Umsatzsteigerung BASF peilt 2021 kräftiges Ergebnisplus an – Unsicherheit bleibt hoch

BASF schnitt bereits im im vierten Quartal 2020 deutlich besser ab, als von Analysten erwartet.
Frankfurt Der Chemiekonzern BASF hat 2020 als Folge der Coronakrise und hoher Wertberichtigungen erstmals seit Jahrzehnten rote Zahlen geschrieben. Unterm Strich verblieb ein Nettoverlust von rund einer Milliarde Euro, wie der Konzern am Freitagmorgen mitteilte. Der Betriebsgewinn (Ebit) vor Sondereinflüssen sank um knapp ein Viertel auf 3,6 Milliarden Euro, der Free-Cashflow um 37 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro.
Nach einer deutlichen Trendwende im vierten Quartal sieht sich der Chemieriese operativ inzwischen aber wieder in einem deutlichen Aufwärtstrend. Er stellt daher für 2021 eine kräftige Steigerung des operativen Gewinns in Aussicht. Den Umsatz will der Konzern von 59 auf 61 Milliarden bis 64 Milliarden Euro steigern.
Für das Ebit vor Sondereinflüssen peilt die BASF einen Wert zwischen 4,1 Milliarden und fünf Milliarden Euro an. Das entspricht einer Steigerung von 14 bis 39 Prozent. Die Kapitalrendite soll nach dem schwachen Wert von 1,7 Prozent im Vorjahr wieder auf 8 bis 9,2 Prozent steigen.
Gemessen am operativen Ergebnis bleibt der Konzern damit aber noch deutlich hinter seinem früheren Ertragsniveau zurück. Im letzten Jahrzehnt erwirtschaftete die BASF über weite Strecken noch Betriebsgewinne vor Sondereinflüssen zwischen sechs und acht Milliarden Euro und einen Free-Cashflow von deutlich mehr als drei Milliarden Euro pro Jahr.
Mit der Dividende dagegen bewegt sich der Chemieriese weiter auf Spitzenniveau. Für 2020 will er wie im Vorjahr 3,30 Euro je Aktie ausschütten. Das entspricht einer Ausschüttungssumme von drei Milliarden Euro.
Von der bisherigen Devise, die Dividende möglichst jedes Jahr zu erhöhen, rückt der Konzern damit jedoch offenbar ab. Brudermüller hat dieses, vor einigen Jahren definierte Ziel nicht wiederholt, sondern nur eine weiterhin hohe Dividende in Aussicht gestellt.
„Wir erwarten, dass die Ertragskraft unseres existierenden Geschäfts und der damit erwirtschaftete operative Cashflow in den kommenden Jahren sowohl die Investitionen in das existierende Geschäft als auch unsere Dividendenzahlungen decken wird. Basierend auf unserer mittelfristigen Finanzplanung werden wir darüber hinaus Spielraum haben, unsere Finanzschulden zu reduzieren“, sagte der BASF-Chef.
Zugleich bekräftigte Brudermüller das Ziel, künftig primär auf organisches Wachstum zu setzen. Der Ausbau des Geschäfts mit Batterie-Materialien und das im Bau befindliche große Chemiewerk in Südchina bilden dabei Schwerpunkte.
Kleinere ergänzende Akquisitionen seien denkbar, aber man plane keine milliardenschwere Zukäufe. Insgesamt wolle die BASF weniger kapitalintensiv werden. Das Investitionsbudget für die kommenden fünf Jahre wurde gegenüber den bisherigen Planungen leicht auf 22,9 Milliarden Euro reduziert.
BASF plant IPO von Wintershall Dea für 2021
Eine deutliche Verbesserung der Finanzstruktur und eine Reduktion der Nettofinanzschulden von zuletzt 14,7 Milliarden Euro verspricht das noch laufende Desinvestitions-Programm. 2021 stehen in diesem Rahmen noch der Verkauf des Pigmentgeschäfts für 1,1 Milliarden Euro an die japanische DIC-Gruppe sowie der geplante Börsengang der Energietochter Wintershall Dea an, die 2019 aus der Fusion von Wintershall mit der Dea-Gruppe entstand.
Die Integration der beiden Unternehmen sei erfolgreich abgeschlossen, sagte BASF-Finanzchef Hans-Ulrich Engel. „Wir gehen von einer Erstplatzierung im Jahr 2021 aus, abhängig von den Marktbedingungen.“ Das Umfeld für den bereits seit längerem geplanten Schritt an die Börse hat sich zuletzt durch die Erholung bei den Öl- und Gaspreisen verbessert.
