Siemens-Rivale ABB Elektrokonzern kämpft gegen den Einnahmenschwund

Bei dem Schweizer Elektrokonzern sinken Umsatz und Auftragseingang weiter.
München Der Elektrokonzern ABB kämpft mit einem kostspieligen Sparkurs weiter gegen die Absatzkrise in der Ölindustrie. Die Schweizer schraubten im abgelaufenen Quartal dank der Einsparungen ihre operative Rendite nach oben, Einnahmen und Auftragsvolumen schrumpften allerdings erneut. Die Kosten für die laufenden Stellenstreichungen und den Konzernumbau durch Vorstandschef Ulrich Spiesshofer führten bei dem Siemens-Rivalen jedoch zu einem niedrigeren Nettogewinn. Besserung ist kaum in Sicht.
Das operative Ergebnis (Ebita) sei im zweiten Quartal binnen Jahresfrist um fünf Prozent auf 1,1 Milliarden Dollar gewachsen, teilten die Eidgenossen am Donnerstag mit. Der Gewinn sei unter dem Strich allerdings durch die Restrukturierungskosten um fast ein Drittel auf 406 Millionen Dollar eingebrochen.
Auf der Einnahmenseite sieht es unverändert trüb aus. Der Umsatz schrumpfte um fünf Prozent auf 8,68 Milliarden Dollar, der Auftragseingang ging um acht Prozent auf 8,3 Milliarden Dollar zurück. Vor allem Großaufträge seien zuletzt seltener geworden. So bestellten Firmen aus der Ölförderindustrie, dem Bergbau und der Stahlbranche deutlich weniger bei den Eidgenossen. „Im Förderbereich wird die massive Schrumpfung des Marktes weitergehen“, erklärte ABB-Chef Ulrich Spiesshofer. „In weiten Teilen der Prozessindustrie haben wir es mit schwachen Märkten zu tun.“
Auch Konkurrenten wie GE und Siemens hatten zu Jahresbeginn mit der Entwicklung zu kämpfen. Die Münchner schnitten zum Jahresauftakt zur Überraschung der Experten in dem Segment deutlich besser ab. Der Konzern hatte zu Beginn des Ölpreisrutsches seine Fördertechnik mit zwei großen Übernahmen erweitert. GE legt seine aktuelle Quartalsbilanz am Freitag vor, Siemens in zwei Wochen.
ABB-Chef Spiesshofer rühmte sich, mit seinem Kurs den Konzern dennoch auf Rendite zu trimmen. „Wir haben unseren Fokus auf wachstumsstarke Sektoren intensiviert und konnten so die negativen Auswirkungen von sich weiterhin schwach entwickelnden Marktsegmenten wie etwa der Prozessindustrie abfedern“, erklärte der Schwabe. „Wir verbessern unsere Kosten- und Kapitalstruktur und steigern unsere Produktivität.“ Insgesamt will Spiesshofer die Personalkosten bis Ende 2017 um eine Milliarde Dollar drücken, knapp die Hälfte davon hat er bereits erreicht. Gut ein Fünftel der Arbeitsplätze in der Zürcher Zentrale sind bereits gestrichen. Analysten lobten diese Entwicklung, die ABB-Aktie legte gut ein Prozent zu.
Einen Beschluss über die Zukunft der erfolgreichen Stromübertragungssparte schob ABB weiter auf. Einzelne Investoren drängen auf den Verkauf des rentablen Geschäfts, in dem sich die Schweizer zum führenden Anbieter bei der zukunftsträchtigen Gleichstrom-Hochspannungsübertragung (HGÜ) entwickelt haben. Spiesshofer deutete an, dass er auf der Investorenkonferenz am 4. Oktober eine Entscheidung verkünden werde.
Für das restliche Jahr rechnet Spiesshofer weiter mit schwierigen Geschäften. Der Brexit, die Anschlagsgefahr und die Situation in der Türkei seien Dämpfer für die Konjunktur in Europa. Der ausstehende EU-Austritt der Briten habe sich bereits in der Nachfrage von der Insel niedergeschlagen, sagte er. Erfahrungsgemäß lähme der Präsidentschaftswahlkampf in den USA die wirtschaftliche dort etwas. Eine konkrete Prognose für das laufende Geschäftsjahr sparte sich der Schwabe.