Strategie für 2021 Spezialchemiekonzern Lanxess zeigt sich bereit für weitere Übernahmen

2020 hinterließ die Coronakrise Spuren in der Bilanz, für 2021 wird wieder deutliches Wachstum erwartet.
Düsseldorf Der Kölner Spezialchemiekonzern Lanxess verspricht für 2021 steigende Gewinne und prüft weitere Zukäufe. „Bei Lanxess stehen alle Zeichen auf Wachstum“, sagte Vorstandschef Matthias Zachert am Donnerstag bei der Vorstellung der Jahreszahlen. „Wir erwarten, dass sich unsere großen Kundenindustrien deutlich erholen werden – allen voran die Automobilbranche.“
Lanxess prognostiziert für 2021 einen bereinigten Gewinn (Ebitda) zwischen 900 Millionen und einer Milliarde Euro. Das würde im besten Fall einen Zuwachs von 14 Prozent bedeuten.
Schon 2020 sei kein schlechtes Jahr für Lanxess gewesen, wenn man die Folgen der Pandemie bedenke, unterstrich Zachert. Die Kölner kamen vergangenes Jahr auf einen bereinigten Gewinn von 862 Millionen Euro (minus 15 Prozent) und einen Umsatz von 6,1 Milliarden Euro (minus zehn Prozent). Die Dividende für 2020 soll um fünf Cent auf einen Euro steigen.
Die Anleger hatten möglicherweise noch bessere Gewinnaussichten erwartet, denn die Aktie gab bis Donnerstagmittag rund 3,5 Prozent ab. In den Tagen zuvor war sie um zehn Prozent gestiegen. Analyst Markus Mayer von der Baader Bank stufte den Ausblick des Managements als gut ein. Der Gewinn könne auch noch höher ausfallen, weil die Prognose noch keine Beiträge aus den jüngsten Zukäufen enthalte.
Die Chemieindustrie insgesamt ist bisher vergleichsweise gut durch die Krise gekommen. Zum einen konnte sie ihre Produktion 2020 weitgehend aufrechterhalten. Zum anderen erlebte sie seit dem Spätsommer eine deutliche Erholung der Nachfrage, was vor allem von der starken chinesischen Wirtschaft angetrieben wurde.
Das Geschäft in China läuft auch aktuell gut. Zachert geht davon aus, dass es in diesem Jahr der am stärksten wachsende Markt für die Branche wird. Doch auch in Europa sieht er Grund zur Hoffnung. „Die Unsicherheiten durch die Pandemie werden im Jahresverlauf sinken“, sagte er.
Drei Zukäufe in diesem Jahr
Lanxess hatte zuletzt durch mehrere Übernahmen von sich reden gemacht. Allein drei Akquisitionen in diesem Jahr sollen die neu geschaffene Sparte Consumer Protection stärken, in der die Geschäfte mit Hygiene- und Desinfektionsmitteln, Wasseraufbereitung sowie Pharma- und Agrarwirkstoffen gebündelt sind.
Für rund eine Milliarde Dollar kaufte Lanxess im Februar den US-Chemiekonzern Emerald Kamala, einen Spezialisten für Inhaltsstoffe von Lebensmitteln, Kosmetika und Tiernahrung. Es ist die zweitgrößte Übernahme in der Firmengeschichte und vom Volumen her wohl richtungweisend für weitere Verstärkungen.
Zachert machte deutlich, dass der Konzern bereit ist, am regen Treiben bei Übernahmen und Fusionen in der Chemie mitzumischen. „Wir starten 2021 aus einer Position der Stärke und können weiter aktiv an der Neuordnung der Branche teilnehmen.“ Man schaue sich derzeit weitere Projekte an.
Leisten kann sich der Konzern dies, denn das im vergangenen Jahr aufgebaute Liquiditätspolster wurde nicht gebraucht, weil das Geschäft schnell wieder ansprang. Zudem kamen durch den Verkauf der Anteile am Chemieparkbetreiber Currenta über 800 Millionen Euro in die Kasse. Das reichte schon für die Übernahme von Kamala.
Was die Größenordnung von Zukäufen angeht, schließt Zachert nichts aus. Ein Großzukauf oder gar eine Fusion mit einem Wettbewerber sei aber unwahrscheinlich – auch, weil dies meist zu komplex sei. Lanxess wird an der Börse immer wieder mit dem Schweizer Chemiekonzern Clariant in Verbindung gebracht.
Zachert zielt aber eher auf kleine und mittelgroße Übernahmen, für die sich in der aktuellen Umbauphase der Chemieindustrie immer wieder Möglichkeiten ergeben. Er will die Kompetenzen und Position von Lanxess in einzelnen Segmenten ausbauen und strebt in diesen überschaubaren Märkten „Leadership“ an, wie er sagte.
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