US-Pharmakonzern Merck & Co schließt Generika-Deal für seine Covid-19-Pille ab

Einer klinischen Studie zufolge könnte die Pille bei frühzeitiger Verabreichung das Risiko von schweren Erkrankungen und Tod durch eine Covid-19-Infektion halbieren.
New York Der US-Pharmakonzern Merck & Co wird sein Covid-19-Medikament an den Medicines Patent Pool lizenzieren, damit ärmere Länder die Pillen als Generika produzieren können. Bei dem Medicines Patent Pool (MPP) handelt es sich um eine von den Vereinten Nationen unterstützte Non-Profit-Gruppe, die Entwicklungs- und Schwellenländern den Zugang zu oft teuren Medikamenten erleichtern will.
Der MPP wird mit verschiedenen Herstellern zusammenarbeiten, um das Mittel Molnupiravir für insgesamt 105 Länder herzustellen. Dazu gehören unter anderem Pakistan, Kambodscha und der ganze Kontinent Afrika.
Die Pille von Merck gilt als Durchbruch bei der Behandlung von Covid-19, da sie auch zu Hause eingenommen werden kann und kein Krankenhausaufenthalt, keine Verabreichung durch Spritzen und keine besondere Aufbewahrung notwendig ist. Andere Medikamente wie das Steroid Decamethasone und das antivirale Mittel Remdesivir können zwar die Zeit im Krankenhaus verkürzen, müssen aber intravenös verabreicht werden.
Das Mittel Molnupiravir von Merck kann hingegen auch ohne Arzt eingenommen werden und sorgt dafür, dass die meisten Patienten gar nicht erst ins Krankenhaus müssen. Am wirksamsten ist das Medikament, wenn es in einem frühen Stadium der Krankheit eingenommen wird.
Pandemie verschärft Ungleichheit
Mit dem jüngsten Abkommen wird zumindest bei der Behandlung von Covid-19 das Problem der Ungleichheit angegangen, das im Zuge der Pandemie deutlich sichtbar wurde: Während reiche Länder genug Vakzine haben und sich eine Diskussion über den Sinn von Impfungen leisten können, haben die meisten Länder der Erde nicht einmal Zugang zu den Impfstoffen. Deren Hersteller weigern sich bisher, ihre Patente für ärmere Länder freizugeben, weil diese nicht in der Lage seien, sie zu produzieren.
„Vakzine waren der herausragende Fall, bei dem die Menschen sagen: Das ist nicht fair, bei allem, was passiert“, sagte der MPP-Direktor Charles Gore. „Dies ist nun ein Schritt, dies zumindest teilweise zu korrigieren“, kommentierte er das Abkommen mit Merck. Laut Merck-Direktor Paul Schaper wird der Deal „globalen Zugang in Ländern mit hohen, mittleren und niedrigen Einkommen gleichzeitig“ ermöglichen.
Merck wird also sein Medikament für reiche Länder selbst produzieren und dort auch Geld verdienen und für ärmere Länder Generika-Hersteller lizenzieren. Der Konzern hat Molnupirarvir bereits auch an Generika-Hersteller in Indien lizenziert – unter anderem an Dr. Reddy’s Laboratories und an Sun Pharmaceutical Industries. Merck, Ridgeback und die Emory University, wo Forscher das Medikament entwickelten, verzichten in dem Deal mit MPP auf Lizenzgebühren für die Patente.
Der Pharmakonzern verhandelt auch mit reichen Ländern wie Australien und Südkorea über Lieferungen. Der Konzern rechnet damit, in diesem Jahr Pillen für zehn Millionen Behandlungen zu produzieren, und will die Produktion im kommenden Jahr aufstocken.
Auch die Bill & Melinda Gates Stiftung hat jüngst 120 Millionen Dollar bereitgestellt, um die Herstellung von Generika-Molnupivar für ärmere Länder zu unterstützen. Rund 50 Unternehmen sollen sich bereits für die Produktion interessieren.
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