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Sportwagenhersteller Die Zukunft von Lamborghini ist elektrisch – CEO Winkelmann kündigt Neuausrichtung an

Lamborghini-CEO Stephan Winkelmann will seine Luxuskarossen in naher Zukunft voll elektrifizieren. 2020 war für die zum VW-Konzern gehörende Marke ein Rekordjahr – trotz Corona.
18.03.2021 - 14:00 Uhr Kommentieren
Im Dezember 2020 ist er zu Lamborghini zurückgekehrt. Quelle: Lamborghini
Stephan Winkelmann

Im Dezember 2020 ist er zu Lamborghini zurückgekehrt.

(Foto: Lamborghini)

Düsseldorf, Rom Für Lamborghini war es eine kleine Revolution, als der Sportwagenhersteller vor anderthalb Jahren erstmals einen Elektromotor in eines seiner Modelle verbaute: Der Sián wird neben einem 785 PS starken V12-Motor immerhin mit 34 elektrischen Pferdestärken angetrieben.

Doch das war erst der Anfang: Noch in diesem Jahr will der neue Firmenchef Stephan Winkelmann eine grundlegende Neuorientierung der Marke aus Norditalien verkünden – samt Elektrostrategie. „Sicherlich noch vor dem Sommer werden wir mit wichtigen Neuigkeiten aufwarten“, kündigt der 56-Jährige im Interview mit dem Handelsblatt an. „Das schließt auch die Elektrifizierung ein.“

Die neuen Modelle, die am Ende der laufenden Dekade auf den Markt kommen werden, werden demnach nicht nur Hybride sein. Die sind für Winkelmann ohnehin nur „eine Übergangslösung“. Er stellt klar: „Auch für Supersportwagen wie Lamborghini wird es in weiterer Zukunft nur noch den Elektroantrieb geben.“ Synthetische Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels, sieht Winkelmann nicht als Option. „Das ist keine klare Strategie für die Zukunft.“

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Winkelmann ist erst seit Dezember 2020 zurück in Sant’Agata Bolognese, einem Vorort von Bologna, in dem die Firma ihren Sitz hat. Schon von 2005 bis 2016 führte er Lamborghini, wechselte dann zu Audi Sport, um 2018 Chef der französischen Audi-Tochter Bugatti zu werden. Nun hat der gebürtige Berliner, der als Sohn eines Diplomaten in Rom aufwuchs, eine Doppelrolle: Drei Viertel seiner Arbeitszeit verbringt er in Italien, den Rest bei Bugatti im Elsass.

Fabrik ist neun Monate ausgelastet

Schon bei seiner Rückkehr im Dezember war das Orderbuch des Unternehmens gut gefüllt. Die Fabrik war zu dem Zeitpunkt bereits für die nächsten neun Monate ausgelastet: „Die Nachfrage ist größer als unser Angebot“, sagt Winkelmann. Auch in den ersten zwei Monaten des noch jungen Jahres habe sich die Entwicklung fortgesetzt: „Bei Auslieferungen und Bestellungen liegen wir über den Zahlen von 2020.“ Dabei waren Januar und Februar im vergangenen Jahr noch die beiden einzigen Monate ohne spürbaren Corona-Effekt.

Und obwohl Italiens Regierung im vergangenen Frühjahr einen zehnwöchigen harten Lockdown samt Produktionsstopp verhängte, ist Lamborghini erstaunlich gut durch die Krise gekommen. Mit 7430 Auslieferungen ist 2020 das zweitbeste Jahr der Firmengeschichte gewesen. Bei der Umsatzrendite hat das Unternehmen nach eigenen Angaben sogar einen neuen Rekord aufgestellt. Preisgeben will man die genaue Profitabilität zwar nicht, sie soll sich aber deutlich unter der Marke von Konkurrent Ferrari bewegen, die zuletzt konstant bei über 20 Prozent lag.

Lamborghinis Umsatz schrumpfte im Vergleich zum Vorjahr um elf Prozent auf 1,61 Milliarden Euro. Auch das ist der historisch zweitbeste Wert. Alle großen Absatzmärkte haben sich gut entwickelt. Ein einzelnes Land will Winkelmann da nicht herauspicken: „Es war die gesamte Welt und kein einzelner Markt.“

Offenbar gibt es genug Menschen, die inmitten der Pandemie Geld auf der hohen Kante haben – und es gern in Luxussportwagen investieren. Die meisten davon leben in den USA: 2224 Fahrzeuge setzte Lamborghini in den Vereinigten Staaten ab, gefolgt von 607 Autos in Deutschland und 604 in China, Hongkong und Macau. Im Heimatmarkt Italien wurden 347 Fahrzeuge verkauft. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass China in diesem Jahr Deutschland als Absatzmarkt überholen wird.

