
ThyssenKrupp hat die Stahlwerke in den USA und Brasilien nach hohen Abschreibungen noch mit 3,9 Milliarden Euro in den Büchern stehen.
Rio de Janeiro Die zum Verkauf stehenden Stahlwerke von Thyssen-Krupp drohen zum Ladenhüter zu werden. Das Werk in Brasilien habe nur niedrige Gebote erhalten, berichtete die Nachrichtenagentur Agencia Estado am Samstag. Thyssen-Krupp versuche nun in Gesprächen, die Offerten in die Höhe zu treiben.
Im Geschäftsjahr 2012/13 fuhr Thyssen-Krupp das dritte Mal in Folge einen Nettoverlust ein. Mit einem Fehlbetrag von 1,5 Milliarden Euro fiel dieser zwar niedriger aus als die fünf Milliarden Euro Miese im Jahr zuvor. Die Aktionäre müssen jedoch erneut auf eine Dividende verzichten. Das könnte auch im neuen Geschäftsjahr 2013/14 der Fall sein. Thyssen-Krupp will zwar operativ zulegen, für einen Nettogewinn könnte es aber erneut nicht reichen. Zudem schwächelt nicht nur die amerikanische Stahlsparte, sondern auch das Geschäft mit dem Werkstoff in Europa und mit Teilen für die Automobilindustrie.
Thyssen-Krupp fuhr im Geschäftsjahr 2011/12 einen Nettoverlust von fast fünf Milliarden Euro ein. In den ersten neun Monaten des Ende September abgelaufenen Geschäftsjahres 2012/13 waren es rund 1,2 Milliarden Euro. Analysten zufolge schwächelt nicht nur die amerikanische Stahlsparte. Auch das europäische Stahlgeschäft, der Großanlagenbau, der Verkauf von Autoteilen und die Aufzugssparte hätten im Geschäftsjahr weniger verdient. Der Handel mit Werkstoffen und das Dienstleistungsgeschäft habe hingegen zugelegt.
Für Unruhe im Konzern sorgen auch die Pläne zum Abbau tausender Arbeitsplätze. In der Verwaltung sollen 3000 Jobs wegfallen. In der Stahlsparte will Thyssen-Krupp 2000 Arbeitsplätze abbauen. Weitere 1800 Stellen könnten durch Beteiligungsverkäufe aus dem Konzern fallen. „Wir bügeln damit auch die Managementfehler der Vergangenheit aus“, hatte Konzernbetriebsratschef Wilhelm Segerath in einem Reuters-Interview gesagt. Thyssen-Krupp will damit die Kosten um 500 Millionen Euro senken. Die Summe ist Teil der insgesamt geplanten Einsparungen des Konzerns bis 2014/15 von nun 2,3 Milliarden Euro. Das Unternehmen beschäftigt rund 156.000 Mitarbeiter, davon etwa 58.000 in Deutschland. Ein weiterer Stellenabbau ist nach den Worten von Personalvorstand Oliver Burkhard derzeit nicht geplant.
Nach einer langen Hängepartie konnte Thyssen-Krupp das Weiterverarbeitungswerk in den USA verkaufen. Das verlustreiche Rohstahlwerk in Brasilien hängt dem Konzern immer noch wie ein Klotz am Bein. Thyssen-Krupp muss neue Abnehmer für den Werkstoff in Nord- und Südamerika finden, da das US-Werk künftig weniger abnimmt. Die Kosten für beide Werke waren auf fast 13 Milliarden Euro explodiert, mehr als acht Milliarden entfielen auf Brasilien. Das US-Werk bleibt bis zu der erhofften Freigabe des Deals durch die Regulierungsbehörden noch für Monate in den Büchern. Thyssen-Krupp erwartet in der Sparte weitere Verluste - wenn auch niedrigere als bislang.
