Skoda Tschechien hofft auf die nächste VW-Gigafactory

Auch die tschechische VW-Tochter braucht bald viele Batteriezellen.
Düsseldorf Nicht nur Spanien hat gute Aussichten, dass Volkswagen dort für Milliarden Euro eine Fabrik für Batteriezellen errichtet. Auch Tschechien macht sich große Hoffnungen, ein solches Zellwerk zu bekommen. Das Land liegt zentral in Europa, die Entfernungen zu deutschen und tschechischen Autofabriken sind vergleichsweise kurz. Außerdem lockt ein Lithiumvorkommen im Erzgebirge. Der Rohstoff gehört bei der Fertigung von Batteriezellen zu den wichtigsten verwendeten Rohstoffen.
Die Volkswagen-Tochter Skoda würde eine zentrale Rolle dabei spielen, wenn sich der Wolfsburger Konzern tatsächlich für den Bau in Tschechien entscheiden sollte. „Eine Batteriezellfabrik wäre der nächste logische Schritt, um das Land zu einem Zentrum für Elektromobilität zu machen“, sagte Skoda-Chef Thomas Schäfer am Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz in Mlada Boleslav nördlich von Prag.
„Wir brauchen mindestens eine Gigafabrik in der Tschechischen Republik“, ergänzte Schäfer. Der Skoda-Chef machte klar, dass er auf die Unterstützung des Staates setzt. Das Beispiel Spanien zeige, wie Unternehmen und Politik zusammenarbeiten könnten, um Lösungen für die Zukunft zu finden.
Volkswagen hatte in der vergangenen Woche den Bau von sechs Batteriezellfabriken („Gigafactory“) in Europa bis zum Jahr 2030 angekündigt. Jede dieser neuen Zellfabriken soll eine Kapazität von 40 Gigawattstunden (GWh) bekommen. Die ersten beiden Standorte in Schweden und in Salzgitter (Niedersachsen) stehen bereits fest.
2026 soll eine Zellfabrik im westlichen Europa den Betrieb aufnehmen, 2027 eine weitere in Osteuropa. Für die restlichen zwei Werke hat Volkswagen noch keine Standortvorgaben gemacht. Sie sollen den Betrieb auch erst zum Ende des laufenden Jahrzehnts aufnehmen.
In Westeuropa kommen Standorte in Portugal, Spanien und Frankreich infrage. Als klarer Favorit gilt jedoch Katalonien, die Heimatregion der spanischen Volkswagen-Tochter Seat. Seat-Chef Wayne Griffiths hatte am Montag den klaren Wunsch geäußert, dass sein Unternehmen zum Zentrum der Fertigung von Elektroautos in Spanien werden soll.
In Katalonien gibt es schon weit vorangeschrittene Verhandlungen über den Bau einer Zellfabrik. Beteiligt ist daran der spanische Staat, der dafür wahrscheinlich öffentliche Gelder aus dem Corona-Rettungsprogramm der EU bereitstellen würde. Ein weiterer Verhandlungspartner neben Volkswagen ist der spanische Energiekonzern Iberdrola.
Energiekonzerne als mögliche Partner
Der Bau von sechs großen Zellfabriken in den kommenden acht bis neun Jahren ist auch für den Volkwagen-Konzern kein leichtes Unterfangen. VW-Vorstandschef Herbert Diess hatte in der vergangenen Woche auf dem „Power Day“ des Autobauers deutlich gemacht, dass sich außer der öffentlichen Hand auch weitere Partner an dem Investitionsprogramm beteiligen könnten.
Für sechs Zellwerke muss Volkswagen nach Branchenschätzungen mit einem Investitionsvolumen von bis zu 15 Milliarden Euro rechnen. Diess sieht als wahrscheinlichste Kooperationspartner große Energiekonzerne. Sie verkaufen den Strom, mit dem später Elektroautos betrieben werden.
Die Gespräche in Spanien könnten zu einer Blaupause für Verhandlungen in Tschechien werden. Dort gibt es mit dem Energiekonzern CEZ ein Unternehmen, das bereits Interesse an dem Vorhaben signalisiert hat. Skoda und CEZ arbeiten schon heute zusammen, etwa bei der Stromerzeugung mit Solarkraftwerken.
Inzwischen hat sich auch die Regierung eingeschaltet, die den Bau eines Zellwerks in Nordböhmen, nicht allzu weit von der Grenze zu Deutschland entfernt, unterstützen möchte. „Wir sprechen intensiv darüber“, sagte dazu in der vergangenen Woche Industrieminister Karel Havlicek.
Auch in Polen und in der Slowakei gibt es Interesse an den Zellplänen von Volkswagen. Ein Standort in Tschechien und dann besonders im Norden des Landes hat jedoch einen großen Vorteil im Unterschied zu anderen osteuropäischen Konkurrenten: Die Entfernungen zu den nächsten Autofabriken als Abnehmern sind recht kurz.
Eine Zellfabrik in Nordböhmen könnte zum einen das Skoda-Stammwerk in Mlada Boleslav beliefern, wo in diesem Jahr mit der Fertigung von Elektroautos begonnen worden ist. Außerdem ist das sächsische Zwickau nicht weit entfernt: Dort hat Volkswagen seine Fertigung von Elektrofahrzeugen konzentriert.
In Tschechien wird bereits der kleine Ort Prunerov als möglicher Standort für die Zellfabrik gehandelt. Dort hat CEZ im vergangenen Jahr ein Kohlekraftwerk stillgelegt, Platz wäre ausreichend vorhanden. Prunerov ist nur gute zehn Kilometer von der deutschen Grenze entfernt.
Zudem gibt es im Erzgebirge südlich von Dresden im deutsch-tschechischen Grenzgebiet ein größeres Lithiumvorkommen, das in den nächsten Jahren erschlossen und abgebaut werden könnte. Von dort ist es ebenfalls nicht besonders weit zu einem möglichen Zellstandort Prunerov.
Mehr: Wettlauf um die Batterie: VW baut sechs eigene Batteriezellwerke in Europa auf
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