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Start-up Zwei Gründe, warum Demecan mehr als andere von einer Cannabis-Legalisierung profitieren könnte

Demecan baut in Sachsen Cannabis für den medizinischen Einsatz an. Bei einer breiten Legalisierung könnte das Start-up die Produktion vervielfachen.
25.11.2021 - 16:34 Uhr Kommentieren
Die drei Gründer und Geschäftsführer von Demecan haben große Pläne: Mediziner Adrian Fischer, Ökonom Cornelius Maurer und Jurist Constantin von der Groeben (v.l.). Quelle: Demecan
Start-up Demecan

Die drei Gründer und Geschäftsführer von Demecan haben große Pläne: Mediziner Adrian Fischer, Ökonom Cornelius Maurer und Jurist Constantin von der Groeben (v.l.).

(Foto: Demecan)

Frankfurt Die Pläne der Ampelkoalition, Cannabis zu Genusszwecken für Erwachsene in Deutschland zu legalisieren, euphorisieren derzeit die Cannabisbranche und ihre Investoren. Das deutsche Cannabisunternehmen Demecan kann sich vor Anfragen von Investoren aus dem In- und Ausland kaum retten, wie Cornelius Maurer, Mitgründer und Geschäftsführer, im Gespräch mit dem Handelsblatt sagt.

Denn das 2017 in Berlin gegründete Start-up ist eines von drei Unternehmen, die in Deutschland bereits Cannabis anbauen dürfen – allerdings bisher nur für den medizinischen Gebrauch. Wird Cannabis für Genusszwecke freigegeben, könnte Demecan seine Produktion für weiteres Cannabis schnell hochfahren – die Anlage in einem ehemaligen Schlachthof in Ebersbach bei Dresden ist auf Expansion ausgelegt.

„Wenn der Gesetzgeber die Rahmenbedingungen ändert, würden wir natürlich auch Cannabis für Genusszwecke anbauen“, sagt Maurer. Das sei für das Unternehmen „eine Riesenchance“. Demecan könnte seine aktuelle Produktionskapazität in Sachsen von jährlich rund eineinhalb Tonnen innerhalb von sechs bis neun Monaten auf vier Tonnen ausbauen, so Maurer.

Aktuell nutzt Demecan erst 5000 Quadratmeter des ehemaligen Schlachthofs, ein Sechstel der Gesamtfläche. Laut Maurer könnte das Unternehmen mit vergleichsweise wenig Zeit- und Kapitalaufwand weitere Blüteräume ausbauen, um dann zehn Tonnen Cannabis pro Jahr zu ernten.

Nach Schätzungen des Düsseldorfer Wettbewerbsökonomen Justus Haucap beläuft sich der Gesamtbedarf an Cannabis in Deutschland in diesem Jahr auf rund 400 Tonnen. Der medizinische Cannabismarkt umfasst etwa zwölf bis 15 Tonnen, so aktuelle Branchenschätzungen. Mit der Legalisierung ist unter anderem die Hoffnung verbunden, dass der Schwarzmarkt ausgetrocknet werden könnte.

Rechtliche Hürden

Noch sind viele Fragen rund um das Thema offen. Eine große Hürde ist, dass Deutschland mit einem Import von Cannabis zu Genusszwecken gegen internationales Recht verstoßen würde. Für Deutschland ist das 1961 geschlossene Einheitsabkommen der UN-Staaten über Betäubungsmittel bindend. Das verbietet den Handel, also auch den Import und Export von Cannabis für Genusszwecke. Und Deutschland dürfte aus diesen Staaten auch nicht mehr mit medizinischem Cannabis beliefert werden. Wenn die neue Regierung also keinen Bruch mit den internationalen Verträgen will, muss sie entweder neu verhandeln oder auf in Deutschland angebautes Cannabis zurückgreifen.

Demecan baut in einem ehemaligen Schlachthof in Ebersbach bei Dresden Cannabisblüten an. Quelle: Demecan
Cannabis-Anbau

Demecan baut in einem ehemaligen Schlachthof in Ebersbach bei Dresden Cannabisblüten an.

(Foto: Demecan)

Auch dieser Umstand macht Demecan für Investoren interessant. Denn Demecan ist das einzige unabhängige deutsche Unternehmen, das Cannabis für medizinische Zwecke anbauen darf. Die beiden anderen Unternehmen sind Tochtergesellschaften der börsennotierten kanadischen Unternehmen Aphria (jetzt Tilray) und Aurora.

Hinter Demecan stehen unter anderem die Venture-Capital-Gesellschaft BTOV Partners sowie private Investoren wie Bernhard Schadeberg, Chef und Miteigentümer der Krombacher-Brauerei, und Paul Kraut, ehemaliger Chef und Familieneigentümer des Spielzeugherstellers Schleich. Anfang des Jahres kam bei einer weiteren Finanzierungsrunde im oberen einstelligen Millionenbereich noch der Futury Fonds hinzu.

Weiteres Kapital für Ausbau benötigt

Für den Ausbau der Anlagen zum Anbau von Cannabis für Genusszwecke bräuchte Demecan auf jeden Fall noch weiteres Kapital. Die bestehenden Investoren könnten mitziehen: „Wir haben eine starke Investorenbasis, die natürlich wie wir im Management die Chancen sieht, die eine Legalisierung von Cannabis für Demecan böte, und mit uns auch nach vorn gehen möchte“, sagt Maurer und ergänzt: „Im jetzigen Marktumfeld erscheint ein Börsengang durchaus auch als eine Möglichkeit.“

Viel hängt jetzt davon ab, wie die Legalisierung von der Regierung ausgestaltet wird. Der Koalitionsvertrag sieht die Abgabe über lizenzierte Geschäfte vor. Auch hier will Demecan als Anbieter aktiv werden: „Die Eröffnung von Fachgeschäften würde für uns viel Sinn machen. Wir bilden bereits fast die ganze Wertschöpfungskette ab und haben Erfahrungen als Anbauer, Weiterverarbeiter, Importeur und Großhändler. Es wäre für uns der nächste logische Schritt, auch auf die Konsumenten zuzugehen.“

Demecan selbst plädiert dafür, dass neben den Fachgeschäften auch Apotheken Cannabis für Genusszwecke abgeben könnten. „Es gibt bereits rund 2000 Apotheken in Deutschland, die regelmäßig medizinisches Cannabis an eine Vielzahl von Patientinnen und Patienten abgeben und entsprechend vorgeschult sind“, sagt Maurer. Damit seien die wichtige Fachberatung, die Kontrolle der Produktqualität und der Schutz der Jugend gewährleistet. Der legale Markt könnte zudem schneller geöffnet und der Schwarzmarkt schneller eingeschränkt werden als nur über lizenzierte Fachgeschäfte.

Wichtig ist Demecan aber auch, dass die Liberalisierung nicht zulasten der medizinischen Versorgung von Patienten geht, unabhängig davon, welchen Rahmen die Regierung für die Liberalisierung steckt. „Diese Versorgung muss weiterhin gesichert sein“, sagt Maurer auch mit Blick auf das Einheitsabkommen der UN-Staaten.

Mehr: Ampelkoalition will Cannabis für Erwachsene legalisieren – die wichtigsten Fragen und Antworten

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