Dem Konzern sitzen die Ratingagenturen im Nacken. Thyssen-Krupp drücken Schulden von fünf Milliarden Euro. Das Eigenkapital schmolz zwischenzeitlich von 4,5 Milliarden auf 2,5 Milliarden Euro zusammen, durch eine im Dezember 2013 durchgezogene Kapitalerhöhung konnte es inzwischen auf 3,3 Milliarden Euro aufgebessert werden. Die Eigenkapitalquote ist einer der niedrigsten Werte eines Dax-Konzerns. Gespräche mit Banken sorgten Ende September für Erleichterung, nachdem dieser Wert über die Marke von 150 Prozent gestiegen war.
Der Mischkonzern wird immer wieder von Kartellverstößen und Korruptionsvorwürfen erschüttert. Vorstandschef Heinrich Hiesinger will eine neue Unternehmenskultur, in der für krumme Geschäfte kein Platz ist. Bei illegalen Preisabsprachen war Thyssen-Krupp ein Wiederholungstäter. Einem Aufzugskartell folgten Kungeleien mit Schienenherstellern. Hier einigte sich Thyssen-Krupp nun mit der Deutschen Bahn auf Schadensersatz. Wie ein Damoklesschwert hängt zudem der Verdacht über dem Konzern, sich auch an einem möglichen Kartell von Herstellern von Blechen für die Automobilindustrie beteiligt zu haben. Ob sich dieser Verdacht bestätigt, ist offen. Sollte dies aber der Fall sein, wären die Konsequenzen nicht abzuschätzen - die Autoindustrie gehört zu den größten Kunden von Thyssen-Krupp. Welchen Stellenwert die Aufarbeitung der Verstöße hat, zeigte sich auch auf der Hauptversammlung im Januar 2014: Dort schuf Thyssen-Krupp für den ehemaligen Metro-Manager Donatus Kaufmann einen neuen Vorstandsposten für Compliance.
Der Ruf des einst stolzen Unternehmens ist durch Pleiten, Pech und Pannen und die Korruptionsvorwürfe ramponiert. „Es herrschte offenbar bei einigen die Ansicht vor, dass Regeln, Vorschriften und Gesetze nicht für alle gelten“, hat Konzernchef Hiesinger beklagt. Er will aufräumen und eine neue Unternehmenskultur einführen, in der Seilschaften und blinde Loyalität nicht wichtiger sind als unternehmerischer Erfolg. Dafür braucht er die volle Rückendeckung vom Aufsichtsrat.
Die beiden Hauptinteressenten, Brasiliens Cia Siderurgica Nacional (CSN) und der italienisch-argentinische Stahlkonzern Ternium, setzen darauf, dass der Essener Mischkonzern das verlustreiche Werk so schnell wie möglich loswerden wolle, zitierte die Agentur eine mit der Angelegenheit vertraute Person. CSN bietet demnach 3,8 Milliarden Dollar für das Werk in Brasilien sowie ein weiteres im US-Bundesstaat Alabama.
Zum Ende des Infineon-Geschäftsjahrs (30. September 2012) wechselte auch der Vorstandschef. Reinhard Ploss übernahm von Peter Bauer den Posten.
Bauer hatte 2011/12 insgesamt 2,9 Millionen Euro verdient und damit etwas deutlich weniger als 2011 (3,7 Millionen Euro).
Der Chef des Chemiekonzerns, Kurt Bock, verdiente mit 5,29 Millionen Euro im Jahr 2012 nahezu unverändert im Vergleich zum Vorjahr. Er hatte sein Amt im Mai 2011 angetreten.
Marijn Dekkers, Niederländer an der Spitze des Chemie- und Pharmakonzerns Bayer, hat im Jahr 2012 insgesamt 5,06 Millionen Euro verdient, nach 4,49 Millionen Euro im Vorjahr.
Ende April hatte Stefan Heidenreich beim Kosmetikkonzern Beiersdorf das Amt des Vorstandschefs übernommen. Im Jahr 2012 verdiente er 2,6 Millionen Euro.
Das Adidas-Ergebnis fiel 2012 vor allem wegen eines schwachen Geschäfts der Marke Reebok nicht so rosig aus. Adidas-Chef Herbert Hainer verdiente 2012 insgesamt 4,18 Millionen Euro und damit 28 Prozent weniger als 2011 (5,14 Millionen Euro).
