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Tarifkonflikt 2,3 Prozent mehr Lohn: VW und IG Metall einigen sich auf Tarifvertrag

Beim neuen VW-Haustarifvertrag gibt es eine Einigung. Neben mehr Geld bekommen Mitarbeiter die Option, Zusatzvergütungen in freie Tage umzuwandeln.
13.04.2021 Update: 13.04.2021 - 13:30 Uhr Kommentieren
Der Einigung zwischen dem Autobauer und der Gewerkschaft waren Warnstreiks vorausgegangen. Quelle: Reuters
VW-Produktion

Der Einigung zwischen dem Autobauer und der Gewerkschaft waren Warnstreiks vorausgegangen.

(Foto: Reuters)

Düsseldorf Dem Automobilhersteller Volkswagen bleibt in Deutschland ein langwieriger Arbeitskampf erspart: Die IG Metall und das Unternehmen haben sich am Dienstagmorgen in der fünften Verhandlungsrunde auf einen neuen Haustarifvertrag verständigt. Im Unterschied zu anderen Unternehmen aus der Metallindustrie können die VW-Beschäftigten mit einer echten Tariferhöhung rechnen.

Im nächsten Jahr steigen die Tarifgehälter an den deutschen VW-Standorten um 2,3 Prozent. Das ist die erste Erhöhung für die Volkswagen-Beschäftigten seit drei Jahren. Im vergangenen Jahr war eine Anhebung wegen der Folgen der Corona-Pandemie zunächst ausgesetzt worden. Für 2021 gibt es eine Einmalzahlung von 1000 Euro, für die Auszubildenden sind es 600 Euro. Konzernintern hat diese Zahlung die Bezeichnung „Corona-Beihilfe“ bekommen.

Von dem neuen Haustarifvertrag sind die Beschäftigten von VW Sachsen ausgenommen, für die immer noch ein anderer Tarifvertrag gilt. Von der aktuellen Tarifeinigung profitieren die rund 120.000 Beschäftigten an den westdeutschen Standorten und die Mitarbeiter der Leasingtochter VW Financial Services. Bei Volkswagen gibt es Pläne, auch die Mitarbeiter aus Sachsen in den westdeutschen Haustarifvertrag zu integrieren. Die Gespräche dazu sind allerdings noch nicht abgeschlossen.

„Wir haben einen fairen und tragfähigen Kompromiss gefunden“, sagt VW-Verhandlungsführer Arne Meiswinkel im Gespräch mit dem Handelsblatt. Der Abschluss beweise „Vernunft und Augenmaß in der Pandemie“. Das Unternehmen und die Arbeitnehmerseite machten damit deutlich, dass sie gemeinsam durch die aktuelle Krise gehen wollten.

Ähnlich äußerte sich Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall in Niedersachsen und Verhandlungsführer der Gewerkschaft. „Wir haben ein starkes Ergebnis in schwierigen Zeiten erreicht“, sagte er. Die VW-Belegschaft profitiere nachhaltig von der Tariferhöhung. In Zeiten einer Pandemie sei sie hohen Belastungen ausgesetzt, vor allem die Beschäftigten in der Produktion. Die Mitarbeiter seien aber letztlich dafür verantwortlich, dass das Unternehmen vergleichsweise gut durch die Krise komme.

VW profitiert vom Geschäft in China – Haustarif läuft bis November 2022

Der VW-Konzern hat im vergangenen Jahr trotz der Corona-Pandemie recht gut verdient und einen Nachsteuergewinn von gut sechs Milliarden Euro ausgewiesen. Volkswagen profitierte dabei vor allem von seinem starken Geschäft in China. Wesentlichen Anteil an dem guten Ergebnis hatten auch die Premiumtöchter Porsche und Audi, die wesentlich besser durch das Krisenjahr gekommen waren als etwa die Volumenmarke Volkswagen Pkw.

