Streit bei Volkswagen VW-Chef Diess wehrt sich gegen Betriebsratskritik

Der Automanager findet die Kritik des Betriebsrats am Vorstand nicht gerechtfertigt.
Düsseldorf In Wolfsburg hat ein Krieg der Worte begonnen. Einen Tag, nachdem der VW-Betriebsrat öffentlich über massive Probleme beim Produktionsanlauf des neuen Golf 8 geklagt hatte, meldet sich Volkswagen-Konzernchef Herbert Diess zu Wort. In einem Beitrag auf dem Karrierenetzwerk LinkedIn widerspricht der Vorstandsvorsitzende seinem eigenen Betriebsrat. Aus Sicht des Unternehmens ist der Produktionsstart beim Golf 8 gelungen.
Konzernchef Diess geht sogar noch einen Schritt weiter. „Nach den Qualitätskennzahlen, die wir von Kunden und Händlern während jedes Anlaufs sehr genau beobachten, ist der Golf-Anlauf bisher einer der besten, die wir je hatten“, schreibt Diess am Freitag in seinem LinkedIn-Beitrag. Er gratuliere deshalb der technischen Entwicklung des Konzerns und der Produktionsmannschaft im Werk Wolfsburg.
Mit dem Produktionsstart des neuen Golf in der achten Generation sei auch eine gute Basis gelegt worden für Schwestermodelle anderer Konzernmarken, die ebenfalls in diesem Jahr an den Start gingen. Diess nannte den A3 von Audi, den Skoda Octavia und den Seat Leon. In den kommenden Monaten werde auch die Produktpalette um den Golf mit seinen sportlichen Varianten GTI und GTD erweitert, so Diess weiter. Zudem folge der Plug-in-Hybrid GTE.
Aus Sicht von Herbert Diess überzeugt der Golf seit seinem Verkaufsstart im Dezember bei den Händlern „auf ganzer Linie“. Der neue Golf sei wieder das Spitzenmodell in der Kompaktklasse bei Kohlendioxid-Reduktion, digitaler Vernetzung und Sicherheit. „In Vergleichstests lässt der Golf auch Premium-Wettbewerber souverän hinter sich“, betont der VW-Chef.
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Kritik an „übereifrigen Vorständen“
Einen Tag zuvor hatte sich das beim Wolfsburger Volkswagen-Betriebsrat ganz anders angehört. Statt der geplanten 100.000 Exemplare vom neuen Golf 8 seien im vergangenen Jahr im Stammwerk Wolfsburg nur knapp 8400 Stück produziert worden, kritisierte VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh in der Hauszeitung „Mitbestimmen“.
Die Schuldfrage war für schnell Osterloh geklärt. „Hier wollen übereifrige Vorstände zu schnell zu viel Technik in ein Auto stopfen – und sind damit gescheitert“, schrieb er. „Der Vorstand hat beim Golf-Anlauf mit falschen Entscheidungen und falschen Prioritäten ein Chaos angerichtet. Zum Glück steht die Belegschaft in aller Flexibilität bereit, um dieses Chaos wieder glattzuziehen. Das wird viel Arbeit, aber wir wissen, wofür wir diese leisten“, fügte Daniela Cavallo hinzu, die stellvertretende Vorsitzende des Betriebsrates.
Osterloh bemängelte zudem, dass die Vielfalt beim Golf-Modellprogramm zu sehr zusammengestrichen worden sei, nur um den Produktionsstart irgendwie hinzubekommen. So fehlten Aggregate, Farben und Ausstattungen sowie ein sparsamer 1,0-TSI-Basismotor. „Immerhin sind es fast zehn Prozent der Kunden, die damit abgedeckt würden“, betonte der Betriebsratschef.
ID.3 soll im Sommer ausgeliefert werden
Wie Vorstandschef Diess in seiner LinkedIn-Replik hatte auch schon Bernd Osterloh keine Namen direkt genannt. Doch jeder in Wolfsburg weiß, dass der Betriebsratschef mit seiner Kritik unmittelbar auf Diess und den VW-Entwicklungsbereich abzielt. Zwischen dem Vorstandsvorsitzenden und dem Betriebsratschef drohen damit in den kommenden Wochen weitere Konflikte. Ein vor drei Jahren geschlossener Burgfrieden zwischen beiden Seiten könnte dauerhaft zerbrechen.
Wie beim Golf 8 gibt es auch beim ersten reinen Elektromodell ID.3 größere Probleme mit der neuen Software. Im Sommer will Volkswagen mehr als 30.000 Exemplare an die ersten Kunden ausliefern, doch die Software für das neue Auto ist noch immer nicht fertig. Die Fahrzeuge werden zwar schon jetzt produziert – aber eben ohne Software. Sie soll, sobald sie fertig ist, in den kommenden Wochen nachträglich auf die eigentlich schon fertig produzierten ID.3-Exemplare aufgespielt werden.
Volkswagen hofft darauf, dass die Software bis Ende Mai fertig wird, hieß es in Konzernkreisen. Schafft es das Unternehmen, diesen Fahrplan einzuhalten, dann könnten täglich 400 bis 500 E-Autos nachträglich mit der neuen Software ausgerüstet werden. Die Fahrzeuge würden somit noch rechtzeitig im Sommer an die Kunden ausgeliefert.
Mehr: Golf 8 wird für VW zum Problem – Das ist die Kritik von Osterloh
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Bernd Osterloh
Seine öffentlich, destruktive Meldung als Vorsitzender des Gesamt- und Konzernbetriebsrats der Volkswagen AG hat dem Unternehmen Volkswagen nur geschadet.
Das bleibt in seiner Verantwortung.