Toyota, Renault, VW Japaner und Franzosen hängen deutsche Autobauer bei der Effizienz ab

Bei der operativen Rendite lassen japanische Autobauer mittlerweile sogar Daimler hinter sich.
Düsseldorf Die Welt in Wolfsburg könnte eigentlich in Ordnung sein. Mit 5,5 Millionen verkauften Fahrzeugen war VW auch im ersten Halbjahr der größte Autohersteller der Welt. Auch der Gewinn fiel mit 8,16 Milliarden Euro üppig aus. Doch der globale Vergleich in der Industrie zeigt, dass der deutsche Autoriese Nachholbedarf bei der Effizienz hat.
Denn bei der Profitabilität fahren die japanischen Hersteller vorne weg, belegt eine neue Studie der Unternehmensberatung EY. Allein der große VW-Konkurrent Toyota konnte den Gewinn im ersten Halbjahr um satte 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr steigern. Auch die anderen Automobil-Unternehmen aus Japan – Mitsubishi und Suzuki – kommen auf ein sattes Gewinnplus von 26, beziehungsweise 25 Prozent.
Bei der operativen Rendite lassen Suzuki und Toyota mittlerweile sogar Daimler hinter sich. Während die Japaner mit jedem verkauften Auto 1919 Euro Gewinn machen, kommt man in Wolfsburg auf etwa 1563 Euro. Allerdings sind in den VW-Zahlen auch die Nobelmarken Audi und Porsche enthalten.
Insgesamt fällt die Bilanz der deutschen Herstellen BMW, Daimler und VW im ersten Halbjahr durchwachsen aus. Dieselkrise und Handelskonflikte zwischen den USA, China und Europa belasten den operativen Gewinn der drei Konzerne, im ersten Halbjahr um 12 Prozent. Weltweit scheint das Vertrauen in den Diesel zu schwinden, die Absätze gehen damit in einer deutschen Schlüsseltechnologie zurück. Darüber hinaus kosten Rückrufe und Umrüstung viel Geld.
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Japanische Hersteller organisieren Produktionsnetzwerk anders
Und auch die Unsicherheiten im internationalen Handel sind gewachsen. Auch wenn die deutsche Industrie US-Strafzölle auf europäische Autos gerade noch abwenden konnte, wird Trumps Handelspolitik für die Unternehmen zum Geschäftsrisiko. Immerhin produzieren alle drei Konzerne in den USA Autos für den Weltmarkt.
Insbesondere der Handelskonflikt zwischen den USA und China kommt die Konzerne daher teuer zu stehen. Die Japaner haben ihr Produktionsnetzwerk dagegen anders organisiert und können sich den Risiken bislang daher entziehen.
Und auch eine weitere Autonation gehörte laut der EY-Studie im ersten Halbjahr zu den großen Gewinnern. Die französischen Autokonzerne Renault und PSA konnten ihren Gewinn um 19 Prozent, beziehungsweise elf Prozent steigern. Die einst europafixierten Franzosen dringen mit ihren Modellen mehr und mehr in lukrative Schwellenländer wie Russland und Indien vor.
Noch schlechter sieht es für Riesen der US-Autoindustrie aus. General Motors, Ford und Fiat Chrysler stecken mitten in der Transformation. Mit einer Marge von mageren 2,2 Prozent landet Ford im globalen Vergleich der Autokonzerne auf dem letzten Platz. Der Gewinn hat sich im Vergleich zum Vorjahr fast halbiert.
Und auch für den größten US-Hersteller General Motors lief das ersten Jahr schlecht. Die einstige Opel-Mutter machte ebenfalls halb so viel Gewinn wie im Jahr zuvor. Vor allem im lukrativen chinesischen Markt haben die US-Amerikaner an Boden verloren. In Europa ist GM gar nicht mehr vertreten, Ford hat dagegen mit massiven Problem zu kämpfen.
Trotz der wenigen Gewinner im ersten Halbjahr kann die Autoindustrie auf sehr erfolgreiche Jahre zurückblicken. Das zeigt ein Vergleich mit dem zweiten Quartal 2009: Im damaligen Krisenjahr betrug der globale Umsatz der Branche noch 224,2 Milliarden Euro, bei einem Verlust von 7,1 Milliarden Euro. Im zweiten Quartal diesen Jahres erwirtschaftete die Branche einen Umsatz auf rund 410,8 Milliarden Euro, rund 83 Prozent mehr als 2009. Und auch die Gewinne stiegen global auf 26,1 Milliarden Euro.
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Sehr geehrter Herr Rottländer,
Sie verwechseln die Begriffe "Profitabilität" und "Effizienz", die keineswegs Synonyme sind. Bei der Profitabilität geht es darum, viel Geld zu verdienen. Dazu gibt es 1001 Methoden, von denen viele fragwürdig sind und der Autofirma über kurz oder lang auf die Füße fallen.
Viel Geld zu sparen ist beispielsweise, wenn man die Zukunftsinvestitionen auf ein Minimum herunterfährt. Oder in Billiglohnländern produziert bzw. seine Zulieferteile dort einkauft. Oder man stellt nur noch die margenträchtigen SUVs her oder Fahrzeuge vom Schlage eines Ferrari. Ertragreich ist auch, wenn Sie wie Tesla wie einfach kein Werkstättennetz aufbauen und keine Ersatzteile parat halten. Ich wüßte noch viele Beispiele. Geld sparen kann man beispielsweise auch beim Abgasbetrug.
Aber um was geht es bei der "Effizienz"? Um effizient zu sein, müssen Sie eine vorgegebene und definierte Leistung mit möglichst geringem Aufwand erledigen. Also beispielsweise 1 Million Autos mit weniger Arbeitsstunden als die Konkurrenten bauen. Oder 1 Milliarde Buchungen mit weniger Buchhalterstunden als die Konkurrenten erledigen.