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Trevor Milton „In fast allen Bereichen des Geschäfts“ gelogen: Nikola-Gründer wegen Betrug angeklagt

Trevor Milton muss sich vor Gericht verantworten. Er soll gerade Kleinanleger in den sozialen Medien in die Irre geführt haben. Die Aktie bricht erneut ein.
29.07.2021 Update: 29.07.2021 - 18:09 Uhr Kommentieren
Der Gründer war im vergangenen September als CEO des Start-ups zurückgetreten. Quelle: Reuters
Trevor Milton

Der Gründer war im vergangenen September als CEO des Start-ups zurückgetreten.

(Foto: Reuters)

New York Er wollte der neue Elon Musk werden. Nun jedoch muss sich Nikola-Gründer Trevor Milton wegen Betrug verantworten. Er wurde am Donnerstag von der US-Staatsanwaltschaft angeklagt, nachdem die Börsenaufsicht SEC im vergangenen Herbst eine Untersuchung eingeleitet hatte.

Milton (39) soll „in fast allen Bereichen des Geschäfts“ gelogen haben, heißt es in der Anklage. Das Start-up aus Phoenix im US-Bundesstaat Arizona hat vor, zunächst Elektro-Pick-up-Trucks zu bauen und später Wasserstoff-Lkw. Der von Musk geführte Elektroautobauer Tesla gilt dabei als großes Vorbild.

Doch Nikolas große Vision basierte laut Anklage vor allem auf Lügen. „Milton hat eine Version von Nikola verkauft, die nicht der Realität entsprach“, heißt es in der Klageschrift. So habe er vorgegeben, dass das Unternehmen schon viele Meilensteine erreicht habe. In Wahrheit sei das Start-up jedoch nur „in einem frühen Stadium gewesen, mit einer neuen Idee, wie man Technologien und Produkte, die sich noch nicht bewährt haben, kommerzialisieren kann“. Das Nikola-Papier lag am Donnerstag im New Yorker Handel rund acht Prozent im Minus bei 13 Dollar.

Milton war im September als CEO des Start-ups zurückgetreten. Zuvor hatte der Shortseller Hindenburg Research in einem detaillierten Report erläutert, warum Nikolas Technologie in Wahrheit nicht mit den luftigen Visionen des Unternehmens mithalten konnte. So soll das Unternehmen einen Prototyp einen Berg herunterrollen lassen haben. In einem Video sah es jedoch so aus, als würde der Truck von allein fahren. Milton hatte versichert, dass der Prototyp „voll funktionsfähig“ sei.

Der Hindenburg-Report trug den süffisanten Titel: „Nikola: Wie man ein Meer an Lügen in eine Partnerschaft mit dem größten Autohersteller der USA verwandelt.“ Daraufhin war die Börsenaufsicht SEC aktiv geworden.

Die Staatsanwälte nahmen auch Nikolas PR-Strategie ins Visier. Milton habe sich „gezielt an Kleinanleger gewendet“ und habe „falsche und irreführende Aussagen in den sozialen Medien, im Fernsehen und in Zeitungs- und Podcastinterviews gemacht“, heißt es in der Anklageschrift.

Nikola gewinnt auch Bosch als Partner

Mit seiner Vision konnte Milton allerdings auch renommierte Investoren überzeugen. So wollte das Unternehmen mit Branchenführer General Motors (GM) den Elektro-Pick-up bauen. GM wollte sich ursprünglich mit elf Prozent an Nikola beteiligen. Nach dem Hindenburg-Report hatte sich der Autokonzern jedoch von den Plänen distanziert und war nur noch bereit, Nikola Brennstoffzellen zu liefern.

Auch Bosch und Iveco konnte Nikola als Partner gewinnen. Der Konzern investierte 100 Millionen Dollar in das Start-up, Bosch-Manager Mike Mansunetti sitzt seit 2019 im Verwaltungsrat. Gemeinsam mit Iveco, einem Nutzfahrzeughersteller im Teilbesitz des italienischen Agnelli-Imperiums, will Nikola in Ulm in Baden-Württemberg ab Ende 2021 pro Jahr gut 3000 Batterie-Trucks (Nikola Tre) mit einer Reichweite von 400 Kilometern produzieren. Auch Iveco-Chef Gerrit Marx sitzt im Kontrollgremium des Start-ups.

Nikola war im vergangenen Sommer über einen Börsenmantel, einen sogenannten Spac, an die Börse gegangen – zu früh, wie das Unternehmen im vergangenen Jahr einräumte. Dabei fusionierte Nikola mit der Investmentgesellschaft des früheren GM-Managers Steve Girsky, der einst auch Aufsichtsratschef von Opel war.

Der Fall heizt auch die Diskussion um die Rolle der Shortseller neu an. Sie waren in den vergangenen Monaten in die Kritik geraten und wurden von bestimmten Tradern, die sich in sozialen Medien wie Reddit organisieren, gezielt angegriffen. Die beispiellosen Kursanstiege bei Aktien wie Gamestop und AMC führten bei einigen Leerverkäufern – sie wetten auf fallende Kurse – zu Milliardenverlusten.

Analysten weisen nun jedoch auch auf den Nutzen der Leerverkäufer hin. „Shortseller sind grundsätzlich sehr gesund für unsere Märkte – sie decken Betrugsfälle auf und zeigen uns, wo Hypes und Überbewertungen entstanden sind“, stellte Whitney Tilson vom Analysehaus Empire Research klar.

Mehr: E-Auto-Angreifer in Bedrängnis: „Es wird eine Auslese unter den Elektro-Start-ups stattfinden“

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