Syngenta vor Übernahme: Chinas Chemieriese greift nach dem größten Unkrautvernichter
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Syngenta vor ÜbernahmeChinas Chemieriese greift nach dem größten Unkrautvernichter
43 Milliarden Dollar will Chemchina für den Schweizer Agrarchemiekonzern Syngenta auf den Tisch legen. Der Deal des Staatskonzern würde neue Maßstäbe setzen: Es wäre der bislang größte chinesische Zukauf im Ausland.
02.02.2016Update: 03.02.2016 - 08:49 Uhr
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Ein Flugzeug verteilt Pflanzenschutzmittel
Chemchina will mit Syngenta den Marktführer bei Mitteln gegen Insektenbefall, Unkraut und Pilze kaufen.
(Foto: Imago)
Peking/Basel Der größte chinesische Chemiekonzern Chemchina will den Schweizer Agrarchemie-Anbieter Syngenta übernehmen. Dies teilten beide Unternehmen am Mittwoch mit. Die staatliche China National Chemical Corporation - kurz Chemchina - bietet 465 US-Dollar je Syngenta-Aktie in bar plus Dividenden.
Damit wird der Schweizer Konzern mit über 43 Milliarden US-Dollar bewertet. Wenn Aktionäre und Behörden der Übernahme zustimmen, wäre es der bisher größte chinesische Zukauf im Ausland. Die Angebotsfrist beginne am 4. April und dauere einschließlich Nachfrist bis zum 23. Mai. Die Offerte ist an die Bedingung geknüpft, dass mindestens 67 Prozent der Aktien angedient werden.
„Die Transaktion ermöglicht weiteres Wachstum, speziell in China und weiteren Schwellenländern, sowie langfristige Investitionen in Innovation“, warb Syngenta-Präsident Michel Demare am Mittwoch für das Angebot der Chinesen. Das von den Aktionären heftig kritisierte Syngenta-Management soll an Bord bleiben.
Mit größeren Widerständen der Aufsichtsbehörden rechnet Syngenta nicht, sagte Konzernchef John Ramsay. Bis Ende 2016 soll die Transaktion in trockenen Tüchern sein. Längerfristig solle Syngenta wieder an die Börse kommen. 2015 sackte der Gewinn des weltgrößten Produzenten von Mitteln gegen Insektenbefall, Unkraut und Pilze auf den Tisch um 17 Prozent auf 1,34 Milliarden Dollar ab.
Bereits seit einiger Zeit hatte es Spekulationen über einen entsprechenden Deal gegeben. Im August wies der Verwaltungsrat von Syngenta eine 46 Milliarden US-Dollar schwere Übernahmeofferte des US-Konkurrenten Monsanto zurück.
Der vor allem für seine gentechnisch veränderten Maissorten bekannte US-Konzern wollte Syngenta für 47 Milliarden Dollar schlucken. Die darauffolgende Talfahrt der Aktien und die schwache Branchenkonjunktur setzten die Syngenta-Spitze allerdings unter Druck und Ende 2015 kam der Sinneswandel beim Management. Angesichts der Erwartungen der Aktionäre sei ein Alleingang kaum noch möglich, hatte Syngenta-Präsident Demare im Dezember erklärt.
Für Syngenta selbst schwanden die Chancen auf einen Zukauf zusehends. Der im Dezember auf den Weg gebrachte Zusammenschluss von Dow Chemical und Dupont schafft zudem in der Agrarchemie einen neuen Branchenriesen. Mit 130 Milliarden Dollar ist es die größte Chemiefusion aller Zeiten. Bislang abseits stehen die deutschen Chemieriesen BASF und Bayer.
Syngenta entstand im Jahr 2000 aus der Fusion der Agrarchemie-Sparten der beiden Pharmakonzern Novartis und Astra-Zeneca und ist an der Börse aktuell 36 Milliarden Dollar wert.
Diese deutschen Firmen gehören jetzt Chinesen
Der Betonpumpen-Weltmarktführer Sany Heavy Industry übernimmt im Januar 2012 das schwäbische Unternehmen für gut 320 Millionen Euro.
Der Pekinger Automobilzulieferer Lingyun übernimmt 2012 den Weltmarktführer für Pkw-Schließsysteme aus Heiligenhaus (NRW).
Die Xuzhou Construction Machinery Group (XCMG) wird im April 2012 Mehrheitseigener des westfälischen Betonpumpenherstellers. Der Verkaufspreis des Herner Unternehmens soll bei rund 300 Millionen Euro liegen.
2012 steigt der chinesische Nutzfahrzeugproduzent Weichai Power beim Gabelstaplerhersteller Kion ein. Die Chinesen kaufen zunächst für 467 Millionen Euro 25 Prozent an Kion und steigern 2015 ihren Anteil auf 38,25 Prozent. Außerdem erhält der Investor für 271 Millionen Euro eine Mehrheitsbeteiligung von 70 Prozent an der Hydrauliksparte Kions.
Das insolvente Solarunternehmen Q-Cells vereinbart im Juni 2012 den Verkauf seiner Tochterfirma mit Sitz in Bitterfeld-Wolfen an die Pekinger Hanergy Holding Group.
Der Konstanzer Photovoltaik-Konzern ging 2012 zum Schnäppchenpreis an den chinesischen Solarriesen LDK Solar. Doch 2013 und 2014 reichte Sunways jeweils einen Insolvenzantrag ein. Teile des Unternehmens wurden in der Folge an den chinesischen Solarkonzerns Shunfeng verkauft.
Der Industriegüterkonzern Thyssen-Krupp schließt 2013 den Verkauf seiner Tochter an den chinesischen Stahlkonzern Wuhan Iron and Steel (Wisco) ab. Zum Preis machen beide Seiten keine Angaben.
Das chinesische Unternehmen Avic Electromechanical Systems (Avicem) – eine Tochter der staatlichen Unternehmensgruppe Aviation Industry Corporation of China (Avic) – übernimmt 2014 den sächsischen Autozulieferer. Ein Kaufpreis wird nicht genannt.
Avic übernimmt 2014 für 473 Millionen Euro den deutschen Autozulieferer.
Im Januar 2016 verkauft Onex den Münchener Spezialmaschinenbauer Krauss-Maffei an ein Konsortium um die staatliche National Chemical Corporation (Chemchina). Der größte Chemiekonzern des Landes zahlt 925 Millionen Euro für den traditionsreichen Hersteller von Spritzgießmaschinen für die Kunststoff- und Gummi-Verarbeitung.
Die chinesische Holding Beijing Enterprises kauft im Februar 2016 den Abfallkonzern EEW Energy from Waste aus Helmstedt für 1,438 Milliarden Euro. Verkäufer ist der schwedische Investor EQT. EEW hat nach eigenen Angaben 1050 Mitarbeiter. Die 18 Anlagen der Gruppe können jährlich rund 4,7 Millionen Tonnen Abfall zu Energie machen und umweltschonend beseitigen. Die Fabriken erzeugen Prozessdampf für Industriebetriebe, Fernwärme für Wohngebiete und Strom für umgerechnet rund 700.000 Haushalte.
Die Shanghai Electric Group steigt im Frühjahr mit Anteilen von etwa 20 Prozent bei dem angeschlagenen Maschinenbauer ein.
Das Augsburger Unternehmen Kuka baut nicht nur Roboter, sondern ist auch Systemanbieter rund um die digital vernetzte Industrie. Der chinesische Midea-Konzern hat Kuka ein Übernahmeangebot im Umfang von 4,5 Milliarden Euro gemacht und mit dessen Hilfe knapp 95 Prozent der Kuka-Anteile übernommen.