Salz- und Düngemittelhersteller K+S trennt sich komplett vom Salzgeschäft in Amerika

Der Konzern hatte Ende vergangenen Jahres wichtige Teile seines Geschäfts auf den Prüfstand gestellt.
Frankfurt K+S-Chef Burkhard Lohr will den Rohstoffkonzern von seinem Schuldenberg befreien: Dazu plant der Kasseler Düngemittel- und Salzkonzern, noch in diesem Jahr den Verkauf seiner Salzsparte in den USA festzuzurren.
Mit dem Erlös möchte Lohr die Schulden des Unternehmens von zuletzt mehr als 3,1 Milliarden Euro senken – und zwar um mehr als zwei Milliarden Euro in den kommenden beiden Jahren. Dazu beitragen sollen auch Einsparungen aus weiteren Effizienzmaßnahmen.
Der Verkauf des amerikanischen Salzgeschäfts sei nach intensiver Prüfung „die beste Option, um die zwingend erforderliche Entschuldung des Unternehmens zu erreichen“, begründet Lohr in einer am Mittwochnachmittag veröffentlichten Ad-hoc-Mitteilung des Unternehmens.
An der Börse sprangen die Aktien von K+S daraufhin nach oben und lagen am späten Nachmittag mit 6,59 Euro pro Titel noch um 13 Prozent über dem Eröffnungskurs am Morgen. Die Papiere befinden sich seit fünf Jahren im Niedergang. 2015 hatte der kanadische Konkurrent Potash ein freiwilliges Übernahmeangebot über 41 Euro je Aktie gemacht, das später unter anderem wegen des Widerstands des K+S-Managements zurückgezogen wurde.
Höherer Preis durch Komplettverkauf
Nach Angaben eines Sprechers gibt es im Markt ein breites Interesse für das amerikanische Salzgeschäft. Noch sei keine Entscheidung für einen Käufer gefallen. Ursprünglich hatte Lohr Teilverkäufe oder einen Börsengang der Sparte angestrebt.
Die Gespräche mit den Interessenten hätten aber gezeigt, dass bei einem Komplettverkauf ein attraktiverer Preis zu erzielen sei, sagte ein K+S-Sprecher. Zudem lasse sich ein Komplettverkauf schneller realisieren als ein Börsengang und auch als ein Teilverkauf.
Die Einheit steht für einen Umsatz von 1,5 Milliarden Euro und 230 Millionen Euro operativen Gewinn (Ebitda). Das Geschäft umfasst die 2009 für rund 1,67 Milliarden US-Dollar erworbene Salzfirma Morton Salt sowie die 2006 in Südamerika übernommene Sociedad Punta de Lobos.
Legt man das Verhältnis von Ebitda zu Unternehmenswert beim börsennotierten Salzkonkurrenten Compass Mineral zugrunde, dürfte die Geschäftseinheit Americas mehr als 2,7 Milliarden Euro wert sein. Laut dem Finanzdienst Bloomberg liegt der Unternehmenswert von Compass beim knapp Zwölffachen des Ebitda. Der Aufsichtsrat von K+S hat der Verkaufsentscheidung bereits zugestimmt.
Mit dem Verkauf sind eine Fokussierung auf das Geschäft mit mineralischen Düngemitteln und Spezialitäten und eine Neuausrichtung verbunden. Das verbleibende Salzgeschäft in Europa wird laut K+S aber fortgeführt. Die Neuausrichtung schließt eine umfangreiche Restrukturierung der Organisation ein. „Alle Standorte müssen nachhaltig einen positiven Cashflow erzielen“, heißt es in der Unternehmensmittelung.
Grund für die hohe Verschuldung des Konzerns sind die Investitionen in die Erschließung des neuen Kaliwerks Bethune in Kanada. Das ist mit rund drei Milliarden Euro die größte Einzelinvestition in der Unternehmensgeschichte. Das im Mai 2017 eröffnete Werk soll die Zukunft von K+S im Kalimarkt sichern, da die Vorkommen in Deutschland nur noch wenige Jahrzehnte reichen.
Lohr, der K+S seit Mai 2017 führt, hatte eine Halbierung der Verschuldungsquote bis Ende 2020 in Aussicht gestellt. Allerdings hatten zwei schwierige Jahre, in denen K+S deutlich weniger verdiente als ursprünglich geplant, dieses Ziel in weite Ferne rücken lassen.
Im vergangenen Jahr hatte K+S wegen der Nachfrageschwäche im Kalimarkt zweimal seine Produktion gedrosselt und entsprechend auch seine Ergebnisprognose angepasst. Das zuletzt im November verkündete Ziel, am Jahresende 2019 einen operativen Gewinn von 650 Millionen Euro zu erreichen, wurde mit 640 Millionen Euro nicht ganz erreicht. Neben der Abschwächung des Kalimarktes bekam K+S beim Auftausalz den milden Winter zu spüren.
Wie angekündigt erreichte K+S aber erstmals seit 2013 wieder einen positiven Cashflow in Höhe von 140 Millionen Euro. Der Umsatz blieb mit etwa mehr als vier Milliarden Euro fast stabil. Die Aktionäre sollen eine um zehn Cent niedrigere Dividende in Höhe von 15 Cent je Aktie erhalten.
Für das laufende Jahr rechnet K+S mit einem Ergebnisrückgang auf 500 bis 620 Millionen Euro. Im Kalimarkt sei erst in der zweiten Jahreshälfte mit einer Stabilisierung der Preise zu rechnen, heißt es. Außerdem sorge die Coronavirus-Krise für Unsicherheit.
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