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Stadler-Nachfolger im Porträt Bram Schot – Ein empathischer Teamplayer wird neuer Audi-Chef

Bram Schot übernimmt nach Stadlers Verhaftung die Leitung bei Audi. Der Niederländer ist in der Branche bekannt – an den Finanzmärkten aber nicht. An Selbstbewusstsein mangelt es ihm nicht.
19.06.2018 - 17:34 Uhr Kommentieren
Der Niederländer ist keiner, der sich in den Vordergrund drängt. Quelle: dpa
Neuer Audi-Chef Bram Schot

Der Niederländer ist keiner, der sich in den Vordergrund drängt.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Es war eine kleine, feierliche Zeremonie. 2007 überreichte Bram Schot dem Heiligen Vater, Papst Benedikt XVI., die Schlüssel für dessen neues Papa-Mobil. Für die Karriere des Niederländers war die Audienz beim katholischen Kirchenoberhaupt zwar völlig bedeutungslos. Maximal eine Randnotiz in seiner Vita. Ihn persönlich hat das Treffen aber tief beeindruckt. Noch heute erzählt Schot die Anekdote gerne und verbucht den Besuch in den vatikanischen Gärten als einen der wichtigsten Augenblicke in seiner Karriere.

Das sagt viel aus über den Mann, der „mit sofortiger Wirkung“ an die Spitze von Audi rückt. Denn der 56-Jährige, der bisher als Vorstand den Vertrieb der Premium-Tochter von Volkswagen leitete, ist eigentlich niemand, der sich in die erste Reihe drängt.

Die Weltpremiere von neuen Modellen, sonst qua Amt Chefsache für den obersten Verkäufer einer Automarke, überlässt Schot schon mal profilierten Mitarbeitern. Er besitze die persönliche Größe, die Bühne zu teilen; sei ein empathischer Teamplayer, heißt es in Branchenkreisen.

Für seine neue Aufgabe kann Schot jedenfalls Unterstützung gebrauchen. Vielleicht benötigt er gar heiligen Beistand – so tief steckt Audi im Dieselsumpf. Mehr als zwei Jahre nach Bekanntwerden des Abgasbetrugs durch die Ingolstädter und die Wolfsburger Konzernmutter VW ist die Affäre alles andere als ausgestanden. Die Verhaftung von Audi-Chef Rupert Stadler, der mittlerweile beurlaubt ist und in Untersuchungshaft sitzt, markiert vielmehr einen neuen Höhepunkt in dem Skandal.

Schot muss nun den Scherbenhaufen zusammenkehren und das tun, was Stadler offenbar nicht nur versäumte, sondern aus Sicht der Staatsanwälte sogar hintertrieben haben könnte: Dieselgate aufklären.

1961 in Rotterdam geboren, startete Schot, der mit vollem Vornamen Abraham heißt, seine Karriere beim niederländischen Lkw-Hersteller DAF Trucks. Fünf Jahre später wechselte der studierte Betriebswirt zu Daimler-Chrysler in die Nutzfahrzeugsparte. Bei dem schwäbisch-amerikanischen Automobilhersteller übernahm er eine Führungsfunktion nach der anderen. 2003 wurde er Präsident von Mercedes-Benz in seiner Heimat, drei Jahre später CEO der Edelmarke in Italien. In dieser Funktion besuchte er auch den Papst.

Schot mangelt es nicht an Selbstbewusstsein

2011 wurde Schot von Volkswagen abgeworben. Bei den Wolfsburgern leitete er in Hannover den Bereich Marketing und Vertrieb im Nutzfahrzeugsegment. Im September 2017 fragten ihn dann die Eigentümerfamilien Porsche und Piëch, ob er sich vorstellen könne, in den Audi-Vorstand als Vertriebschef zu wechseln. Man wurde sich sehr schnell einig.

Schot mangelt es nicht an Selbstbewusstsein. Er traut sich vieles zu. Neben seiner Funktion als Vertriebsvorstand wird der Vater von zwei erwachsenen Söhnen, die beide in den USA studieren, zumindest kommissarisch den gesamten Audi-Konzern als CEO leiten.

Sein größter Vorteil dabei: Er ist in der Dieselkrise unbelastet und erst seit ein paar Monaten bei Audi. „Schot hat in den ersten Monaten in Ingolstadt einen guten Job gemacht“, würdigt ein Audi-Aufsichtsrat. Deshalb sollte er auch die Aufgabe als Übergangs-CEO in den Griff bekommen. Nachträgliches Lob erhält der Niederländer auch von der VW-Transportersparte in Hannover, wo er zuvor gearbeitet hatte. „Als Vertriebsmann hat er hier wichtige Neuerungen durchgesetzt“, sagt ein früherer Kollege.

Verhaltene Skepsis erntet Schot hingegen von Analysten: „Bram Schot ist an den Finanzmärkten ziemlich unbekannt“, sagt Arndt Ellinghorst von ISI Evercore. Der Branchenkenner würdigt aber das akademische und praktische Rüstzeug, das der Niederländer vorweisen kann. Neben seinem Master in Business Administration an der englischen Universität Bradford kann Schot auch auf weiterführende Abschlüsse von der französischen Elite-Hochschule Insead und der US-Universität Harvard verweisen.

Schot dürfte auch in Sachen Unternehmenskultur einiges in Ingolstadt ändern. „Mein Management-Stil unterscheidet sich von dem, der in Deutschland üblich ist“, sagte er im Februar dem holländischen Magazin „Management Team“. Niederländer würden anders führen: situativer und im Denken flexibler. Dabei blieben sie stets „gelassen“ und erkennten „Möglichkeiten, die andere nicht sehen“. Was ihn mit den deutschen Kollegen verbindet: Gute Autos und klares Design sind seine Passion.

Mit der deutschen Küche steht der Niederländer zwar nicht auf Kriegsfuß, er präferiert aber italienische Spezialitäten. „Er isst furchtbar gerne Pizza“, sagt eine, die ihn gut kennt. Schot ist zudem ein Familienmensch. Jedes Wochenende fliegt er zu seinen Liebsten, die in Amsterdam wohnen. In seinen freien Minuten liest er begeistert Zeitung. Was dort in den nächsten Monaten über Audi abgedruckt sein wird, hat er nun selbst in der Hand.

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