werde. „An diesem Wachstum wollen wir teilhaben“, bekräftigte Brudermüller.
Im ersten Quartal 2021 stieg der Umsatz der BASF um 16 Prozent auf 19,4 Milliarden Euro, das bereinigte operative Ergebnis verbesserte sich um 42 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Damit übertraf BASF die Analystenschätzungen von im Schnitt 2,25 Milliarden Euro.
BASF-Aktie leicht im Minus
Der Kapitalmarkt hat die verbesserten Aussichten für den Konzern in den vergangenen Monaten bereits mit einem kräftigen Kursaufschwung vorweggenommen. Am Donnerstagmorgen dagegen lag die BASF-Aktie gut zwei Prozent im Minus.
Ähnlich wie andere Chemiekonzerne profitiert der Ludwigshafener Konzern stark von der generellen Erholung der Industriekonjunktur und vom deutlichen Aufschwung der Autoindustrie, insbesondere auch in China, sowie von deutlich steigenden Preisen. Das hat sich vor allem im Geschäft mit Basischemikalien, Kunststoffen, Farben und Katalysatoren in starken Absatz- und Preissteigerungen niedergeschlagen. Insbesondere die Konzernsegmente Chemicals und Materials legten gegenüber den schwachen Vorjahreswerten im Ergebnis überproportional zu.
Das Agrogeschäft dagegen stagnierte auf dem Vorjahresniveau. Im Geschäft mit Industriechemikalien sowie Vorprodukten für die Kosmetik-, Pharma- und Lebensmittelindustrie ging das Ergebnis leicht zurück.
Ähnlich wie schon im vergangenen Jahr operierte die BASF offenbar auch im ersten Quartal 2021 relativ offensiv im Markt und fuhr eine Menge-vor-Preis-Strategie. Darauf jedenfalls deutet das relativ kräftige Absatzwachstum von neun Prozent hin, während zum Beispiel bei Covestro der Absatz im Kerngeschäft nur um fünf Prozent zulegte und bei Dow die verkauften Mengen stagnierten. Auch im Kunststoff-Geschäft allein legte der Ludwigshafener Konzern mit neun Prozent Mengenwachstum stärker zu als die Konkurrenten.
Im Gegenzug waren die Ertragssteigerungen bei der BASF nicht ganz so stürmisch wie bei den Wettbewerbern. Covestro zum Beispiel hat sein operatives Ergebnis von sehr niedrigem Niveau aus um den Faktor sieben gesteigert. Dow legte operativ um mehr als 80 Prozent zu.
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