Technologiekonzern Siemens kauft indischen Elektroausrüster für 267 Millionen Euro

Der Konzern expandiert in Indien.
München Vor der Aufspaltung des Konzerns stärkt Siemens sein Geschäftsfeld Intelligente Infrastruktur mit einer Akquisition in Indien. Für 267 Millionen Euro übernehmen die Münchener den Schaltanlagen-Spezialisten C&S Electric mit rund 5000 Mitarbeitern.
„Dieses Investment unterstreicht unser Bestreben, unsere Position in wachstumsstarken asiatischen Märkten auszubauen“, sagte Siemens-Vorstand Cedrik Neike an diesem Freitag. Mit dem Zukauf will Siemens von der steigenden Nachfrage nach Elektrifizierung in Industrie, Gebäuden und Infrastruktur in Indien profitieren.
Siemens übernimmt von C&S das Geschäft mit Schalttechnik und Schaltanlagen für die Niederspannung, mit Stromschienen sowie mit Schutz- und Messgeräten. Andere Unternehmensteile wie mobile Umspannstationen verbleiben beim Eigentümer.
Zusammen mit dem Siemens-Portfolio könne man künftig den Kunden noch bessere Lösungen für die Elektrifizierung anbieten, zum Beispiel von Rechenzentrenten und städtischen Infrastruktureinrichtungen. „Die sichere, intelligente und zuverlässige Elektrifizierung ist das Rückgrat für wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung“, sagte Neike.
„Die Produktportfolien ergänzen sich gut“, sagte Andreas Matthe, Chef der Geschäftseinheit Niederspannung, dem Handelsblatt. Siemens sei bislang vor allem im Highend-Bereich vertreten. In Indien und anderen asiatischen Wachstumsmärkten seien aber auch einfachere, kostengünstigere Lösungen gefragt. Zudem biete C&S neue Kundenzugänge. Gemeinsam können man von Indien aus auch in weitere Nachbarmärkte expandieren.
Die intelligente Infrastruktur (Smart Infrastructure/SI) will Energiesysteme und Gebäudetechnik zusammenführen und ist neben den Digitalen Industrien das zweite Standbein der neuen Siemens AG, wenn demnächst das Energiegeschäft mit den Kraftwerken und den Erneuerbaren Energien abgespalten wird.
Vor allem das Geschäft mit der Digitalen Fabrik lief in den vergangenen Jahren gut. Siemens ist Weltmarktführer bei Automatisierungstechnik und Industriesoftware. Konzernchef Joe Kaeser hofft insbesondere wegen der Vorzeigesparte auf eine Höherbewertung von Siemens, wenn das derzeit margenschwache Kraftwerksgeschäft abgetrennt ist.
Smart Infrastructure muss seine Rolle im neuen Konzern noch weiter finden und ausbauen. Das Portfolio reicht von Energiesystemen über Feuermelder bis hin zur vollautomatischen Gebäudesteuerung. Siemens müsse noch stärker auf vernetzte Großprojekte setzen, sagte ein Aufsichtsrat dem Handelsblatt. „Neike ist da aber auf einem guten Weg.“
Im vergangenen Geschäftsjahr steigerte SI den Umsatz vergleichbar um drei Prozent auf 15,2 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis sank allerdings leicht auf 1,5 Milliarden Euro.
Der Konzern begründete dies unter anderem mit dem System- und Softwaregeschäft, das zu Beginn des Jahres Belastungen im Zusammenhang mit Projekten zur Stromnetzsteuerung stemmen musste. Die Umsatzrendite sank von 10,9 auf 9,9 Prozent. Im vierten Quartal des Geschäftsjahres erreichte SI aber schon wieder 12,9 Prozent.
Mehr: Siemens hätte bei einem Rückzug von dem Adani-Auftrag unbegrenzt haften müssen. Dann hätte eine Insolvenz wohl nicht gedroht.
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