Bei Thyssen-Krupp kämpft Vorstandschef Heinrich Hiesinger mit der Aufarbeitung diverser Skandale und Fehlinvestitionen. Im Geschäftsjahr 2011/2012 (bis 30. September) verdiente er 3,85 Millionen Euro.
Der Vorstandschef des Pharmakonzern verdiente 2012 insgesamt 5,52 Millionen Euro und damit fast ein Drittel mehr als 2011 (4,2 Millionen Euro).
Der Österreicher verdiente im Geschäftsjahr 2011/2012 insgesamt 7,87 Millionen Euro, im Jahr zuvor waren es 8,74 Millionen Euro.
Ende 2013 gibt René Obermann sein Amt an den jetzigen Finanzvorstand Timotheus Höttges weiter. Obermann verdiente 2012 insgesamt 3,78 Millionen Euro und damit nahezu unverändert so viel wie 2011 (3,85 Millionen Euro).
Der Linde-Chef hat gesagt, kein Interesse an einer Vertragsverlängerung zu haben. Im Jahr 2012 verdiente er bei dem Industriegase-Spezialisten 6,9 Millionen Euro, fast genau so viel wie ein Jahr zuvor.
Der dänische Chef des Konsumgüter- und Klebstoffkonzerns Henkel, Kasper Rorsted, hat im Jahr 2012 insgesamt 6,18 Millionen Euro verdient, ein sattes Plus von fast 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr (4,79 Millionen Euro).
Zur Jahresmitte 2012 hatte Peter Terium den Spitzenposten beim Energiekonzern RWE angetreten. Er verdiente im Jahr 3,8 Millionen Euro, ein sinnvoller Vergleich zum Vorjahr ist nicht möglich.
Der VW-Chef erhält rund 14,5 Millionen Euro für das abgelaufene Jahr (2012) und damit 5,5 Millionen weniger, als ihm nach den zuletzt gültigen Kriterien zugestanden hätten.
Damit will VW verhindern, erneut ins Zentrum einer Diskussion um hohe Managementbezüge zu geraten wie 2011, als Winterkorn mehr als 17 Millionen Euro verdiente.
Der Daimler-Vorstandschef hat im vergangenen Jahr inklusive Aktienoptionen 8,15 Millionen Euro verdient. Das war etwas weniger als 2011 (8,65 Millionen Euro).
Geschäftsberichte / Hostettler, Kramarsch & Partner
Thyssen-Krupp hat die Stahlwerke in den USA und Brasilien nach hohen Abschreibungen noch mit 3,9 Milliarden Euro in den Büchern stehen. Analysten hatten sich zuletzt skeptisch gezeigt, ob Thyssen-Krupp diesen Preis erzielen kann. Ein Konzern-Sprecher wollte sich nicht näher zu dem Bericht äußern. „Der Prozess verläuft planmäßig. Zu Namen und anderen Details machen wir keine Angaben.“
Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger hatte Anfang März erklärt, dass die Prüfung der Bücher für die Stahlwerke in Übersee weitgehend abgeschlossen sei und die Angebot nun einliefen. Eine Vereinbarung zum Verkauf hatte er bis Mai in Aussicht gestellt. Wie lange der anschließende Genehmigungsprozess dauere, habe der Konzern nicht in der Hand. Hiesinger hält aber einen Abschluss der Transaktion bis Ende des Geschäftsjahres 2012/13 (per Ende September) für möglich.
Reuters hatte von Insidern jüngst erfahren, dass im Rennen um die Werke einige Bieter Bündnisse schmieden. Der japanische Stahlkocher JFE Steel und der Konkurrent U.S. Steel wollten eine gemeinsame Offerte vorlegen. Damit folgten sie einem Vorgehen von ArcelorMittal mit Nippon Steel aus Japan und den Bemühungen des brasilianischen Stahlkonzerns CSN um finanzielle Schützenhilfe der staatlichen Entwicklungsbank BNDES.