Ein leichtes Wachstum prognostiziert Winkelmann weltweit, auch in Europa. Wobei ein Rekord bei den Verkaufszahlen nicht sein Ziel sei: „Für uns steht ein solides Auftragsvolumen im Vordergrund.“ Bei einem kleinen Unternehmen wie Lamborghini könne zu schnelles Wachstum auch zu einem Problem werden – und die Firma überfordern. Zwischen 40 und 50 Mitarbeiter will Lamborghini im Laufe dieses Jahres neu einstellen – die Zahl wird dann auf mehr als 1800 anwachsen.

Elektrifizierung ist alternativlos

Langfristig kommt kein Hersteller an der Elektrifizierung vorbei, meint Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) der Fachhochschule Bergisch Gladbach. Jeder Autobauer, der künftig keine E-Varianten im Angebot habe, drohe mindestens ein schwerer Imageschaden. Der Verbrenner werde künftig zur Ausnahme.

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Aus Bratzels Sicht gibt es aber eine wirtschaftliche Grenze, bei der sich die Elektroumstellung noch lohnt. „Mit etwa 10.000 jährlich produzierten Fahrzeugen ist eine Elektrifizierung einigermaßen sinnvoll“, sagt der Autoprofessor. Von der Marke ist Lamborghini noch ein gutes Stück entfernt. Auch viele Kunden würden den E-Motor bei Lamborghini noch nicht nachfragen, wie VW-Konzernchef Herbert Diess vor dem eigenen Management erklärte.

Das Röhren des Motors, der Fahrstil wie im Rennauto: Beides gehört bei Lamborghini zur DNA. Der Sound der künftigen Elektroautos ist daher eines der wichtigsten Themen. „Elektroautos können aber nicht einfach wie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor klingen“, meint Winkelmann. „Das muss etwas anderes sein.“ Wo es sich anbietet, werde man auch auf Bauteile aus dem VW-Konzern zurückgreifen. „Aber nur dort, wo es mit unserer Marke vereinbar ist.“

Immer wieder gab es die Diskussion, ob Audi überhaupt der richtige Platz im VW-Reich ist – und Lamborghini nicht besser beim Sportwagenbauer Porsche aufgehoben wäre. Winkelmann wischt die Spekulationen weg: Die Zusammenarbeit mit Audi funktioniere schon seit 20 Jahren sehr gut. „Für mich zeichnet sich nicht ab, dass wir wechseln sollten.“ Entscheidend sei ohnehin die Einbindung in die gesamte Gruppe – und nicht die Bindung an eine einzelne Marke. „Ganz am Ende ist das auch eine Frage für die Eigentümer.“

Ein möglicher Verkauf von Lamborghini ist indes vom Tisch: Im Dezember hatte sich der VW-Aufsichtsrat eindeutig darauf festgelegt, dass die italienische Sportwagenmarke im Konzern bleiben soll.

Mit Winkelmanns zweitem Standbein Bugatti gebe es kaum Synergien. „Auf technologischer Ebene können beide Marken eher weniger zusammenarbeiten“, sagt der Doppelchef. Beide Marken seien da doch recht weit auseinander. Der Luxushersteller ist aber auch im Corona-Jahr erfolgreich gewesen: „2020 war das beste Bugatti-Jahr in der Geschichte, zumindest in der neuen Ära unter Volkswagen“, betont Winkelmann.

Innerhalb des VW-Konzerns verkauft Bugatti zwar die teuersten Autos, davon aber extrem wenige: 60 bis 80 Exemplare sind es im Schnitt pro Jahr, siebenstellige Beträge müssen Kunden dafür auf den Tisch legen. Aber auch hier sieht Winkelmann langfristig die Elektrifizierung auf dem Vormarsch: „Wir haben noch viele Ideen“, kündigt er an. „Ein zweites Modell für Bugatti sollte unbedingt vollelektrisch sein, das ist für mich klar.“

Mehr: Wie sich VW-Markenchef Ralf Brandstätter aus dem Schatten von Herbert Diess löst

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