Verkehrssteuerung Bridgepoint kauft Softwarespezialisten PTV von der Porsche SE

Bridgepoint will die Karlsruher Firma PTV als Plattform nutzen, um einen globalen Anbieter für intelligente Verkehrssteuerung aufzubauen.
Frankfurt, Stuttgart Der Karlsruher Verkehrssteuerungs-Softwareanbieter PTV erhält einen neuen Mehrheitseigentümer. Bridgepoint übernimmt 60 Prozent der Anteile von der Porsche SE, wie die britische Beteiligungsfirma am Dienstag mitteilte. Die Holding, in der die Familien Porsche und Piëch ihre Anteile an Volkswagen bündeln, soll demnach mit 40 Prozent beteiligt bleiben.
Die PTV Planung Transport Verkehr AG simuliert und plant Verkehrsflüsse in 2500 Städten weltweit und konkurriert dabei mit Firmen wie Bentley und Caliper. Zudem bietet PTV Software zur Planung von Logistikprozessen an, insbesondere zur Routenoptimierung.
Intelligente Verkehrssteuerung hilft Städten, eine Überlastung der Verkehrsnetze zu vermeiden und dadurch auch den Ausstoß von CO2 und schädlichen Abgasen zu reduzieren. Bridgepoint will PTV, eine Ausgründung der Technischen Universität Karlsruhe, als Plattform nutzen, um einen globalen Anbieter für intelligente Verkehrssteuerung aufzubauen.
„Darüber hinaus bietet sich das Unternehmen als ideale Plattform an, um weitere Zukäufe im Bereich intelligenter Mobilitäts-Ökosysteme zu tätigen“, sagte Carsten Kratz, Leiter des Deutschlandgeschäfts von Bridgepoint. Kratz hatte vor Kurzem im Gespräch mit dem Handelsblatt angekündigt, pro Jahr zwei Beteiligungen im deutschsprachigen Raum tätigen zu wollen. .
PTV beschäftigt rund 900 Mitarbeiter, ist mit einem operativen Ergebnis von 5,3 Millionen Euro profitabel und setzte vergangenes Jahr 108 Millionen Euro um. Die Firma wurde 1979 von Hans Hubschneider und Michael Sahling gegründet, die in den frühen 1980er-Jahren eines der ersten Computerprogramme für die Tourenplanung schrieben. Heute basieren PTVs Softwareprodukte auf proprietären Verkehrsalgorithmen, mit denen sich Verkehrsströme in Echtzeit darstellen lassen. Aber so richtig vom Fleck kam das Unternehmen seit der Übernahme durch die Porsche SE nicht.
Angaben zum Kaufpreis machten beide Seiten nicht. Porsche hatte das Unternehmen 2017 für 312 Millionen Euro von der Porsche SE übernommen. Der Unternehmenswert liegt laut Branchenkreisen heute nicht wesentlich höher. Demnach dürfte Porsche für die Anteile weniger als 200 Millionen Euro eingenommen haben.
„Mit Bridgepoint haben wir einen starken Partner, der ein ausgeprägtes Verständnis für den entsprechenden Softwaremarkt und breite Erfahrung in der Entwicklung von Unternehmen mitbringt, um das Wachstum der PTV konsequent weiter voranzutreiben“, sagte Lutz Meschke, im Porsche-Vorstand für Beteiligungsmanagement zuständig.
Finanzkräftig genug sei auch die Porsche SE gewesen, um eine Expansion zu finanzieren. Aber Meschke hat die Investitionsstrategie überarbeitet und in seiner bislang kurzen Amtszeit drei Beteiligungen getätigt und zwei Desinvestments. Das sind jetzt schon mehr Transaktionen als unter seinem Vorgänger. Und Meschke kündigte an, den Erlös aus dem PTV-Verkauf zu reinvestieren.
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