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Selbstfahrende Autos Zurück für die Zukunft

Selbstfahrende Autos sind die Zukunft der Automobilbranche. Doch die Hersteller tun sich noch schwer mit diesem Gedanken – denn die Branche muss ihr altes Geschäftsmodell selbst überflüssig machen. Eine Analyse.
05.10.2016 - 16:30 Uhr Kommentieren
Autobauer müssen ihr Geschäftsmodell überflüssig machen, wenn sie den Wandel der Branche hin zu autonom fahrenden Elektrofahrzeugen nicht verpassen wollen. Quelle: dpa
Die Zukunft der Mobilität

Autobauer müssen ihr Geschäftsmodell überflüssig machen, wenn sie den Wandel der Branche hin zu autonom fahrenden Elektrofahrzeugen nicht verpassen wollen.

(Foto: dpa)

Dem langen Zögern der etablierten Autohersteller in Sachen Elektroantrieb liegt ein tiefer Trieb zugrunde: die Selbsterhaltung. Denn das E-Auto ist der erste Schritt in eine neue Welt der Mobilität, in der das Automobil zwar technisch eine andere Dimension erreichen, zugleich in seiner Bedeutung aber verlieren wird.

Die übliche Regel in der deutschen Industrie – „Innovation sichert Zukunft“ – wird in der Autobranche ad absurdum geführt. Denn mit dem E-Auto und der folgenden Stufe, dem selbstfahrenden Auto, wird der Bedarf an Wagen deutlich zurückgehen. Es gibt seriöse Schätzungen, die besagen, dass jedes selbstfahrende Auto zehn Privatwagen ersetzen wird.

Heute verkaufen die Autohersteller noch Emotionen, Fahrgefühl und Sportlichkeit. Sie sprechen das Benzin im Blut des testosterongetriebenen Autofahrers an. Und sie schaffen Statussymbole, die sich zum Beispiel dafür eignen, den eigenen Nachwuchs standesgemäß mit einem Porsche-SUV zur Schule zu fahren, wofür, gemessen an der Größe, auch ein Nissan Micra reichen würde.

Mobilitätskonzepte vs. Auto

Doch Emotion, Fahrgefühl und Sportlichkeit spielen keine Rolle mehr, wenn sich mein Auto allein durch den Stau auf der Autobahn lenkt. Und als Statussymbol taugt mein Auto auch nicht mehr so richtig, wenn es mir gar nicht mehr gehört, sondern wenn ich es per Carsharing dann bestelle und nutze, wenn ich es brauche.

Das selbstfahrende Auto wird Teil eines Mobilitätskonzepts sein, das mich nahtlos von A nach B bringt, und zwar mit den verschiedensten Verkehrsmitteln. Das können autonome Busse oder Bahnen, Fahrräder, selbstfahrende Taxis, Carsharing oder auch der Hyperloop sein, die Röhre, in der Menschen mit Hochgeschwindigkeit von einer zur nächsten Stadt kommen sollen.

Ein Auto zu besitzen wird vielleicht schon in 20 Jahren so etwas Nostalgisches sein wie einen Plattenspieler mit echten Vinylscheiben in seinem Regal stehen zu haben. Und was bei den Platten der bessere Sound, ist beim Auto der Fahrspaß.

Trotzdem überbieten sich die Hersteller wie BMW, Daimler, Audi und Volkswagen gerade mit Ankündigungen, neue, bessere E-Autos auf den Markt zu bringen. Bei der Pariser Autoshow zeigen sie in dieser Woche, was sie bald alles können. Und so ziemlich jeder Hersteller betont, dass er technisch so weit sei wie der kalifornische Newcomer Tesla. Dessen Autos können im Prinzip schon autonom fahren. Doch andere Autobauer sehen bei dem Einsatz der Features noch Fragezeichen bei Sicherheit und Gesetzeslage. 

Die Autoindustrie arbeitet damit auch ein wenig an ihrem Niedergang. Selbst in der Branche gibt es viele Manager, die langfristig damit rechnen, dass wir weniger Hersteller brauchen werden, als wir heute noch haben.

BMW, Daimler & Co. machen dies nicht, weil sie lebensmüde sind, sondern weil sie dazu gezwungen werden. Allen voran China treibt die Autoindustrie vor sich her. Vorgeschriebene Flottenquoten für E-Autos dürften nur der Beginn sein. Die horrende Luftverschmutzung in Peking wird über kurz oder lang zu erheblichen Fahrverboten in großen Städten für Verbrennungsmotoren führen.

Das verliert seine herausragende Rolle

Fahrverbote, wie es sie sogar schon in einigen europäischen Städten wie Helsinki oder London gibt. Dort werden ganze Zonen für Verbrenner gesperrt, Zugang nur noch mit dem E-Auto. Und in den Städten wird viel weiter gedacht: Welche Verkehrsmittel der Zukunft eignen sich, welche nicht? Die Anforderungen sind je nach Stadt unterschiedlich. Ein Trend aber bleibt gleich: Das Auto verliert seine herausragende Rolle.

Die Mobilität der Zukunft kommt damit noch schneller als von einigen Herstellern befürchtet. Ein Trend, auch in den Städten ablesbar, deutet bereits darauf hin: Die jungen Erwachsenen legen immer weniger Wert darauf, ein Auto zu besitzen. Und gleichzeitig leben immer mehr Menschen in Städten.

Der Druck ist also da. Nun geht es für die über Jahrzehnte verwöhnte Branche darum, in die führende Position für die Mobilität der Zukunft zu kommen. Das hat sie verstanden, und sie arbeitet mit Macht daran, Tesla und andere zu übertrumpfen.

Ein einfaches Unterfangen ist das nicht. Denn einerseits verdienen die Autobauer mit den Verbrenner-Modellen noch richtig gutes Geld. Und andererseits suchen sie nach den Geschäftsmodellen der Zukunft. Daimler, BMW, Audi & Co. haben gelernt, Autos zu bauen und zu verkaufen. Künftig bleiben die Fahrzeuge womöglich in ihrem Besitz, und sie müssen Dienstleistungen verkaufen.

Sie alle bemühen sich redlich, die Antworten darauf zu finden. Doch wer langfristig überleben will, muss auch eine Bereitschaft mitbringen: sein bisheriges Geschäftsmodell selbst überflüssig zu machen. Die Autohersteller brauchen diesen harten Schnitt, um zukunftsfähig zu werden. Nicht heute, aber irgendwann in den kommenden Jahren.

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