Restrukturierung in Rüsselsheim „Großer Fehler“ – Opel-Betriebsrat wettert erneut gegen Aus für Werkzeugbau

Die geplante Schließung des Werkzeugbaus sorgt für den nächsten Konflikt zwischen Management und Betriebsrat.
München Neben der Schmiede und dem Getriebewerk will Opel auch den Werkzeugbau (TDO) an seinem Stammsitz in Rüsselsheim bis Jahresende schließen. Die Projekte in dem Bereich hätten in den vergangenen Jahren aufgrund der Transformation der Automobilindustrie hin zu elektrischen Antrieben und immer mehr Software im Fahrzeug stetig abgenommen. „Dieser Trend zeichnet sich weiterhin signifikant ab“, begründete Opel am Mittwoch das Aus für die Abteilung mit derzeit noch 160 Mitarbeitern.
„Elektrofahrzeuge ohne Karosserie?“, fragen die Betriebsräte nun verwundert in einem internen Flugblatt an die Belegschaft, das dem Handelsblatt vorliegt. Die Mitglieder der Gewerkschaft IG Metall weisen in dem Schreiben das Argument von Opel für das Aus des Werkzeugbaus entschieden zurück. „Die Schließung des TDO steht in keinerlei direktem Zusammenhang mit der Transformation der Automobilindustrie“, schreiben die Arbeitnehmervertreter.
Auch bei Elektroautos gebe es zukünftig noch „Karosserien und Fahrwerksteile aus Stahl und Blech“, heißt es in dem Flugblatt. Gerade durch eine hohe Qualität bei der Karosserie könne sich Opel im Wettbewerb sichtbar differenzieren. „Heute ist der Werkzeugbau in der Lage, qualitativ hochwertigste Presswerkzeuge und Anlagen für die Karosserieaußenhaut, aber auch Karosseriestrukturteile und Fahrwerkskomponenten herzustellen“, betonen die Betriebsräte.
Die geplante Schließung des Bereichs wäre aus ihrer Sicht daher ein „großer Fehler“. Die Arbeitnehmervertreter fordern Opel-Chef Uwe Hochgeschurtz dazu auf, die geplante Schließung des Bereichs noch einmal zu überdenken und neue Aufträge für den Werkzeugbau „innerhalb und außerhalb des Konzerns zu akquirieren“. Ansonsten würde sich Opel von „instabilen Lieferketteten“ am Weltmarkt abhängig machen, meinen die Gewerkschafter.
IG Metall ruft zum bundesweiten Aktionstag auf
Das Management sieht dagegen für den Werkzeugbau keine Zukunft mehr. Trotz aller Anstrengungen sei es ab 2022 nicht mehr möglich, eine angemessene Auslastung der Abteilung zu gewährleisten. Es sei folglich im „Interesse aller Beschäftigten“, die nötigen Maßnahmen im Werkzeugbau umzusetzen, um das gesamte Unternehmen zukunftssicher aufzustellen.
Im Rahmen eines bundesweiten Aktionstags der IG Metall wollen am Freitag Tausende Opel-Beschäftigte ihren Unmut über den aktuellen Kurs bei Opel zum Ausdruck bringen. Die Veränderungen bei dem nach Daimler zweitältesten Fahrzeughersteller Deutschlands sind umfassend. So will die Tochter des Stellantis-Konzerns etwa die beiden deutschen Pkw-Montagen in Rüsselsheim und Eisenach ausgliedern. Die Gewerkschaft hält auch dies für einen Fehler und fürchtet, dass Stellantis damit ihren Einfluss schmälern möchte.
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