Die BASF hält an dem Öl- und Gasproduzenten einen Anteil von rund zwei Dritteln. In den Büchern des Chemieriesen steht die Beteiligung mit einem Buchwert von rund zehn Milliarden Euro. Eine komplette Trennung von dem Engagement zu dieser Bewertung könnte dem Konzern eine sehr starke Entschuldung ermöglichen. Allerdings dürfte ein IPO im laufenden Jahr nur den ersten Schritt auf diesem Weg markieren.
Die BASF-Aktie verbuchte am Freitagmorgen dennoch leichte Kursverluste, nachdem sich die Bewertung des Konzerns in den letzten Wochen deutlich erholt hatte. Bereits Ende Januar hatte der Konzern vorab mitgeteilt, dass sich das Geschäft im vierten Quartal deutlich besser entwickelt hatte als erwartet.
Der Konzern sei jetzt in seinem Ausblick etwas vorsichtiger als vom Markt erwartet, kommentierte Markus Mayer von der Baader Bank die Prognosen des Chemiekonzerns. Nach den Kursgewinnen der letzten Wochen seien daher Gewinnmitnahmen zu erwarten.
Seine Zuversicht für 2021 bekräftigte das BASF-Management nun im Ausblick. Man erwarte, dass sich die Weltwirtschaft von dem starken Einbruch infolge der Corona-Pandemie erholen werde, teilte der Chemiekonzern am Freitagmorgen mit. Allerdings blieben die Unsicherheiten über die weitere Entwicklung außergewöhnlich hoch.
Das Risiko von erneuten Unterbrechungen der globalen Lieferketten sowie damit verbundener negativer Effekte auf die gesamte Wirtschaft spiegelt sich in der breiten Prognosespanne beim Ergebnis wider. „Wir sind aber zuversichtlich, dass wir ohne solche negativen Auswirkungen ein Ergebnis erwirtschaften können, das am oberen Rand unseres Prognoseintervalls liegt“, erklärte BASF-Chef Martin Brudermüller.
Der Chemiekonzern unterstellt in seiner Prognose, dass im Jahr 2021 alle wesentlichen Abnehmerindustrien wachsen werden, besonders die Automobilindustrie. Für die Weltwirtschaft geht der Konzern von einem Wachstum von 4,3 Prozent aus, für die globale Chemieproduktion von einem Plus von 4,4 Prozent. Das Unternehmen rechnet mit einem durchschnittlichen Ölpreis von 50 US-Dollar pro Barrel Brent und einem Wechselkurs von 1,18 US-Dollar/Euro.
Hohe Abschreibungen, Margen unter Druck
Im vergangenen Jahr musste der Konzern zum Teil heftige Einbußen verkraften, insbesondere im ersten Halbjahr. Als Folge der Coronakrise und der damit verbundenen Nachfrageschwäche in wichtigen Abnehmerindustrien wie der Automobilindustrie war in dieser Phase vor allem das Geschäft mit Basischemikalien, Kunststoffen und vielen Industriechemikalien stark unter Druck geraten.
In Teilbereichen kam es zudem zu einem starken Margenverfall, etwa bei Petrochemikalien und Polyurethanen. Das zwang den Konzern bereits zur Jahresmitte, seine ursprünglich relativ stabile Ertragsprognose für 2021 deutlich zu reduzieren.
Im vierten Quartal haben sich diese Geschäfte jedoch unerwartet kräftig erholt, so dass der Gewinneinbruch letztlich nicht so dramatisch ausfiel wie noch im Sommer befürchtet.
Dessen ungeachtet hat auch die BASF – ähnlich wie Bayer – den längerfristig eingetrübten Wachstumsperspektiven in einigen Segmenten mit größeren Wertberichtigungen Rechnung getragen. So schrieb der Chemiekonzern bereits im ersten Halbjahr gut 800 Millionen Euro auf seine Mehrheitsbeteiligung an Wintershall Dea ab, im dritten Quartal folgten weitere Wertkorrekturen von 2,8 Milliarden Euro auf diverse Aktivitäten im Chemiebereich.
Vor allem diese Abschreibungen sorgten dafür, dass das Konzernergebnis mit minus 1,06 Milliarden Euro erstmals seit mehr als vier Jahrzehnten negativ ausfiel. Im Vorjahr hatte BASF noch einen hohen Nettogewinn von 8,4 Milliarden Euro ausgewiesen, bedingt zum Teil durch hohe Buchgewinne aus der Neubewertung von Wintershall.
Mehr: Bayer macht mehr als zehn Milliarden Euro Verlust – und senkt die Dividende.
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