Sanofi trennt sich vom Konzernchef: Brief konnte Viehbacher nicht mehr retten
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Sanofi trennt sich vom KonzernchefBrief konnte Viehbacher nicht mehr retten
Sanofi zieht die Notbremse: Der französische Pharmakonzern trennt sich mit sofortiger Wirkung von seinem Chef Chris Viehbacher. Zuvor soll der Manager in einem Brief um seinen Job gefleht haben.
Christopher A. Viehbacher nimmt Abschied: Sechs Jahre lang hat er Sanofi geleitet.
(Foto: dapd)
Paris Der französische Pharmakonzern Sanofi hat sich von seinem intern unter Druck geratenen Chef Chris Viehbacher getrennt. Der Verwaltungsrat habe sich einstimmig dafür entschieden, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Einen Grund nannte es zunächst nicht. Verwaltungsratschef Serge Weinberg wird übergangsweise auch die Konzernführung übernehmen. Die Sanofi-Aktie reagierte mit einem Abschlag von mehr als drei Prozent auf die Trennung.
Mit der Entlassung bestätigen sich Gerüchte, von denen Viehbacher selbst bereits im September erfahren haben soll. In einem Brief an den Verwaltungsrat soll Viehbacher um Klärung gebeten haben, berichtete die Zeitung „Les Echos“ auf ihrer Internetseite.
Einer der Gründe für die Verstimmungen im Vorstand war der Vorwurf, dass Viehbacher ohne Absprache eine Initiative gestartet haben soll, ein acht Milliarden US-Dollar schweres Paket verschiedener Arzneimittel zu verkaufen. Zudem hatten trübe Aussichten für das wichtige Diabetes-Geschäft Sanofis Bilanz zuletzt massiv belastet. Die Franzosen mussten angesichts starker Konkurrenz ihr Diabetes-Mittel günstiger anbieten und konnten den Umsatz im vergangenen Quartal nicht so stark wie vom Markt erwartet steigern. Dieses Problem wird dem Unternehmen zufolge auch 2015 anhalten. Am Dienstag rutschten die Aktien des Pharmaunternehmens so stark ab wie seit beinahe 16 Jahren nicht mehr.
Der Deutsch-Kanadier Viehbacher stand sechs Jahre lang an der Spitze von Sanofi, baute den Konzern erfolgreich um und richtete ihn internationaler aus. Bei den Anlegern kam dies zwar gut an. Aber in Frankreich wurde auch Kritik laut. Der Abbau von Arbeitsplätzen erregte bei Gewerkschaften Unmut.
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Die größten Pharmakonzerne nach Jahresumsatz
Teva (Israel) 20,3 Milliarden Dollar
Veränderung zum Vorjahr: +/- 0 %
Pharma-Umsätze im Jahr 2013, Quelle: Unternehmen
Eli Lilly (USA) 21,0 Milliarden Dollar
Veränderung zum Vorjahr: +1,9 %
Astra-Zeneca (Großbritannien) 25,7 Milliarden Dollar
Veränderung zum Vorjahr: -8,1 %
Johnson & Johnson (USA) 28,1 Milliarden Dollar
Veränderung zum Vorjahr: +10,9 %
Glaxo Smith Kline (Großbritannien) 33,5 Milliarden Dollar
Veränderung zum Vorjahr: -1,3 %
Sanofi (Frankreich) 37,1 Milliarden Dollar
Veränderung zum Vorjahr: -2,9 %
Merck (USA) 37,4 Milliarden Dollar
Veränderung zum Vorjahr: -7,8 %
Roche (Schweiz) 39,0 Milliarden Dollar
Veränderung zum Vorjahr: +3,9 %
Novartis (Schweiz) 47,5 Milliarden Dollar
Veränderung zum Vorjahr: +1,6 %
Pfizer (USA) 47,9 Milliarden Dollar
Veränderung zum Vorjahr: -6,5 %
Unter Viehbachers Führung kaufte Sanofi 2011 die US-amerikanische Biotechfirma Genzyme. Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg wollte er die Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Genzyme zum Vorbild für Sanofi nehmen und neue Medikamente entwickeln. Daraufhin gab es offenbar Befürchtungen in Belegschaft und Vorstand, dass Viehbacher Geschäftsteile mit älteren Medikamenten verkaufen könnte. Davon wären vor allem Standorte in Frankreich betroffen gewesen.
Die Sorge um einen Bedeutungsverlust der französischen Standorte ging offenbar einher mit einer weiteren umstrittenen Entscheidung Viehbachers: Der 54-Jährige zog dieses Jahr von Paris nach Boston um – als einer von vier Mitgliedern des 12-köpfigen Sanofi-Managements, die ihren Wohnsitz in die USA verlagerten.
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