Rohstoffe Stahl ist knapp und teuer: Salzgitter erhöht erneut die Prognose

Vor allem das Handelsgeschäft profitiere von einer besseren Ertragslage.
Düsseldorf Steigende Preise sorgen beim Stahlproduzenten Salzgitter für steigende Zuversicht. Der Konzern erhöhte am Dienstag die Gewinnprognose für das laufende Jahr deutlich. Statt eines Vorsteuergewinns von 300 bis 400 Millionen Euro stellte das Management nun ein Ergebnis von 400 bis 600 Millionen Euro in Aussicht.
Nach einem ermutigenden Jahresauftakt mit gestiegenen Walzstahlpreisen habe der europäische Markt den Aufwärtstrend fortgesetzt, teilte das Unternehmen mit. Dabei habe vor allem das Handelsgeschäft von einer zuletzt deutlich besseren Ertragslage profitiert. Auch der Stahlhändler Klöckner & Co hatte zuletzt seine Ergebnisprognose kräftig angehoben.
Europas Stahlindustrie befindet sich derzeit im Höhenflug. Während das verarbeitende Gewerbe über immer gravierende Materialknappheiten klagt, können die Hersteller steigende Preise verzeichnen. Allein im vergangenen Jahr hat sich der Preis für eine Tonne Stahl auf zuletzt rund 1400 Euro mehr als verdoppelt.
Während der Corona-Pandemie hatten zahlreiche Hersteller ihre Produktion spürbar zurückgefahren und die nachgelagerten Betriebe ihre Lager geleert. Nun übersteigt die Nachfrage das Angebot. Bis die Lieferketten wieder anlaufen, dürften nach Ansicht von vielen Beobachtern wohl noch einige Wochen vergehen.
Gleichzeitig hat sich der weltgrößte Stahlexporteur China wegen des steigenden Bedarfs im Binnenmarkt zuletzt weitgehend aus dem Exportgeschäft zurückgezogen. Das Land steht für mehr als die Hälfte der weltweiten Stahlproduktion und hat einen entsprechend großen Einfluss auf die Versorgung. Den Export von Stahlschrott hat die Führung in Peking zuletzt sogar verboten – und sich so von einem der wichtigsten Exporteure zu einem Netto-Importeur entwickelt.
Für die Stahlhersteller in Europa ist das ein Segen. Denn in normalen Zeiten leidet die Branche unter hohen Überkapazitäten, die die Preise in den vergangenen Jahren regelrecht abstürzen ließen. Dabei kann die Branche den Rückenwind gut gebrauchen: Wegen des Klimaschutzes müssen die Hersteller ihre Anlagen in den nächsten Jahren umrüsten, um die Produktion von klimaschädlicher Kohle auf grünen Wasserstoff umzustellen. Allein Salzgitter kalkuliert hier mit Kosten von zwei bis drei Milliarden Euro.
Der Konzern setzt die Prognoseerhöhung unter den Vorbehalt, dass sich der Markt in der zweiten Jahreshälfte stabil entwickelt. Bereits im April hatte Vorstandschef Heinz-Jörg Fuhrmann, der sein Amt am 1. Juli altersbedingt an den früheren Vattenfall-Manager Gunnar Groebler abgibt, die Vorhersage für 2021 angehoben
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