Sanofi Diabetes-Konkurrenz belastet Pharmakonzern

Der Sanofi-Chef will das Unternehmen schlagkräftiger machen.
Paris Im Kampf gegen die Einbußen im Diabetes-Geschäft profitiert der französische Pharmakonzern Sanofi erneut von der 2011 zugekauften US-Firma Genzyme: Weil die Spezialarzneifirma die Umsätze im vergangenen Jahr um fast 30 Prozent steigerte, konnte Sanofi im abgelaufenen Geschäftsjahr die Umsatzverluste durch den Ablauf des Patents seines Topprodukts Lantus nahezu ausgleichen. Allerdings sorgt der Konkurrenzdruck auf das weltweit führende Insulin dafür, dass Sanofi-Chef Olivier Brandicourt in diesem Jahr alles in allen nur ein stabiles Ergebnis erwartet.
„Die gute Nachricht in der Diabetes ist, dass es keine neue Nachrichten gibt“, sagte Brandicourt anlässlich der Veröffentlichung der Jahreszahlen. Der im vergangenen Frühjahr angetretene neue CEO stellte heraus, dass die Umsätze in der Diabetes-Sparte wie erwartet entwickelt hätten. Grund für den Umsatzrückgang um rund eine halbe Milliarde Euro beziehungsweise sieben Prozent war Preisdruck den USA und ein neues Nachahmerprodukt von Boehringer und Lilly, das sozusagen baugleich zu Lantus ist.
Insgesamt legte Sanofi im vergangenen Jahr um 2,2 Prozent auf 37 Milliarden Euro Umsatz zu. Währungsbereinigt fiel das Plus mit 9,7 Prozent noch deutlich höher aus. Im vierten Quartal rutschte Sanofi in diese Verlustzone: Das Nettoeinkommen sank um 6,5 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Das war allerdings nicht so viel, wie einige Analysten erwartet hatten: Die Aktie notierte mit 0,4 Prozent nach Börsenstart leicht im Minus. Aufs gesamte Jahr gerechnet verzeichnet Sanofi einen Gewinnanstieg von 7,7 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro.
Weil Umsatz und Gewinn durch die Diabetes-Konkurrenz auch weiterhin unter Druck stehen, will Olivier Brandicourt will das Unternehmen mit einer neuen Organisationsstruktur schlagkräftiger machen. Dazu konzentriert sich Sanofi künftig auf die Geschäftsbereiche General Medicines, Sanofi Genzyme sowie Diabetes und Herzkreislauferkrankungen. Die Sparte Consumer Healthcare, also die freiverkäuflichen Medikamente, soll durch einen milliardenschweren Geschäftseinheitentausch mit Boehringer Ingelheim gestärkt werden, wie beide Unternehmen im Dezember ankündigten.
Werden die Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen, wird Sanofi mit einem Umsatz von mehr als fünf Milliarden Euro in die Spitzengruppe der weltweiten OTC-Unternehmen vorstoßen: zu Johnson & Johnson, dem Joint Venture von Novartis und Glaxo-Smithkline und dem Bayer-Konzern, der sich hier 2014 für 14 Milliarden Dollar mit den rezeptfreien Medikamenten des US-Konzerns Merck & Co. stärkte. Im Gegenzug gibt Sanofi das Geschäft mit der Tiermedizin an Boehringer ab.
Außerdem will der Sanofi-Chef bis 2018 konzernweit 1,5 Milliarden Euro einsparen. Das Geld soll weitgehend in Wachstumsinitiativen reinvestiert werden. In welchen Umfang Arbeitsplätze bei dem Konzern mit 110.000 Mitarbeitern abgebaut werden, soll bis Mai geklärt sein.
Für die Organisation in Deutschland, in der rund 9200 Mitarbeiter arbeiten, hatte die deutsche Geschäftsführung zuletzt nur moderaten Auswirkungen auf die Zahl der Arbeitsplätze erwartet. Ein Grund dafür: Am großen Standort Frankfurt, wo das Insulin Lantus produziert wird, wird auch der neue Hoffnungsträger des Unternehmens, das Insulin Toujeo hergestellt. Das Mittel ist seit Mitte vergangenen Jahres im Markt und erzielte bereits Umsätze von 164 Millionen Euro.