Übernahme von TRW: Was ZF besser macht als Daimler
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Übernahme von TRWWas ZF besser macht als Daimler
Daimler feierte einst den Kauf des Rivalen Chrysler als „Hochzeit im Himmel“ – eine Scheidung folgte. Nun kauft ZF Friedrichshafen den US-Zulieferer TRW. Warum der transatlantische Mut sich in dem Fall auszahlen dürfte.
Friedrichshafen „Groß und mächtig“ wolle man sein, betonte ZF-Chef Stefan Sommer als er am Montaggefragt wurde, warum er den US-Konkurrenten TRW übernimmt. Und tatsächlich katapultiert sich der Zulieferer vom Bodensee mit dem Deal auf einen Schlag unter die drei größten Autozulieferer der Welt. Mit 138.000 Mitarbeitern und 30 Milliarden Euro Umsatz schließt ZF zu Konkurrenten wie Bosch und Continental auf. Kaum ein großer Autohersteller wird noch auf Bauteile von ZF verzichten können.
So groß die Euphorie der Beteiligten auch ist: Mit der Übernahme werden auch Erinnerungen an große Deals wach, die nach hinten losgingen. Da ist zum einen die letzte deutsch-amerikanische „Hochzeit im Himmel“, die Fusion von Daimler und Chrysler. Der Traum von der „Welt AG“ des damaligen Daimler-Chefs Jürgen Schrempp kostete die Anleger Milliarden. Und da ist die Übernahme von Continental durch Schaeffler. Eine Übernahme, die das Familienunternehmen fast an den Rande des Ruins führte. Trotzdem spricht viel dafür, dass Sommer und ZF Friedrichshafen die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen.
Die Partner ergänzen sich gut
Aus der Nummer Neun und der Nummer Elf der weltweiten Zulieferer wird nun die neue Nummer drei. Die Produktportfolios der neuen Partner haben dabei wenige Überschneidungen. Das Geschäft von ZF riecht nach Werkstatt, hier regieren die Mechaniker und bauen Antriebstechnik und Fahrwerke. Mit TRW kommen neue Technologien hinzu, die ZF bisher fehlen – von Airbags bis hin zu Aufprallsensoren. Besonders wichtig ist allerdings Elektronik, die bei modernen Sicherheitssystemen unerlässlich ist – und auch beim großen Trend zum vernetzten Fahren eine Schlüsselrolle spielt. Bei Scheibenbremssystemen, elektrischen Lenksystemen und Sicherheitsgurten ist TRW Automotive sogar Weltmarktführer.
Die größten Autozulieferer der Welt
Aisin (Japan): 18,9 Milliarden Euro
Michelin (Frankreich): 20,2 Milliarden Euro
Johnson Controls (USA): 20,9 Milliarden Euro
Hyundai Mobis (Korea): 23,3 Milliarden Euro
Bridgestone / Firestone (Japan): 24,6 Milliarden Euro
Magna (Kanada): 24,9 Milliarden Euro
Denso (Japan): 27,8 Milliarden Euro
ZF Friedrichshafen + TRW (Deutschland): 29,9 Milliarden Euro (Anm. d. Red. In einer ersten Fassung war versehentlich der Umsatz verkauften Sparte ZF Lenksysteme doppelt herausgerechnet worden)
Bosch (Deutschland): 30,7 Milliarden Euro
Continental (Deutschland): 33,3 Milliarden Euro
Umso vernünftiger von ZF, sich von der eigenen Lenksystemsparte zu trennen. Diese hat man kurzerhand an den Konkurrenten Bosch verkauft. Zwar klingt der kolportierte Verkaufspreis von unter einer Milliarde Euro zunächst niedrig. Doch ZF vermeidet damit nicht nur den Konflikt mit den Wettbewerbshütern, sondern auch neue Konflikte innerhalb des gemeinsamen Unternehmens. Nicht zuletzt der Streit um die überlegene Technik hatte die „Hochzeit im Himmel“ zwischen Daimler und Chrysler einst scheitern lassen.
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Eine Welt-AG, die funktionieren könnte
Mit der Fusion sichert sich ZF den Zugang zum wichtigen US-Markt auf einen Schlag. Gemeinsam mit TRW wird sich der Umsatz in Übersee auf 6,5 Milliarden Euro erhöhen. Und auch im Zukunftsmarkt China sind die Partner gemeinsam gut aufgestellt. In Shanghai betreibt ZF sein Entwicklungszentrum mit 800 Mitarbeitern, nicht weit davon arbeitet TRW mit 1200 Mitarbeitern an technischen Neuerungen. Im Zukunftsmarkt China erwirtschaften die Partner gemeinsam 5,6 Milliarden Euro - und sind damit groß genug, um am Wachstum aller Autohersteller partizipieren zu können.
Vor allem ist das gemeinsame Unternehmen nicht mehr so abhängig konjunkturelle Schwankungen auf den Heimatmärkten. Europa bleibt zwar mit einem Umsatzanteil von 51 Prozent der stärkste Markt, doch künftig kann man auch den Schwung aus anderen Weltregionen mitnehmen. Bei Daimler war es am Ende die Schwäche von Chrysler gewesen, die das Ergebnis extrem belastete und damit die Aktionäre gegen die Partnerschaft aufbrachte.
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