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Umstrittene Umbaupläne Konflikt bei Airbus-Tochter spitzt sich zu: IG Metall droht mit Warnstreiks

Die Arbeitnehmervertreter fordern für die Beschäftigten von Premium Aerotec einen Sozialplan. Notfalls will man den mit Arbeitskämpfen durchsetzen.
27.08.2021 - 12:06 Uhr 2 Kommentare
Der Konflikt um die mögliche Aufspaltung von Premium Aerotec sorgt seit Monaten für Unruhe. Quelle: dpa
Airbus-Produktion

Der Konflikt um die mögliche Aufspaltung von Premium Aerotec sorgt seit Monaten für Unruhe.

(Foto: dpa)

Frankfurt Im Konflikt um die Zukunft der deutschen Airbus-Tochter Premium Aerotec drohen die Gewerkschaft IG Metall und der Betriebsrat mit Warnstreiks. „Gemeinsam mit der Geschäftsführung müssen wir zu Lösungen kommen, mit denen der Abbau von Arbeitsplätzen und die Schließung von Standorten verhindert wird“, sagte Daniel Friedrich, Bezirksleiter IG Metall Küste, am Freitag: „Sollten wir in den Verhandlungen nicht weiterkommen, sind Warnstreiks für unsere Forderung nach einem Sozialtarifvertrag kurzfristig möglich.“

Airbus will die deutsche Tochter aufspalten – das sorgt bei den Beschäftigten für große Unruhe. Deshalb hat es in den vergangenen Wochen bereits mehrere Protestaktionen gegeben. Die Arbeitnehmervertreter verlangen nun einen Sozialtarifvertrag, in dem die Bedingungen für die betroffenen Mitarbeiter geregelt werden. Das beschloss die Tarifkommission am Freitag. Am 1. September sollen die Verhandlungen in Hamburg offiziell beginnen.

„Die Pläne des Airbus-Managements überzeugen uns nicht“, sagte Holger Junge, der Vorsitzende des Airbus-Konzernbetriebsrats: „Wir erwarten vom Arbeitgeber feste Zusagen für die heutigen Arbeitsanteile in bestehenden und vor allem zukünftigen Projekten und Programmen von Airbus Operations und Premium Aerotec, mit denen die Zukunft aller jetzigen Standorte und die Arbeitsplätze langfristig gesichert werden.“

Dass sich der Konflikt um Premium Aerotec zuspitzen wird, zeichnet sich schon länger ab. Vor einigen Wochen hatte die IG Metall erstmals einen „heißen Herbst“ für das Airbus-Management angedeutet. Konzernchef Guillaume Faury will die Fertigungsstruktur des Flugzeugbauers umbauen und für die Zukunft fit machen. Die Entwicklung nachhaltiger Flugzeuge – also etwa mit Wasserstoff angetriebene Flugzeuge – erfordert völlig neue Konzepte.

Um diese schnell und effizient zur Marktreife bringen zu können, muss der Bau von großen Komponenten nach Ansicht des Top-Managements enger an den Konzern rücken. Nur so könnten schon bei der Entwicklung die notwendigen Voraussetzungen für die spätere Produktion einfließen.

Premium Aerotec: Schließung ganzer Werke befürchtet

Das hat Folgen für Premium Aerotec. Airbus will die Tochter aufteilen: Die großen Komponenten sollen enger an den Konzern gebunden, die Fertigung von Einzelteilen dagegen ausgegliedert und an Investoren verkauft werden. Das abgetrennte Unternehmen soll dann auch Teile für andere Hersteller bauen.

In den Augen der Arbeitnehmervertreter gefährdet dieses Vorhaben aber Stellen und sogar ganze Werke wie zum Beispiel das in Augsburg oder in Varel. Das Augsburger Werk schreibt nach Unternehmensangaben schon länger Verluste. Gewerkschaftler fürchten deshalb, dass ein neuer Investor umgehend Arbeitsplätze und weite Teile der Produktion etwa nach Osteuropa verlagern wird.

Betriebsrat und IG Metall hatten deshalb Entgegenkommen bei den Fixkosten angeboten und das Management darum gebeten, eine Gegenrechnung mit einem Verbleib der Tochter in der Gruppe vorzunehmen.

