Rüstungskonzern Airbus will 2300 Jobs streichen

Airbus begründet die Einschnitte mit Problemen bei der A400M und schwindenden Aufträgen.
München Angekündigt waren die Einschnitte bereits im Dezember, nun legt Airbus Zahlen vor: Europaweit 2300 Arbeitsplätze will die Rüstungssparte von Airbus abbauen, erklärte Spartenchef Dirk Hoke an diesem Mittwoch. Entsprechende Pläne legte Hoke den Arbeitnehmervertretern in München und Toulouse vor.
Der Arbeitsplatzabbau soll in ganz Europa erfolgen, mit 830 Stellen sind die deutschen Standorte am stärksten betroffen, gefolgt von 630 in Großbritannien. Airbus beschäftigt in der Rüstungssparte 34.000 Menschen, ein Drittel davon in Deutschland.
Airbus begründet die Einschnitte mit Problemen beim A400M und schwindenden Aufträgen. Die mehrmals verschobene Auslieferung des Militärtransporters läuft zwar, aber die Qualität stimmt aus Sicht der Bundeswehr noch nicht. Die Luftwaffe, mit 53 bestellten Maschinen größter Abnehmer, hatte wegen Mängeln zuletzt zwei Flieger an Airbus zurückgegeben. Die erhofften Exportaufträge jenseits der europäischen Airbus-Partner sind bislang ausgeblieben.
Empfindlich trifft Airbus zudem der von der Bundesregierung verhängte Exportstopp nach Saudi-Arabien. Das Königreich, das maßgeblich in den Jemenkrieg verwickelt ist, fällt derzeit als Abnehmer aus. Airbus hatte in den vergangenen Jahren unter anderem Eurofighter an die Saudis geliefert, aber auch optische Instrumente und Kommunikationstechnik. Die Folge: Das Auftragsbuch der Rüstungssparte schrumpft das dritte Jahr in Folge. Diese Zahlen haben eine klare Botschaft: „Wir müssen jetzt handeln“, schreibt Hoke an die Mitarbeiter.
Airbus muss nun hoffen, das seit Jahren wackelige A400M-Projekt in den Griff zu bekommen. Mit der Produktion für die europäischen Kunden verdient der Konzern nach vielen Verzögerungen kein Geld. Rentabel wird das Projekt nur noch, wenn es gelingt, Exportabnehmer zu finden.
Airbus hofft auf neue Aufträge für den Eurofighter
Hoke nimmt aber auch die europäischen Regierungen in die Pflicht – allen voran Berlin. Die Sicherheit der Arbeitsplätze an den Standorten hänge an entsprechenden Projekten, sagte Hoke der Nachrichtenagentur Reuters. Konkret hofft der Konzern auf neue Aufträge für den Eurofighter. So bietet Airbus der Bundesregierung die Maschine als Ersatz für die alternde „Tornado“-Flotte der Luftwaffe an, die ab 2025 ausgemustert werden muss.
Es ist ein heikles Thema: Ein Teil der Tornados hält Deutschland für die nukleare Teilhabe bereit. Der Eurofighter konkurriert mit Boeing, die Luftwaffe prüft zurzeit beide Angebote. Käme Airbus nicht zum Zug, würde die Produktion des Eurofighters in einigen Jahren abreißen.
Die Weiterentwicklung des Eurofighters gilt als eine Grundvoraussetzung für die Entwicklung des mit dem französischen Flugzeugbauer Dassault geplanten FCAS (Future Combat Air System)-Projekts, das 2040 an den Start gehen soll. Airbus konzentriert sich auf die Entwicklung der begleitenden Drohnen, die gemeinsam mit dem Flugzeug operieren sollen. Ohne eine Weiterentwicklung des Eurofighters fehlten Airbus in Deutschland aber das Know-how und die Spezialisten für das Projekt, warnt Hoke.
Während die Eurofighter-Entscheidung noch aussteht, haben Frankreich und Deutschland erste Entwicklungsbudgets für das FCAS bereits freigegeben. Beteiligt sind auch die Triebwerkshersteller Safran und MTU.
Mehr: Lesen Sie hier, warum Airbus 2019 doppelt so viel Verlust wie Boeing gemacht hat.
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