Stellantis-Tochter Opel will 2028 in Europa nur noch Elektroautos verkaufen – Manta wird neu aufgelegt

Der Manager führte Opel zurück in die Gewinnzone.
München, Paris Der enorme Erfolg der deutschen Autoindustrie in den vergangenen beiden Dekaden basiert vor allem auf einem Markt: China. Für Volkswagen, Daimler und BMW ist die Volksrepublik längst die mit weitem Abstand wichtigste Absatzregion. Hier feiern die Hersteller einen Verkaufsrekord nach dem anderen und überweisen fette Dividenden in die Zentralen in Wolfsburg, Stuttgart und München.
Nur Opel ist unter den heimischen Automarken nicht im Reich der Mitte vertreten – und bezahlt dafür einen hohen Preis. Der Absatz der Rüsselsheimer dümpelt seit Jahren. Selbst ohne Corona verkauft die einst stolze Marke mit dem Blitz nicht einmal mehr eine Million Pkw pro Jahr. Das soll sich nun ändern. Die Firma will kräftig expandieren. „Opel wird nach China gehen, hundert Prozent elektrisch“, kündigte Opel-Chef Michael Lohscheller am Donnerstag an.
Der Manager nannte zwar noch keine weiteren Details zu dem Vorhaben, aber klar ist: Der Sprung nach Fernost soll ein Befreiungsschlag für Opel werden. Unter der jahrzehntelangen Regentschaft von General Motors (GM) konnten sich die Hessen lediglich in vereinzelten Nischen in China engagieren. Der Absatz blieb überschaubar. Opel verkaufte zwischen 1993 und 2014 keine 5.000 Einheiten pro Jahr in Fernost. Die Folge: Die Marke zog sich vor sieben Jahren gänzlich aus China zurück.
Als Opel dann 2017 unter das Dach von Peugeot S.A. (PSA) schlüpfte, ging es zunächst darum, endlich aus den roten Zahlen zu kommen und das Überleben der Marke zu sichern. Seit 2018 wirtschaftet Opel zwar dank eines strammen Sparkurses wieder profitabel, aber beim Absatz konnte Lohscheller bis dato keine echten Erfolge vorweisen. Der Marktanteil im Kernmarkt Europa stagniert aktuell mit 4,1 Prozent auf einem historisch niedrigen Niveau. China soll jetzt die Wende bringen und für das lang ersehnte Wachstum sorgen.
Doch einige Experten sind skeptisch. „Auf Opel hat in China niemand gewartet“, konstatiert Ferdinand Dudenhöffer. Der Leiter des Center Automotive Research (CAR) verweist auf eine Flut an lokalen und internationalen Marken, die schon lange in Fernost tätig sind. Für den nötigen Absatzerfolg müsste Opel „enorme Summen“ in Marketing und Vertrieb investieren sowie einen starken Partner vor Ort finden, sagt Dudenhöffer. Das sei unrealistisch. Die Expansionspläne von Opel hält der Branchenkenner daher für kaum mehr als eine „Wunschvorstellung“.
30 Milliarden Euro schweres Investitionspaket geplant
Opel-Chef Lohscheller setzt dagegen gerade alles daran, die etwas angestaubte Wahrnehmung der Marke zu drehen. „Wir bei Opel sind auf einer Reise von kalt zu cool“, sagte der Manager anlässlich des sogenannten „EV Day“ des neuen Mutterkonzerns Stellantis, der Anfang des Jahres aus der Fusion von PSA und Fiat Chrysler hervorging. Lohscheller plant unter anderem, den Manta, ein Kultauto aus den 70er-Jahren, bis Mitte des Jahrzehnts mit einem Elektroantrieb neu aufzulegen.
Überhaupt will Opel seine mehr als ein Jahrhundert währende Verbrennerhistorie alsbald hinter sich lassen. Noch vor Ende dieser Dekade strebt die Marke in ihrer wichtigsten Region an, nur noch Autos mit Batterie oder Brennstoffzelle anzubieten. „Bis 2028 wird Opel in Europa völlig elektrisch“, erklärte Lohscheller.
Möglich werden soll die Stromwende durch ein 30 Milliarden Euro schweres Investitionspaket, von dem alle 14 Marken von Stellantis profitieren sollen. Das Ziel des Konzerns, zu dem neben Opel noch die Logos von Jeep, Citroën oder Alfa Romeo zählen, ist, bis 2030 in Europa mehr als 70 Prozent des Absatzes mit so genannten Niedrigemissions-Fahrzeugen zu bestreiten. In den USA sollen es mehr als 40 Prozent sein. Aktuell fallen lediglich 14 Prozent des Absatzes in Europa und vier Prozent des Absatzes in den USA in diese Kategorie.
Stellantis-Chef Carlos Tavares sprach von „der richtigen Investitionshöhe in die richtige Technologie zum richtigen Zeitpunkt“. Die E-Auto-Strategie sei „der wohl wichtigste Grundstein“ für die Zukunft des jungen Konzerns. Ein Kernpunkt der Stellantis-Pläne ist, die Batterien für E-Autos günstiger und leistungsfähiger zu machen. Die Kosten für die Batterieherstellung sollen bis 2024 um 40 Prozent und bis 2030 um weitere 20 Prozent reduziert werden.
Nach Angaben des Unternehmens sollen Autonutzer von 2026 an nicht mehr für ein E-Auto zahlen müssen als für ein herkömmliches Auto mit Verbrennungsmotor. Außerdem sollen die Fahrzeuge auf eine Reichweite von bis zu 800 Kilometern kommen. Stellantis plant dafür den Bau von fünf Batteriefabriken in Europa und Nordamerika. Der Konzern strebt dabei eine Batteriekapazität von mehr als 130 Gigawattstunden bis 2025 und mehr als 260 Gigawattstunden bis 2030 an.
Bereits bekannt war, dass in Kaiserslautern und im nordfranzösischen Douvrin eine sogenannte Gigafactory entstehen soll. Der Konzern bestätigte am Donnerstag, dass er künftig auch an seinem Standort im süditalienischen Termoli Batterien für Elektrofahrzeuge fertigen lassen will. „Wir haben uns mit der italienischen Regierung geeinigt“, sagte Tavares.
Stellantis will in den kommenden Jahren auch profitabler werden. Die Zusammenlegung von PSA und Fiat-Chrysler führe zu jährlichen Synergieeffekten von mehr als fünf Milliarden Euro. Mittelfristig strebt Stellantis bereinigte operative Margen im zweistelligen Bereich an.
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Manta als E-Retro: Super-Idee.