Doch die hat laut Airbus zu keinem anderen Ergebnis geführt. In diesem Szenario seien bis zu 1000 Stellen bei der deutschen Tochter gefährdet, heißt es in einem kürzlich bekannt gewordenen Schreiben an die Personalvertretungen. „Unsere bevorzugte Lösung bleibt, einen starken, externen Partner für dieses Geschäft zu finden, der – davon sind wir überzeugt – langfristig ein nachhaltiges Geschäft für die Mitarbeiter und die Standorte sichern wird“, hieß es in einem Ende Juli verbreiteten Statement.

Bundesfinanzminister und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz (Bildmitte) hatte Anfang August das Werk Varel von Premium Aerotec besucht. Der Konflikt um die Zukunft der Airbus-Tochter ist auch ein politisches Thema. Quelle: imago images/photothek
Protest bei Premium Aerotec in Varel

Bundesfinanzminister und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz (Bildmitte) hatte Anfang August das Werk Varel von Premium Aerotec besucht. Der Konflikt um die Zukunft der Airbus-Tochter ist auch ein politisches Thema.

(Foto: imago images/photothek)

Die angekündigten Arbeitskämpfe treffen den Airbus-Konzern in einer sensiblen Phase. Nach der schweren Krise, ausgelöst durch die Pandemie, erholt sich das Unternehmen nun wieder und hat ehrgeizige Pläne entwickelt. So sollen bis Jahresende statt 566 nun 600 Verkehrsflugzeuge an die Kunden ausgeliefert werden.

Großen Anteil am Hochlauf der Fertigung haben die Kurz- und Mittelstreckenjets der A320-Familie. Konzernchef Faury will deren Produktion in diesem Jahr von 40 auf 45 Flugzeuge pro Monat steigern. 2023 sollen es dann 64 und 2025 sogar 75 Jets monatlich sein. So ein Hochlauf muss präzise vorbereitet sein, vor allem in der Lieferkette. Eine monatelange Auseinandersetzung mit immer neuen Arbeitsniederlegungen könnten die Pläne empfindlich stören.

Alte Differenzen zwischen den Großaktionären Deutschland und Frankreich

Der seit Monaten schwelende Konflikt ist längst auch ein politisches Thema. Er reißt alte Wunden zwischen den beiden Großaktionären von Airbus, Deutschland und Frankreich, auf. Beide Länder halten Anteile am Flugzeugbauer, immer wieder wurde in der Vergangenheit über eine gerechte Verteilung von Jobs oder auch Lasten gestritten.

Der aktuelle Streit befeuert die Rivalität vor allem deshalb, weil die französische Tochter Stelia – mehr oder weniger das Pendant zu Premium Aerotec – komplett im Konzern verbleiben soll. Begründet wird das unter anderem mit einer besseren Kostenstruktur bei Stelia.

Die deutschen Arbeitnehmervertreter wollen das aber nicht so hinnehmen. „Statt Spaltung und Zerschlagung brauchen wir eine Stärkung der Wertschöpfungskette unter Einbeziehung aller Standorte“, so Thomas Busch, der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats von Premium Aerotec: „Airbus darf die Coronakrise nicht ausnutzen, um den Konzern auf Kosten der Beschäftigten und einzelner Standorte neu zu strukturieren. Wir brauchen Sicherheit für die Beschäftigten aller Standorte. Dafür treten wir in der Tarifbewegung an.“

Mehr: Mit Strom gen Himmel: So weit ist die Entwicklung von Elektroflugzeugen.

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2 Kommentare zu "Umstrittene Umbaupläne: Konflikt bei Airbus-Tochter spitzt sich zu: IG Metall droht mit Warnstreiks"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Danke an Jens Koenen für den sachlichen Bericht!

  • Irgendwelche Teile von Airbus an "Investoren" vielleicht sogar an Hedgefonds zu verkaufen halte ich persönlich nicht für zielführend: Daimler macht es mit der LKW Sparte besser - Daimler übergibt die neuen Aktien der LKW Sparte den Daimler Aktionären. Diese Aktionäre sind seit Jahren bei Daimler engagiert und seriös und zukunftsorientiert.
    Mein Lösungsansatz: "Die großen Komponenten sollen enger an den Konzern gebunden, die Fertigung von Einzelteilen dagegen" IN EINER BÖRSENNOTIERTEN AKTIENGESELLSCHAFT GEBÜNDELT UND AN DIE AIRBUS AKTIONÄRE GEGEBEN werden.
    Das dürfte den Gewerkschaften gefallen, dann hätte die neue Gesellschaft eine wirklich gute Perspektive!

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