Start-ups Bosch gibt dem Wagnis eine Chance

Der Vorstandsvorsitzende von Bosch macht Start-ups zur Chefsache.
Stuttgart Das Projekt ist Chefsache: „Wir haben sehr spannende und faszinierende Beteiligungen. Da ich im Beirat von Robert Bosch Venture Capital bin, bekomme ich viele Einblicke und Anregungen“, sagt Bosch-Chef Volkmar Denner. Demnächst ist es wieder so weit: Denner fliegt mit Venture-Capital-Spezialisten seines Hauses nach Tel Aviv in Israels Silicon Valley – auf Shopping-Tour.
Der Chef schaut sich Start-ups persönlich an. „Robert Bosch Venture Capital bildet für Bosch die Brücke in die Start-up-Szene“, betont Denner. Mit den Investments erschließe sich Bosch innovatives Potenzial außerhalb des Konzerns. Für die Innovationskraft des Unternehmens seien die Ideen von außen eine wertvolle Bereicherung.
Bosch will den Anschluss an die weltweite Szene schaffen. Und das mit Macht. Zu Jahresbeginn wurde bereits der dritte Venture-Capital Fonds aufgelegt, ausgestattet mit über 150 Millionen Euro. Insgesamt hat Bosch jetzt bereits 420 Millionen Euro „Assets under Management“, wie es im Fachjargon heißt. An 30 Start-ups in Europa, Israel, Singapur und den USA ist Bosch derzeit beteiligt. Eine weitere neue Beteiligung steht unmittelbar bevor.
„Unsere Mitarbeiter können über die Investments von Robert Bosch Venture Capital (RBVC) wichtige Kontakte in die Szene und in einzelne Start-ups aufbauen“, sagt Denner. Sein oberster Beteiligungsmanager Ingo Ramesohl schwärmt: „Bei unseren Investments sind ein paar echte Knaller dabei.“ Die Bosch-Tochter hat sich beispielsweise am kalifornischen Start-up Movidius mit zehn Prozent beteiligt, dem führenden Unternehmen im „Deep-Learning“ für Mobilfunkgeräte und Partner von Google. Es geht dabei, wie man intelligente Kameras in Smartphones bekommt.
Movidius ist Weltmarkführer für Visual Graphic Chips, die beispielsweise vom führenden Hersteller von Kameradrohnen DJI verwendet werden. Die DJI-Drohnen, die um die 1500 Euro kosten, erkennen Hindernisse selbst und können beispielweise einen Sportler – egal ob Bergsteiger, Paragleiter oder Skifahrer – eine halbe Stunde aus der Luft verfolgen und filmen. Wichtiger Wettbewerbsvorteil: Die Movidius-Chips haben einen sehr geringen Energieverbrauch. Die Drohnen können länger in der Luft bleiben.
Weiteres Beispiel: Einer der größten Kunden des zum Bosch-Portfolio gehörenden Unternehmens Pubnub ist Twitter. Pubnub, ein Unternehmen in San Francisco, ist Weltmarkführer für Maschine-zu-Maschine-Kommunikation. Unter den Start-ups sind unter anderen aber auch der Küchenroboter-Hersteller Rotimatics, der schottische Infrarotsensor-Hersteller Pyreos oder der Datensicherheitsexperte Intrinsic-ID,
Die Schwaben haben bereits 2007 eine, ersten Fonds aufgelegt und ab 2009 begonnen, sich an High-Tech-Gründerfirmen zu beteiligen, noch vor andern Industriegiganten wie Siemens. Inzwischen gibt es 23 Mitarbeiter, davon sieben Partner mit drei bis fünf Aufsichtsmandaten bei den Beteiligungsunternehmen. Im vergangenen Jahr hat Bosch 1500 Start-ups in Augenschein genommen, 50 bis 100 davon kamen in die engere Auswahl. An rund zehn beteiligte Bosch sich schließlich finanziell. „Diese Unternehmen wollen wir dann auch immer mit den Bosch-Einheiten zusammen zu bringen“, betont Ramesohl.
Der Wettbewerb um die besten Start-ups ist hart. „Die richtig guten Start-ups suchen sich die guten Investoren aus“, weiß der Bosch-Manager. Der Schwerpunkt der Investmenttätigkeit von RBVC liegt auf Technologieunternehmen, die an Themen arbeiten, die für Bosch aktuell und künftig von Bedeutung sind. Dazu gehören insbesondere die Bereiche Automatisierung und Elektrifizierung, Energieeffizienz, Softwaretechnologien und Medizintechnik.