Therapie Forscher wollen Corona-Patienten mit Antikörpern von Geheilten behandeln
Immunplasma-Therapie: Hoffnung für Covid-19-Patienten
Madrid, New York Wissenschaftler auf der ganzen Welt arbeiten mit Hochdruck an Impfstoffen und Behandlungsmethoden gegen das Virus, das weltweit Tausende von Toten fordert und die Gesundheitssysteme kollabieren lässt. In Spanien und den USA testen Forscher ein Verfahren, mit dem Patienten, die die Infektion mit dem Coronavirus bereits überstanden haben, Blutplasma abgenommen werden soll. Die darin enthaltenden Antikörper sollen dann anderen Infizierten übertragen werden.
Das Bluttransfusionszentrum in Madrid wartet derzeit auf die Erlaubnis der Behörden, um mit den ersten Plasma-Entnahmen beginnen zu können. Ärzte sollen die Patienten auswählen, deren Blut sich für die Tests eignet. Dieses Plasma soll dann bearbeitet und als Blut-Transfusion den Patienten übertragen werden, deren Immunsystem im Kampf gegen die Infektion weniger gut mit dem Virus klarkommt.
Der Vorteil einer solchen Therapie ist, dass sie schneller marktreif sein könnte als ein Impfstoff, der nach Ansicht zahlreicher Experten nicht vor Mitte kommenden Jahres zur Verfügung stehen wird. „Es besteht die Hoffnung, dass eine Auswahl von Spendern mit hohen spezifischen Antikörpertitern unter den gegenwärtigen Umständen ein nützliches Instrument sein könnte“, sagte José Bruno Montoro, Koordinator der Arbeitsgruppe für Blutprodukte der Spanischen Gesellschaft für Krankenhausapotheken der spanischen Zeitung El Mundo.
Eine ähnliche Therapie ist bereits in anderen Epidemien genutzt worden, wie etwa bei SARS, dort allerdings mit „mäßigem Erfolg“, so der Experte. Spanien ist nicht das einzige Land, das an der neuen Therapieform forscht. Die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat am vergangenen Dienstag klinische Studien mit Patienten mit sehr schwerwiegenden Symptomen genehmigt. Sie arbeitet dafür mit dem spanischen Pharma- und Chemiekonzern Grifols zusammen, der auch an den Studien in Spanien beteiligt ist.
Grifols verfügt in den USA über 250 Blutspenden-Zentren. New York setzt derzeit große Hoffnungen auf die Therapie. Der Gouverneur des Bundesstaats Andrew Cuomo sagte diese Woche in einem seiner täglichen Briefings, dass New York als erste amerikanische Stadt bei schwer Erkrankten ausprobieren werde, ihnen mit den Antikörpern aus dem Blut von genesenen Menschen zu helfen.
Ansatz war schon bei anderen Pandemien erfolgreich
„Es gibt Tests, die zeigen, dass, wenn eine Person die Antikörper gespritzt bekommt, dies das Immunsystem gegen diese Krankheit stimuliert und fördert“, sagte Cuomo. „Es ist nur ein Versuch. Es ist ein Versuch für Menschen, die schwer erkrankt sind“. Aber man arbeite mit den besten Experten zusammen, weshalb die Stadt bereits diese Woche mit der Therapie begonnen habe.
New York ist derzeit der neue Brandherd des Coronavirus in den USA. Mehr als 23.000 Menschen sind in der Stadt bereits positiv getestet worden, 365 sind an Covid-19 gestorben. Auch das renommierte Mount Sinai Krankenhaus sucht bereits auf Twitter nach Blutspendern. „COVID Plasma gesucht“, teilt das Krankenhaus mit. „Patienten, die kürzlich von COvid-19 genesen sind, haben hohe Immunität in Form von Antikörpern in ihrem Blut, das in unseren Krankenhäusern schwer kranken Covid-19-Patienten gegeben werden kann“, heißt es weiter.
Dieser Ansatz sei bereits bei anderen Pandemien erfolgreich gewesen. Ende der Woche hat das Krankenhaus damit begonnen. „Aber wir brauchen Ihre Hilfe“. Bei einer Pressekonferenz des Weißen Hauses hatte auch der FDA-Vertreter Stephen Hahn diese Methode als vielversprechend bezeichnet.
Wie sehr die Welt auf neue Wege zur Behandlung der Pandemie wartet, lässt sich auch an der Börse ablesen: Der Aktienkurs von Grifols sprang am Donnerstag um sechs Prozent in die Höhe, nachdem der Konzern sein Abkommen mit der FDA angekündigt hatte, bei der Entwicklung dieser Behandlungsmethode zu kooperieren.
Wenn alles nach Plan geht, will Grifols ab April damit beginnen, Patienten Plasma zu entnehmen. Ab Juli könnten dann die ersten Antikörper fertig sein, um sie Patienten zu übertragen.
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