Übernahme Merck & Co. schluckt Biotech-Firma Acceleron für 11,5 Milliarden Dollar

Der Abschluss des Deals wird für das vierte Quartal erwartet.
Frankfurt Der US-Pharmakonzern Merck & Co. verstärkt sein Geschäft mit Medikamenten gegen seltene Krankheiten und will dafür das Biotech-Unternehmen Acceleron für rund 11,5 Milliarden Dollar übernehmen. Merck & Co. sichert sich so den Zugriff auf ein vielversprechendes neuartiges Medikament gegen Lungenhochdruck (PAH), das sich in der letzten Phase der klinischen Entwicklung befindet. Der Abschluss des Deals wird für das vierte Quartal erwartet.
Der Preis entspricht einer Prämie von 45 Prozent auf den durchschnittlichen Aktienkurs zwischen April und August. Die Aktien beider Konzerne legten in New York vorbörslich leicht zu, nachdem Medienberichte über eine bevorstehende Übernahme den Acceleron-Kurs in den vergangenen zehn Tagen bereits um ein Viertel nach oben getrieben hatten.
Der Markt für seltene Krankheiten ist eine lukrative Nische für Pharmakonzerne, weil sie für diese Medikamente mehr Geld verlangen können als für herkömmliche. In diesem Fall geht es um „Pulmonary arterial hypertension (PAH)“, einen besonderen Bluthochdruck, der die Lungen betrifft. Das Datenunternehmen Globaldata geht davon aus, dass der PAH-Markt von 2019 bis 2029 in den sieben wichtigsten Märkten um voraussichtlich durchschnittlich fünf Prozent pro Jahr wachsen wird.
2017 hatte sich der US-Rivale Johnson & Johnson bereits in diesem Bereich verstärkt und die auf Lungenhochdruck spezialisierte Schweizer Biotechfirma Actelion für 30 Milliarden Dollar übernommen. Auch Merck entwickelt ein PAH-Mittel, das sich gegenwärtig in der zweiten Phase der klinischen Erprobung befindet.
Da die großen Pharmakonzerne ihre Pipeline für neue Medikamente nicht genug füllen können, halten sie in letzter Zeit immer mehr Ausschau nach Biotech-Unternehmen, die vielversprechende Mittel in ihrer Entwicklung haben. Dabei greifen sie oft auch zu, bevor die Medikamente überhaupt zugelassen sind und bevor die Biotech-Firmen überhaupt nennenswerte Umsätze oder gar Gewinne schreiben. Damit gehen sie zwar ein gewisses Risiko ein, aber der Preis ist niedriger, als wenn sie bis zur Marktzulassung warten.
Auch das in Cambridge ansässige Acceleron schreibt noch keine Gewinne. Im vergangenen Jahr hat es lediglich 55 Millionen Dollar durch Lizenzzahlungen von Bristol Myers Squibb für das Anämie-Produkt Reblozyl umgesetzt. Aber insgesamt stand noch ein Minus von 166 Millionen Dollar unterm Strich.
Der Kauf des Biotech-Unternehmens ist der große erste Deal unter dem neuen Merck-CEO Rob Davis, der im Juli von Kenneth Frazier die Führung des US-Konzerns mit Sitz in New Jersey übernommen hat. „Das passt perfekt in unsere Strategie“, sagte er in seinem ersten Interview gegenüber dem Wirtschaftssender CNBC. „Es erweitert und diversifiziert unsere Pipeline“, erklärt Davis. Außerdem kehre Merck damit auch einen Schritt zu seinen Ursprüngen zurück, als es „über lange Jahre eine tiefe Expertise bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen hatte“.
Acceleron fokussiert seine Forschung vor allem auf ein bestimmtes Protein, das eine zentrale Rolle in der Regulierung des Zellwachstums und in deren Heilung spielt.
Mit Material von Reuters
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