US-Industrie Coronavirus trifft US-Unternehmen hart – eine Branche leidet besonders

Der Sportartikelhersteller musste jede zweite Filiale in China vorübergehend schließen.
New York, Düsseldorf Apple hat sie alle überrascht. Der iPhone-Hersteller hat sein Ergebnis im abgelaufenen Quartal um 19 Prozent auf 22 Milliarden Dollar gesteigert. Das waren fast zwei Milliarden mehr, als die Investoren erwartet hatten. Gleich darauf folgte Amazon: Das Weihnachtsgeschäft bescherte dem Online-Händler einen Rekordgewinn von 3,3 Milliarden Dollar – ein Drittel mehr als prognostiziert.
Damit haben die zwei Technologie-Schwergewichte gleich zu Beginn der US-Berichtssaison eine positive Note verliehen. Nachdem bei den 500 größten amerikanischen Unternehmen, die im Aktienindex S&P 500 vertreten sind, die Nettogewinne drei Quartale lang hintereinander gesunken waren, legten sie zwischen Oktober und Dezember im Schnitt um gut ein Prozent auf insgesamt knapp über 300 Milliarden Dollar zu.
Damit ist das Gesamtjahr zwar nicht ganz gerettet, denn die Gewinne dürften im Gesamtjahr 2019 auf dem Vorjahresniveau verharrt sein. Und ob es zu einem leichten Plus reicht, werden erst die letzten noch gut 100 ausstehenden Quartalsergebnisse der meist kleineren Unternehmen zeigen. Aber auf jeden Fall gab es einen versöhnlichen und besseren Abschluss als erwartet.
Doch das ist Vergangenheit. Der Blick gilt der Zukunft – und dort klaffen Anspruch und Realität weit auseinander. Die Wall Street geht bislang davon aus, dass die 500 größten US-Konzerne in diesem Jahr ihre Gewinne im Schnitt um mindestens zehn Prozent steigern werden. Das ergibt sich aus den Berechnungen der Analysten.
Doch bei den Unternehmen spiegelt sich diese Zuversicht bislang nicht wider. Im Gegenteil, etliche Firmen haben angesichts negativer Auswirkungen durch das Coronavirus ihre Prognosen nach unten korrigiert. Das gilt für die Handtaschenmarke Coach und deren Holding-Mutter Tapestry ebenso wie für den Konkurrenten Michael Kors oder das Kosmetik-Unternehmen Estee Lauder.
„Das Coronavirus steht derzeit ganz oben auf der Sorgenliste der Investoren“ warnt Arnim Holzer, Stratege der Investmentgesellschaft EAB in Philadelphia. Einer der prominentesten Mahner ist Nike. Es sei kurzfristig mit „erheblichen Auswirkungen“ auf das China-Geschäft zu rechnen, hieß es beim weltgrößten Sportartikelhersteller nach Vorlage der Quartalszahlen. Jede zweite Filiale in China hat Nike geschlossen.
Für die anderen Läden gelten eingeschränkte Öffnungszeiten, weil deutlich weniger Kunden kommen. Nike-Chef John Donahoe sprach von einer schwierigen Situation. Mit knapp sieben Milliarden Dollar Umsatz und zweistelligen Wachstumsraten in den vergangenen Jahren ist China für Nike der mit Abstand wichtigste Auslandsmarkt. Knapp ein Fünftel trug das Land zuletzt zum Gesamtertrag bei.
Nicht nur Nike, so gut wie alle amerikanischen Handels- und Konsumkonzerne mit China-Geschäft sind verunsichert. Starbucks hat 2000 Filialen in China geschlossen, McDonald's Hunderte Restaurants und Apple so gut wie alle Geschäfte in dem Land. Auch die Tourismus-Branche stellt sich auf sinkende Erträge ein.
Die großen Fluggesellschaften Delta Air Lines und American Airlines haben, wie fast alle internationalen Anbieter, ihre Langstreckenflüge von und nach China bis mindestens Ende März gestrichen. Boeings Finanzchef Greg Smith warnte bereits vor den Folgen für den Flugverkehr.
Rasches Ende der Corona-Krise ist nicht in Sicht
Ein rasches Ende der Corona-Krise ist nicht in Sicht. Die Analysten der japanischen Investmentbank Nomura gehen davon aus, dass das Virus „verheerende Auswirkungen“ auf die chinesische Wirtschaft im Januar und Februar hat. „Wir machen uns Sorgen, dass die weltweiten Märkte das Ausmaß der Auswirkungen bislang deutlich unterschätzen.“
Die Pharmaindustrie dämpfte zwischenzeitlich aufgekommene Hoffnungen auf die schnelle Entwicklung eines Impfstoffes oder einer wirksamen Therapie gegen das Virus. Bis dahin sei es vielmehr noch ein langer Weg. „Wir sprechen von mindestens zwölf bis 18 Monaten“, sagte Thomas Breuer, Leiter der Gesundheitssparte beim britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline.
Indirekt, aber im Vergleich mit Unternehmen aus allen Branchen mit Abstand am stärksten, leiden die großen Ölkonzerne unter den Folgen des Virus. Weil der weltweite Ölpreis seit Ausbruch der Krise um weitere 20 Prozent auf unter 55 Dollar je Barrel gefallen ist, brechen nicht nur die Gewinne, sondern auch die Gewinnaussichten bei Exxon, Chevron und Conoco Phillips ein.
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