Das erklärt auch, warum sich der VW-Haustarif in einem Punkt doch recht deutlich vom Flächentarifvertrag in der Metallindustrie unterscheidet. Im Pilotabschluss der nordrhein-westfälischen Metallbranche gibt es zwar ebenfalls eine 2,3-prozentige Erhöhung. Sie kann aber gegebenenfalls als „Transformationsentgelt“ verrechnet werden, wenn ein Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten gerät. Statt der Erhöhung kann dann beispielsweise eine Viertagewoche eingeführt werden.

Thorsten Gröger (l.), Verhandlungsführer IG Metall, und Bernd Osterloh, Vorsitzender des Gesamt- und Konzernbetriebsrats der Volkswagen AG Quelle: dpa
Tarifvertrag

Thorsten Gröger (l.), Verhandlungsführer IG Metall, und Bernd Osterloh, Vorsitzender des Gesamt- und Konzernbetriebsrats der Volkswagen AG

(Foto: dpa)

In der Fläche mussten die Tarifparteien darauf achten, dass es ein großes Spektrum von unterschiedlichen Unternehmen gibt. Firmen, die die Pandemie recht gut überstanden haben, und andere, bei denen sogar die Existenz auf dem Spiel stehen kann. Bei Volkswagen stellt sich diese Frage nicht. Der anhaltende wirtschaftliche Erfolg garantiert, dass die Tariferhöhung finanzierbar ist. Die Laufzeit des neuen VW-Haustarifs ist vergleichsweise lang, denn die Vereinbarung gilt bis zum November kommenden Jahres.

Der Haustarif von Volkswagen enthält zudem noch weitere Besonderheiten, die sich andere Unternehmen aus der Metallbranche kaum leisten können. Der wichtigste Unterschied sind die sogenannten „Tariflichen Freistellungstage“. Immer im Herbst zahlt Volkswagen seinen westdeutschen Beschäftigten eine Zusatzvergütung, die 27,5 Prozent des Grundentgelts aus.

VW-Aktie profitiert von Tarifabschluss

Mit dem neuen Haustarifvertrag kann nun jeder VW-Mitarbeiter wählen: Statt der vollen Auszahlung der Zusatzvergütung sind vom kommenden Jahr auch bis zu drei zusätzliche freie Tage möglich. Bislang gab es diese Wahlmöglichkeit nur für Mitarbeiter, die Angehörige pflegen oder sich intensiver um ihre Kinder kümmern mussten. Mit dem neuen Haustarifvertrag gibt es diese Möglichkeit für jeden Beschäftigten.

Die Arbeitnehmerseite hatte darauf gedrängt, dass jedem VW-Beschäftigten künftig diese Option eingeräumt wird. Anfänglich tat sich das Unternehmen mit der Forderung schwer, hat am Ende aber nachgegeben. „Das passt in die Zeit“, sagte VW-Verhandlungsführer Meiswinkel. Volkswagen erhöhe damit seine Attraktivität als Arbeitgeber. Auch bei der neuen konzerneigenen Softwaretochter Cariad sei eine vergleichbare Regelung eingeführt worden.

Die Gewerkschaft hat auch darauf gedrängt, dass die Zahl der Ausbildungsplätze konstant bleibt. Dem hat das Unternehmen ebenfalls zugestimmt. Bis zum Jahr 2025 sind bei Volkswagen in Deutschland jetzt 1400 Ausbildungsplätze garantiert. „VW steht damit zu seiner gesamtgesellschaftlichen Verantwortung. Das ist ein wichtiger Schritt“, sagte Volkswagen-Betriebsratschef Bernd Osterloh.

Die Volkswagen-Aktie gehörte am Dienstag zu den Gewinnern im Frankfurter Aktienindex Dax. Das Papier notierte zum Mittag mit rund einem Prozent im Plus. „Das Tarifergebnis sorgt für Stabilität“, hieß es dazu in Händlerkreisen.

Mehr: Haustarifvertrag für neue VW-Softwaresparte steht

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