Die Werke hatten maßgeblichen Anteil an den Milliardenverlusten von Thyssen-Krupp. Nach dem Verkauf der amerikanischen Stahlsparte werde der Mischkonzern Ende des Kalenderjahres nur noch weniger als 30 Prozent seines Geschäfts mit Stahl machen, hatte Hiesinger jüngst erklärt. 70 Prozent seien Industriegüter und Materialdienstleistungen.

5 Kommentare zu "Übernahmepoker: Niedrige Gebote für Thyssen-Werk in Brasilien"
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Die Klagen gegen TK-Management und Aufsichtsrat werden wahrscheinlich schon verfasst, sollten die Werke tatsächlich verlustreich aufgegeben werden.
Ihre Frage des Weiterbetriebs ist vollkommen gerechtfertigt. Alles andere wäre ein Eingeständnis des Versagens auf ganzer Linie. Verantwortliche müssen somit finanziell zur Rechenschaft gezogen werden. Dies kann nicht allein auf dem Rücken der Beschäftigten und Aktionäre ausgetragen werden.
Konzernlenker müssen sich ihrer Verantwortung stellen und zwar ohne sich aus dem Staub machen zu können und womöglich vorher auch noch einen goldenen Handschlag aushandeln. Dabei sollte es keine Tabus geben. Denkbar sind ist auch die Pensionsverpflichtungen für Topmanager auf dem Klageweg zu streichen. Dies ist der einzige Weg Boni und Missmanagement einen Riegel vorzuschieben!
Weshalb die Standorte nicht behalten? Werden sie verkauft, gibt es wenig Cash und hohe Abschreibungen. Wenn sie nun tatsächlich inzwischen technisch gesehen vernünftig funktionieren, warum dann nicht ebenfalls eine dicke Abschreibung vornehmen (die ja auch beim Verkauf kommt) und anschließend auf einer Kostenstruktur produzieren und kalkulieren, die der entspricht, wenn das Unternehmen von Anfang an vernünftig geplant und gebaut hätte. So würde wenigstens vermieden, dass auf Kosten der Aktionäre auch noch die Konkurrenz gestärkt wird. Etwas anders sieht es natürlich aus, wenn die zwei Werke so dämlich geplant wurden, dass sie nie vernünftig produzieren. Dann wäre es geradezu genial sie der Konkurrenz günstig anzubieten und sie so in die geplante Katastrophe zu locken. Aber so viel Klugheit kann man dem TK Management + AR eigentlich nicht zutrauen. Aber eventuell sitzen dort doch bessere Schauspieler als bisher gedacht ...
And as usual, the management has given the PR-dept another turd to polish, and the PR-dept does it magnificently: "„Der Prozess verläuft planmäßig. Zu Namen und anderen Details machen wir keine Angaben."
Next-to-last step in selling this disaster: "Um die heisse Brei redden," die preise in die Holle zu treiben.
Last-step: 500M € abschreiben.
Brasil oferece ajuda ao desenvolvimento por muito tempo para Portugal, os brasileiros ricos vêm para fazer compras na Europa. Por que não deveria economia empresa brasileira com sede e menor o preço de acordo.
Tempo que lemos do Brasil com a sua mensagem e aprender com seus erros. Europa, mais cedo ou mais tarde, precisam de nossa ajuda. Tudo apenas uma questão de tempo.
Na, der Bau in Brasilien und Alabama war doch mal zukunftsorientiert. Man gebe für zwei neue Standorte 12 Mrd. Euro aus, mache die Belegschaften fit und verhökere dann die beiden Standorte für umgerechnet 3 Mrd. Euro an die Konkurrenz. Die können dann bei den entsprechend geringeren Kapitalkosten im Wettbewerb bestehen, und, vermutlich den Lieferungen von ThyssenKrupp in die USA den Garaus machen. Folge: zusätzliche Absatzprobleme in Duisburg mit weiterem Kapazitätsabbau und Personalabbau. Fazit: Das Konzernmanagement versagt seit 10 Jahren auf breiter Frot. Sie können es einfach nicht. Sollte sich die Weltstahlnachfrage nicht in den nächsten zwei Jahren erheblich bessern wird der Standort Duisburg wohl bald Geschichte sein.