Vergütung Für VW-Chef Müller ist bei zehn Millionen Euro doch nicht Schluss
Düsseldorf Volkswagen-Chef Matthias Müller hat seine Grenzen erreicht. Das Einkommen des Chefs von Europas größtem Automobilkonzern ist seit 2017 bei zehn Millionen Euro gedeckelt. Inklusive Pensionsaufwendungen des Konzerns und Nebenleistungen fließen Müller für 2017 allerdings 10,3 Millionen Euro zu. Im Vorjahr waren es vergleichbar 7,8 Millionen Euro.
Doch VW rechnet anders und lässt Altersvorsorge und Nebenleistungen wie Dienstwohnung oder Versicherungen außen vor. So kommt Müller nach VW-Berechnungen für das vergangene Geschäftsjahr auf 9,5 Millionen Euro, knapp unter der psychologisch wichtigen Gehaltslinie von zehn Millionen Euro.
Trotzdem liegt der VW-Vorstand weiterhin im vorderen Feld der bestbezahlten Vorstände Deutschlands. Insgesamt stiegen die Vorstandsbezüge bei Volkswagen um fast ein Drittel auf gut 50 Millionen Euro. Die Unternehmen legen derzeit ihre Vergütungsberichte vor. Im Vergleich der 17 verfügbaren Berichte aus dem Dax liegt Müller derzeit auf Rang fünf. Spitzenreiter ist er inzwischen allerdings beim Fixgehalt. 2,12 Millionen Euro sind ihm sicher, egal wie das Geschäft läuft. 2016 waren es knapp 1,58 Millionen Euro. Eine Steigerung von einem Drittel binnen eines Jahres.
Grundlage dafür sind neue Vergütungsverträge, die der VW-Aufsichtsrat mit allen Vorständen geschlossen hat. Das Unternehmen musste nicht zuletzt unter dem Eindruck der Folgen des Dieselskandals und nach massiver öffentlicher Kritik sein Vergütungssystem überarbeiten. Die zuvor rückwärtsgewandte Tantieme wurde umgedreht.
Jetzt wird ein drei Jahre vorausschauender Performanceplan gewährt. Dabei werden vor allem kapitalmarktorientierte Erfolgskriterien wie Ergebnis je Aktie angelegt. Zudem führte der Aufsichtsrat eine Gehaltsobergrenze ein. Die bezieht sich auf den Betrag, der für Müller und seine Vorstandskollegen kassenwirksam ist. Die Einkommen einfacher VW-Vorstände sind bei 5,5 Millionen Euro gedeckelt.
Auslöser für den Umbau war auch die teilweise extrem gestiegene Vergütung des Vorstands unter Führung des Ex-Chefs Martin Winterkorn. Dem hätten teilweise mehr als 17 Millionen Euro zugestanden. VW suchte damals die Wogen unter anderem durch freiwilligen Verzicht zu glätten.
Theoretisch hätte Müller im vergangenen Jahr 16 Millionen Euro bekommen können, wenn alle Leistungsfaktoren maximal erreicht worden wären. Faktisch ist für ihn vorerst bei zehn Millionen Schluss.
SAP-Chef Bill McDermott, Top-Verdiener unter Deutschlands Vorständen, hat im zurückliegenden Geschäftsjahr mit 21,8 Millionen Euro mehr als doppelt so viel verdient. Theoretisch hätten es sogar 40 Millionen Euro sein können.
Auch SAP war zuletzt wegen seiner Vorstandsbezahlung heftig in die Kritik geraten. Allerdings nicht wegen der Höhe, sondern weil das System einigen Investoren zu undurchsichtig schien. Auch kennt SAP keine Gehaltsbegrenzung. Nach einigen Änderungen hofft der Aufsichtsrat nun, auf der anstehenden nächsten Hauptversammlung nicht erneut ein Abstimmungsdesaster zu erleben.
Bei Volkswagen besteht dieses Risiko gar nicht erst. Das Land Niedersachsen, die Familien Porsche und Piëch und andere Großaktionäre garantieren Hauptversammlungen ohne Überraschungen.
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@Herr Lothar Bitschnau:
Doch, wenn Sie behaupten wollen, dass Sie schon jemals wirksam darüber bestimmt hätten, wie die Vorstandsvergütung in Ihren Portfoliounternehmen auszusehen hat, dann liegen Sie völlig falsch. Diese Macht / Möglichkeit haben Sie als Kleinaktionär einfach nicht. Und welches AUfsichtsratsmitglied haben Sie jemals gewählt, das nicht von der Verwaltung vorgeschlagen war und damit zur Clique gehört hat?
@ Tante Mila:
Ich bin ein stolzer Kleinaktionär einiger Dax Konzerne und ich lieg nicht falsch,
sondern hab meine klare Meinung zu diesem Thema.
@ Herr Lothar Bitschnau: Da liegen SIe leider ziemlich falsch, denn die Eigentümer haben faktisch nicht die Macht, diese Gehaltsstrukturen zu ändern oder zu sanktionieren. Tatsächlich werden die Gehälter im Namen des Unternehmens durch den Aufsichtsrat festgelegt, der zwar von den Hauptversammlungen gewählt wird, deswegen aber noch lange nicht immer die Interessen der Aktionäre auch wirklich vertritt. Aufsichtsräte, gerade in DAX-Unternehmen, sind doch ein elitärer Kreis, der mehr oder weniger eng mit dem ebenso elitären Kreis der Vorstände verbandelt ist. Da gibt es kein wirkliches Durchgreifen. Gutes Beispiel VW: Aktionäre (also Eigentümer) wurden mit einer symbolischen Mini-Dividende abgespeist während die Vorstände lauthals auf Auszahlung ihrer Boni bestanden haben.
Und der zweite Punkt ist die Verhältnismäßigkeit im Bezug zur Entlohnung der Mitarbeiter, die inzwischen in vielen Unternehmen in einem krassen Missverhältnis steht. So etwas hat gesellschaftliche Auswirkungen, die eine Diskussion über solch abgehobene Gehälter und Zusatzvergütungen sehr wohl erforderlich machen.
Es sei allen gegönnt, die wirklich etwas leisten und Mehrwert schaffen!
Herr Müller ist allerdings an der Spitze eines bislang einzigartigen Betrugssystems, auf Kosten unser aller Gesundheit.
Wie können wir es zulassen, dass wir - mit Hilfe der Politik - derartig betrogen werden, und sich VW gleichzeitig solcher Gewinne rühmt? Die Gewinne von VW und auch das Gehalt von Herrn Müller sollten vom Staat als durch Straftaten erlangte Vorteile eingezogen werden.
Sollen sie doch an ihrem Geld ersticken!
Der Sinn von Gehaltsdebatten über Dax-Vorstände in den Medien ist mir unklar.
Dies ist doch die ureigene und ausschließliche Sache der Eigentümermehrheit (Aktionärsmehrheit) und nicht der Politik.
Die Gehälter der 10 bestbezahlten Spieler von FC Bayern München liegen durchschnittlich über 12 Mio. Euro je Saison und Spieler ohne Werbeeinnahmen und Prämien. Und?
Bei diesen und anderen Bereichen kräht rechterweise auch kein Hahn dannach.